Theaterstück "Mass für Mass" (William Shakespeare)

Aus Ugugu
Wechseln zu: Navigation, Suche
Originaltitel Measure for measure
Form Schauspiel in fünf Akten
Autor William Shakespeare
Uraufführung country gb.gif etwa 1603

Das Stück, dessen Fabel den Hecatomithi des Cinthio entnommen ist, entstand um 1603 in Shakespeares Meisterschafts-Periode zwischen dem Hamlet und dem Othello. Wie diese beiden Tragödien zeugt auch die Komödie von der tiefen Depression des Autors, und die Düsterkeit der Charaktere wird nur schwer vom guten Ausgang aufgehellt; der Schuft Angelo ist dem guten Herzog an künstlerischer Wirkungskraft jedenfalls weit überlegen.


Inhalt

1. Akt, 1.-5. Szene

Zimmer im Palast. Strasse. Kloster. Nonnenkloster. Der Herzog Vincentio von Wien, im Zweifel über die Richtigkeit mancher Punkte seiner Regierungsweise, begibt sich scheinbar auf Reisen und setzt den Lord Angelo mit allen Befugnissen der Macht als seinen Vertreter ein. Während man ihn in Polen glaubt, zieht er jedoch vor, in mönchischer Verkleidung heimlich im Lande zu bleiben und die Vorgaänge unter seinem von ihm hochgeachteten Vertreter heimlich zu beobachten. Angelo greift, besonders was die Unzucht betrifft, voll Strenge auf die frühere Härte der Gesetze zurück und lässt den jungen Claudio, der, ehe die Hochzeit möglich war, die Wege der Liebe beschritten hat, als die Folgen offenbar werden, ins Gefängnis werfen und zum Tode verurteilen. Claudio lässt durch einen Freund seine Schwester Isabella bitten, bei Angelo für ihn Gande zu erwirken.

2. Akt, 1.-4. Szene

Halle bei Angelo. Zimmer. Gefängniszimmer. Zimmer. Angelo gibt Befehle wegen des Vollzuges der Strafe am nächsten Morgen. Isabellas Bitten und Vorstellungen gegenüber bleibt er unbeugsam hart. Der Herzog besucht als Mönch das Gefängnis und spricht Julia, der Braut und Geliebten von Claudio, Mut zu. Angelo, von Isabellas Liebreiz berührt, deutet an, unter welcher Bedingung er das Urteil über Claudio aufhöbe.

3. Akt, 1.-2. Szene

Gefängnis. Strasse. Isabella teilt Claudio voll jungfräulichen Schauders Angelos Bedingung mit. Claudio ist empört: nie dürfe dies geschehen! Als er aber in einem schwachen Augenblick seinen Schmerz, sterben zu müssen, äussert, erwägen sie trotzdem den Antrag. Der Herzog-Mönch meint, Angelo wolle sie nur auf die Probe stellen, muss aber dann anderen Sinnes werden und sucht einen Ausweg: Angelo hat, wie er weiss, vor einigen Jahren eine Braut, Mariane, weil sie durch ein Schiffsunglück ihren mächtigen Bruder Friedrich und ihr Heiratsgut verlor, kalten Sinnes im Stich gelassen; diese Braut, die ihn heute noch liebe, solle ihm an Stelle Isabellas, die zum Schein auf den Antrag eingehen möge, zugeführt werden, wodurch dann Claudios Errettung, Marianes Recht auf die Ehe erreicht sei und Isabella ohne jenes verzweifelte Opfer hervorgehe.

4. Akt, 1.-6. Szene

Zimmer bei Mariane. Gefängnis. Bei Angelo. Vor der Stadt. Beim Tor. Alles wird nach dem Vorschlag des Herzogs eingeleitet, verabredet, vorbereitet. Im Gefängnis wird nun die Begnadigung Claudios erwartet. Sie trifft indes nicht nur nicht ein, sondern Angelo findet es besser, den Preis einzuheimsen und den Mitwisser Claudio für alle Fälle zu beseitigen. Er sendet dringenden Befehl, dass Claudio jedem gegenteiligen Gerücht zum Trotz um vier Uhr morgens hingerichtet werden solle, und setzt damit seiner Schlechtigkeit die Krone auf. Der Herzog lässt zugleich eine angebliche Nachricht von sich verlauten, dass er zurückkehre und sowohl sein Vertreter als jeder, der etwa Klage zu führen habe, ihn am Stadttor empfangen sollten. Von dem redlichen Gefängnisschliesser erlangt er als Mönch Aufschub der Urteilsvollstreckung.

5. Akt

Der Herzog kommt auf dem öffentlichen Platz am Tor an. Die schwersten Anklagen und die überraschendsten Aufklärungen folgen. Er ist zuerst gewillt, das Urteil, dem Claudio glücklich entgangen, nun an Angelo Mass für Mass vollstrecken zu lassen. Aber dessen Reue, Marianens Bitten und seine eigene Güte stimmen ihn milde. Alles löst sich in Freude auf und er selbst führt die warmherzige Isabella als seine Herzogin heim.


Aufführungen

Deutscher Titel Mass für Mass
Regie Wolfgang Langhoff
Bild Karl Gröning
Schauspieler Hildegard Clausnitzer, Antje Ruge, Renate Barken, Ellinor Vogel, Amy Frank, Werner Hinz, Wilhelm Borchert, Arthur Schröder, Klaus Kinski (Claudio), Kurt Weitkamp, Werner Peters, Wilhelm Krüger, Ingo Osterloh, Gert Schaefer, Wolfgang Kühne, Artur Malkowsky, Walter Werner. - Rollen: 16 männliche, 5 weibliche Hauptrollen, Statisterie
Sprache Deutsch
Erstaufführung country de.gif 1948.10.15 Berlin, Kammerspiele des Deutschen Theaters

Klaus Kinski erzählt von den Vorstellungen am Deutschen Theater:

Die Vorstellungen von Mass für Mass sind mir zuwider. Ich schnüffle überall wie ein Köter herum, um etwas Besseres zu finden. Schliesslich will Bert Brecht mich kennenlernen. Ich sehe bei einer Umbesetzungsprobe von Mutter Courage zu. Es ist bereits der dritte Monat, in dem er immer dieselbe Szene probiert. Jedes Wort, jede Bewegung eines Schauspielers wiederholt er tausend Mal! Ich werde ganz besoffen von so viel Stumpfsinn. Das müssen Analphabeten sein!

Als er mich fragt, ob ich in sein Berliner Ensemble eintreten will, suche ich schnell nach einer cleveren Antwort. Aber Brecht ist selbst clever genug und legt mein Schweigen auf seine Weise aus: "Ich selbst müsste dir abraten, es zu tun. Ich habe hier im Osten Narrenfreiheit. Aber so viel Humor, wie man für dich haben müsste, haben die hier ganz sicher nicht."

Quelle: 1991 Klaus Kinski Buch Ich brauche Liebe S. 104