1989.03.20 Der Spiegel Nr. 27 S. 125 "Kinski im Hassrausch"
Kultur / Szene
Kinski im Hassrausch
Klaus Kinski, der verdiente Horror-Veteran, hat wieder einmal eine Portion älterer Aufzeichnungen zu einer Autobiographie zusammengepackt, diesmal für den US-Markt, wo sie, mit einem Selbstbildnis des Künstlers auf dem Umschlag, unter dem Titel All I need is love erschienen ist. Die meisten seiner rund 150 Filme findet Kinski keiner Erwähnung wert, doch viele Buchseiten wendet er daran, seinen Lieblingsfeind mit Schimpfkanonanden zu vernichten, den Regisseur Werner Herzog, der fünf Filme mit Kinski gemacht hat: "Herzog ist eine elende, boshafte, neidische, geizige, stinkende, geldgierige, niederträchtige, sadistische, hinterhältige, heimtückische, erpresserische, feige Person, und ein Lügner durch und durch. Sein sogenanntes Talent besteht nur darin, hilflose Geschöpfe zu foltern." Das einzige Filmprojekt, von dem der Autobiograph Kinski (seine Aufzeichnungen enden 1981) schwärmt, ist sein eigener Paganini. Leider hat er 1987 die Chance bekommen, diesen Film, mit sich selbst in der Titelrolle, in Szene zu setzen, und seither prozessiert der Produzent um die schlimme Bescherung: Kinskis Werk, heisst es, sei zwar halbwegs "pornographisch", doch ansonsten keinem Publikum zuzumuten.
Autor: unbekannt