Klaus Kinski rezitierte diese Ballade unter dem Titel ...
Text
- Als Lazarus einst in der Asche hocken musste,
- den Leib von Eiterschwären ganz entstellt;
- wer von den treuen Nachbarsleuten wusste,
- was Elend heisst? Sie lebten nur dem Geld
- und rührten keinen Finger für die Armen.
- Sie sagten: wen Gott straft mit harter Hand,
- dem darf kein Christ sein Mitleid schenken und Erbarmen,
- sonst macht der Mann Geschäfte mit dem Höllenbrand
- allüberall, wo sich die Menschen drängen;
- denn wer's lang hat, der lässt es auch lang hängen.
-
- Sie wussten wohl, warum sie diesen Spruch
- herunterschnurren, diese Seelenfänger
- und Oberhäupter aller Kirchengänger,
- sie standen bei den Armen nie in einem Wohlgeruch.
- Sie lagen bei den Weibern vorn, bei Männern umgekehrt,
- sie frassen Fleisch und liessen ihre Schäflein fasten.
- Ich sah noch keinen Fürsten krank und abgezehrt,
- sie darbten nie, sie soffen nur und prassten,
- und zogen, wenn's nicht langte, an den Glockensträngen;
- denn wer's lang hat, der lässt es auch lang hängen.
|
- Alle fragten mich, woher ich denn das wisse,
- da ich doch nie die höh're Philosophie
- mit solchem Fleiss studierte so wie sie,
- statt dessen aber in die schlimmsten Finsternisse
- hinunterstieg und mich dem Satanas verschrieb
- für einen schwülen Venusinen-Reim...
- Ach ja, ich brachte manche lasterhaften Lieder heim
- von meinen oft sehr angenehmen Gängen
- als Schürzenjäger, Vagabund und Dieb;
- denn wer's lang hat, der lässt es auch lang hängen.
|