Theaterstück "Charleys Tante" (Walter Brandon Thomas)

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Originaltitel Charley's aunt
Autor Walter Brandon Thomas
Uraufführung 1892.02.29 Bury St. Edmond

Der Schwank Charleys Tante wurde 1966 mit Peter Alexander und Maria Sebaldt verfilmt und 1996 erneut als Fernsehproduktion herausgebracht. Schon Heinz Rühmann hatte damit 1928 einen seiner ersten grossen Bühnenerfolge. Es handelt sich um das erste von Klaus Kinski erwähnte Theaterstück, das er gleich nach seiner Entlassung aus dem englischen Kriegsgefangenenlager in Süddeutschland gespielt hat.

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Zwei Studenten, Jack und Charley, laden eine Tante aus Übersee als Anstandsdame zu ihrem Rendezvous mit zwei Mitstudentinnen ein. Die Ankunft der Tante verzögert sich jedoch und man überredet einen Freund, Lord Fancourt Babberley, in die Rolle der Tante zu schlüpfen. Als dann noch Charleys Vater Jack und Anwalt Spettigue, der Onkel der beiden Mädchen, auftaucht, sieht sich Babberley als Tante plötzlich von zwei Männern umschwärmt. In diesem Chaos behält nur noch der Diener Brassett einen kühlen Kopf. Aber dann taucht die Tante doch noch leibhaftig auf...

Aufführungen

Deutscher Titel Charleys Tante (Eine Farce in 3 Akten)
Regie
Bild
Schauspieler 4 Damen und 6 Herren, darunter Klaus Kinski
Sprache Deutsch
Erstaufführung 1946 mit einem Wandertheater in Süddeutschland
Ich gehe mit einer Wanderbühne mit. Sie spielen Operette, und ich muss singen. Mir ist alles recht, was mich Berlin ein paar Kilometer näher bringt. Ich glaube dem Telegramm meines Bruders nicht. Ich glaube nicht, dass meine Mutter tot ist.

Die Frau des Wanderbühnendirektors ist sehr jung. Sie hat einen zerküssten rosa Himbeermund und tiefe Ringe unter den schwarzen Kirschenaugen. Ich werde sie um jeden Preis vögeln.

Wir spielen in Vereinssälen und Kneipen. Was wir aufführen, ist nicht zu beschreiben. Um das Mass der Blödheit voll zu machen, sollen wir Charleys Tante spielen.

Wir fahren auf offenen Lastwagen und sitzen auf gusseisernen Gartenstühlen. Ich verfluche diese Brut, aber es geht nach Norden. In einer Ortschaft lassen sie uns sogar in dem lausigen Theater auftreten.

Der Park von Offenburg ist voller Menschen. Aber irgendwo muss ich diesen schwachsinnigen Text von Charleys Tante lernen. In dem Stall, in dem man mich einquartiert hat, drehe ich durch. [...]

Sonntags geben wir gleich zwei von diesen infamen Vorstellungen. Eine habe ich schon hinter mir, und ich klaue grosse fleischige Knupperkirschen auf der Landstrasse, vor der Dorfkneipe, in der wir spielen. [...]

Der Direktor und seine junge Frau übernachten in dem Gasthof, in dem wir seit zwei Wochen unsere widerlichen Vorstellungen geben. Tagsüber proben wir im Vereinssaal Charleys Tante. [...]

Ihr Mann will mir keinen Vorschuss geben. Ich schlage ihm auf der Strasse in die Fresse. Wieder ist es ein marokkanischer Soldat, der uns mit seinem Bajonett auseinandertreibt.

Ich haue ab, bevor es Abend wird, und nehme den Frack, den ich auf der Bühne trage, in meinem Seesack mit. Ich sage niemandem, dass ich verdufte. Die werden bei der Abendvorstellung schon merken, dass ich nicht mehr da bin.

Quelle: 1991 Klaus Kinski Buch Ich brauche Liebe S. 72-75