1961 Film "Die toten Augen von London"

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Erstaufführung Filmtitel Dauer Verleih
1961.03.28 Frankfurt am Main, Turm-Palast
1961.03.28 Wiesbaden, Walhalla
Die toten Augen von London 100 Min. / 2717 m country de.gif DE: Prisma-Filmverleih (später: Constantin)
Die toten Augen von London 98 Min. (gekürzte Fassung) country de.gif DE:
Geheimnis von London
1961 Dark eyes of London country gb.gif GB:
1966 Dead eyes of London country us.gif US: Magna Pictures Corp.
1974.03.16 Die toten Augen von London country de.gif DE: ZDF [TV]
1977.01.22 Die toten Augen von London country dd.gif DD: DFF 1 [TV]
1979.03.02 Die toten Augen von London country dd.gif DD:
Produktion Preben Philipsen und Horst Wendlandt für Rialto Film Preben Philipsen Filmproduktion und Filmvertrieb GmbH (Frankfurt am Main)
Drehbuch Trygve Larsen [= Egon Eis] unter Mitarbeit von Piet ter Ulen und Dialogmitarbeit Wolfgang Lukschy nach dem Roman The dark eyes of London (1924) von Edgar Wallace. - Script: Liselotte Christ
Regie Alfred Vohrer. - Assistenz: Zlata Mehlers
Kamera Karl Löb. - Assistenz: Karl-Heinz Linke, Ernst Zahrt. - [Schwarzweiss (35 mm ; 1:1,66)]
Darsteller Joachim Fuchsberger (Inspektor Larry Holt), Karin Baal (Nora Ward), Dieter Borsche (Paul Dearborn), Wolfgang Lukschy (Stephan Judd), Ann Savo (Fanny Weldon), Klaus Kinski (Edgar Strauss), Eddi Arent (Sunny Harvey), Harry Wüstenhagen (Flimmer-Fred), Ady Berber (Jack Farell), Bobby Todd (Lew Norris), Rudolf Fenner (Matt Blake), Ida Ehre (Ella Ward), Hans Paetsch (Gordon Stuart), Franz Schafheitlin (Sir John Archibald), Fritz Schröder-Jahn (Chefinspektor), Walter Ladengast (Pförtner), Joachim Rake (Polizeiarzt), Joseph Offenbach (Totengräber), Kurt A. Jung (Jones), Max Walter Sieg (Chauffeuer), Hans Irle (Polizist), Joachim Wolff (Jenkins), Erich Weiher (Mr. Porter), Horst Schweimler (Liliputaner), Gertrud Prey (Mrs. Brooks), Manfred Steffen, Rolf Mittmann
Sprache Deutsch
Produktionsleitung Herbert Sennewald. - Produktionssekretärin: Editha Busch
Aufnahmeleitung Peter Petersen, Lothar Mäder
Geschäftsführung Leif Feilberg. - Kassiererin: Gertrud Hesse
Schnitt Ira Oberberg. - Assistenz: Susanne Paschen, Jutta Zieren
Ton Werner Schlagge
Bauten Mathias Mathies, Ellen Schmidt, Siegfried Mews
Oberbeleuchter Hermann Goedecke
Requisiten Otto Fechtner, Wilhelm Schaumann
Masken Walter Wegener, Gerda Wegener
Musik Heinz Funk
Kostüme Gudrun Hildebrand
Garderobe Fritz Bergmann, Elsbeth Rohwer
Standfotos Lilo Winterstein
Presse Hans-Joachim Wehling
Drehzeit 1961.01.16 - 1961.02.21
Drehort Hamburg-Wandsbek, Real-Film Studio (Atelier). - Hamburg (Aussenaufnahmen)
Freigabe country de.gif DE: 16 (später: 12)

Da das von Egon Eis verfasste Drehbuch Das Geheimnis der gelben Narzissen der Überarbeitung bedurfte, zum anderen Narzissen erst im April blühen, entschloss sich Gerhard F. Hummel, der Geschäftsführer der Constantin Filmverleih GmbH, zunächst Die toten Augen von London zu verfilmen. Erleichternd kam hinzu, dass dieser Roman lediglich geringfügiger Änderungen bedurfte und Überarbeitungen am fertigen Drehbuch von Egon Eis marginal blieben. Kleinigkeiten bügelte Regisseur Alfred Vohrer aus, Dialogergänzungen nahm Hauptdarsteller Wolfgang Lukschy vor. Sicherheitshalber war Werner-Jörg Lüddecke konsultiert und beauftragt worden, parallel zu Eis (der unter dem Pseudonym Trygve Larsen schrieb) ebenfalls eine Adaption des Romans vorzunehmen - doch wurde die nicht akzeptiert.

Nach Der rote Kreis (1960) und Der grüne Bogenschütze (1961) blieb auch Die toten Augen von London ein reiner Atelierfilm. Die Aussenaufnahmen von London stammten wieder aus dem Archiv, die restlichen Einstellungen wurden in den Strassen Hamburgs und an der Elbe gedreht. Bewährt erstklassig die Besetzung, allen voran Joachim Fuchsberger sowie Eddie Arent und Harry Wüstenhagen, Garanten für die publikumswirksame Mischung aus forsch-burschikoser Action und ihrer gleichzeitigen komödiantischen Unterwanderung. Karin Baal sowie Dieter Borsche, Ady Berber, Rudolf Fenner und die bezaubernde Ann Savo gaben ihren Wallace-Einstand. Klaus Kinski ist zwar erstmals bei einem Rialto-Wallace dabei, trat davor aber bereits im Kurt Ulrich-Film Der Rächer (1960) auf. Gastspiele geben Wolfgang Lukschy sowie Fritz Schröder-Jahn, Bobby Tood und Ida Ehre. Eine einzige Rolle musste umbesetzt werden: die von Sir Archibald Morton - Chef von Scotland Yard. Der dafür vorgesehene Ernst-Fritz Fürbringer erkrankte, an seiner Stelle übernahm Franz Schafheitlin die Rolle, die zudem in Sir John-Archibald umgetauft wurde. Nachdem Jürgen Roland als Regisseur nicht mehr zur Verfügung stand und der zunächst vorgesehene Harald Reinl wegen Vorverlegung des Drehbeginns anderweitige Verpflichtungen übernommen hatte, schlug Produzent Horst Wendlandt der Constantin Alfred Vohrer als neuen Regisseur der Wallace-Serie vor. Als Defizit der Produktion ist eigentlich nur zu benennen, dass Musik von Peter Thomas fehlte.

Mit einer Premiere am 28. März 1961 im Turm-Palast in Frankfurt am Main, im Walhalla in Wiesbaden und einem Massenstart am 1. April 1961 in der BRD schlugen Die toten Augen von London alle Kassenrekorde in Sachen Wallace. Den Film sahen damals 3,4 Millionen Zuschauer im Kino. Es sollte der dritterfolgreichste Film der gesamten Wallace-Produktion werden. Im übrigen war der Film der erste Wallace mit einer Titelschrift in blutroter Farbe. Leider berücksichtigte das bisher kein einziger Fernsehsender bei einer TV-Ausstrahlung. Zusätzlich zu beklagen sind die lächerlichen Zensurierungen gewisser Stellen wegen angeblich unvertretbarer Härten.

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Einer Mordserie in London fallen immer reiche Männer aus Übersee ohne familiäre Bindungen in besonders nebligen Nächten zum Opfer. Wenn sie dann am hellichten Tag aus der Themse gefischt werden, bereiten sie dem jungen Inspektor Holt (Joachim Fuchsberger) natürlich einiges Kopfzerbrechen. Es stellt sich heraus, dass sämtliche Opfer bei der Greenwich Insurance Company hoch versichert waren. Kurze Zeit später findet man bei einem weiteren Opfer, dem weisshaarigen Gordon Stuart (Hans Paetsch) zwei schmale Pergamentstreifen mit Blindenschrift. Die junge Blindenpflegerin Nora Ward (Karin Baal) kann darauf bloss die Worte "Verbrechen" und "Mord" entziffern, und Inspektor Holt ist überzeugt, dass eine Bande blinder Hausierer - Die toten Augen von London - hinter den Mordfällen steckt.

Holts Nachscforschungen führen ihn in das vom ebenfalls blinden Reverend Dearborn (Dieter Borsche) geleitete Blindenheim "Das offene Tor". Leider erfährt Holt dort weder vom Reverend noch seinen Schützlingen den Aufenthaltsort des hochverdächtigen "Blinden Jack" (Ady Berber), einem gorillaähnlichen Ungeheuer. Auf unheimliche Art finden in den folgenden Wochen alle, die Larry Holt wichtige Hinweise hätten geben können, ein schreckliches Ende. Die muntere Fanny Weldon (Ann Savo) wird in ihrer Wohnung erwürgt. Der brillanten-freudige Flimmer-Fred muss ebenfalls daran glauben. Aus dem Blindeheim verschwindet der kleine Lew (Bobby Todd), von dem Holt annimmt, er habe ihm die Fingerzeige in Blindenschrift zu verdanken - es stellt sich heraus, dass Lew bei einem ungeklärten Verkehrsunfall umgekommen ist. In gänsehautzüchtende Gefahren begibt sich auch Nora Ward, die beinahe vom "Blinden Jack" umgebracht wird.

Tag und Nacht sind die Spürhunde des Scotland Yard mit der Klärung des Falles beschäftigt, da wird plötzlich der "Blinde Jack" erschossen auf einer Müllhalde aufgefunden. Alle Spuren scheinen ins Nichts zu münden. Während einer neuerlichen Vernehmung des Inhabers der Greenwich Insurance Company, Stephan Judd (Wolfgang Lukschy), stellt sich heraus, dass der schwerreiche Gordon Stuart eine Erbin hinterlassen hat - seine uneheliche Tochter Eleanor Finlay ist bereits im Besitz des Schecks der Lebensversicherung. Obwohl er keine Anhaltspunkte dafür hat, kann Inspektor Holt nicht so recht an die weisse Weste von herrn Judd glauben, zumal dessen undurchsichtiger Sekretär Edgar Strauss (Klaus Kinski) bei der Polizei bereits aktenkundig ist. Aber auch für Strauss endet sein Wissen um die Person des unbekannten Verbrechers tödlich.

Wenig später gerät der Inspektor in die gefährlichste Situation seiner aufregenden Kriminalisten-Laufbahn, klärt aber schliesslich unter Einsatz seines Lebens die grauenvollen Untaten auf. Das Rätsel um Die toten Augen von London findet eine überraschende Lösung, die selbst die alten Hasen vom Yard überraschen. Zwei Menschen jedoch sind glücklich allen Gefahren entronnen: Larry Holt und Nora Ward, die beschliessen, fürs Leben beieinander zu bleiben.

Ein vergleichsweise spannender Film, der ohne zimperliche Zurückhaltung ein gewisses Angstpotential aufzubauen versteht. Vor allem aus der zeitlichen Distanz betrachtet, besitzt die triviale Serienkost fast schon einen gewissen "naiven" Unterhaltungswert. Im übrigen handelt es sich um eine Neuverfilmung des britischen Films The dark eyes of London (1939; dt. Der Würger) von Walter Summers. Eine weitere Neuverfilmung, ebenfalls unter Vohrers Regie, trug den Titel Der Gorilla von Soho (1968). [oder war das eine Neuverfilmung von Lugosis The human monster ?]

Kritik

  • Ein geheimnisvolles Blindenheim, ein fragwürdiges Versicherungsinstitut, ein gorillastarker Unmensch, Blinde, Bettler, leichte Mädchen und schwere Jungs sind die Stationen und Menschen des Schauerdramas, das den Inspektor wie den Zuschauer geschickt von Verdacht zu Verdacht gängelt und vor der erlösenden und entlarvenden Wallace-Pointe alle Verdächtigen, Mitwisser und Hinweisspender über Nacht in blutige Leichen verwandelt. Die Regie verdoppelt die makabre Note, indem sie eine nervenzerrende Geräuschkulisse beansprucht und unter reichlicher Verwendung von Gaslicht, Nebel, gorilla-ähnlichen Mörderarmen und gross stierenden Blindenaugen die Schauplätze zu wahren Kintopp-Schreckensstätten ausweitet. [Filmdienst]
  • Jenseits herkömmlicher Etikettierungen ist Vohrers Die toten Augen von London kein gewöhnlicher Kriminalfilm, sondern eine alptraumhafte Odyssee zu den dunklen Mächten des Jenseits. London verkommt zum bühnenhaften, in Nebel getauchten Nirgendwo, und die Verbrecher scheinen nicht weltlicher Natur zu sein, sondern Wesen von einem fremden Planeten. Der Film ist ein Horror-Klassiker, was sich bis heute allerdings noch nicht herumgesprochen hat. [Florian Pauer: Die Edgar Wallace Filme]