Rezitation "Wir bleiben ewig nur zwei Waisenkinder" (François Villon)

Aus Ugugu
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Klaus Kinskis Rezitation basiert auf Paul Zechs Nachdichtung "Die Ballade von der schönen Stadt Morah". Allerdings hat Kinski die originale vierte Strophe weggelassen.


Rezitationstext

Und als ich in die schöne Stadt reinfuhr,
weil sie so lang und breit am Wasser liegt,
da tat ich gleich bei meinem Bart den Schwur,
dass mich kein Hund aus dieser Stadt rauskriegt.
Ach, sagte ich zu ihr:
ich bleibe ewig dein Geliebter hier.
 
Da lagen auch soviel Soldaten drin
und gingen Arm in Arm mit mancher Frau.
Ich aber sprang da zu dem Wasser hin
und nahm mir eine Wolke weiss und blau.
und sagte dann zu ihr:
du bist mein allerschönstes Schmeicheltier.
 
Doch da kam auch eine kleine Fischerin
in einem weissen Segelschiff heran
und fragte, ob ich Villon sei,
François Villon, und nicht ein irgendwelcher Mann.
Da sagte ich zu ihr:
Nun nimm ihn schon den Schnabel und probier.
Und als ich wieder aus der Stadt rausfuhr,
da gingen nach mir die Soldaten auch
und schossen auf der schönen Sommerflur
sich lauter rote Löcher in den Bauch.
Aah, sagte ich zu mir:
wie wär es, wenn ich jetzt zurückmarschier?
 
Doch da stand die schöne Stadt schon lang nicht mehr
am Wasser um die blaue Pflaumenzeit;
da lagen nur noch Steine kreuz und quer
und eine Krähe schrie vom Baum ihr Winterleid.
Ach, sagte ich zu ihr:
wir bleiben ewig nur zwei Waisenkinder hier.