1962 Film "Das Rätsel der roten Orchidee"

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Datei:MOVIEdasraetselderrotenorchidee plakat001.jpg
Plakat
Erstaufführung Filmtitel Dauer Verleih
1962.03.01 Das Rätsel der roten Orchidee 84 Min. / 2295 m DE: Constantin Film
1962 The puzzle of the red orchid GB:
1962 The secret of the red orchid
1974.04.11 Das Rätsel der goldenen Orchidee DD: DFF 1 [TV]
1981.06.05 Das Rätsel der roten Orchidee DE: ZDF [TV]
Produktion Preben Philipsen und Horst Wendlandt für Rialto Film Preben Philipsen Filmproduktion und Filmvertrieb GmbH (Hamburg)
Drehbuch Trygve Larsen [= Egon Eis] unter Mitarbeit von Piet ter Ulen nach dem Roman When The Gangs Came To London (1932) von Edgar Wallace
Regie Helmuth Ashley. - Assistenz: Eva Ebner. - Script: Liselotte Christ
Kamera Franz-Xaver Lederle. - Assistenz: Wolfgang Treu, Ernst Zahrt, Victor Martinez. - Standfotos: Lilo Winterstein. - [Schwarzweiss (35 mm ; 1:1,66 - Titelvorspann in Farbe)]
Darsteller Christopher Lee (Captain Allermann), Marisa Mell (Lilian Ranger), Adrian Hoven (Inspektor Terry Weston), Klaus Kinski (der "schöne" Steve), Eric Pohlmann (Kerkie Minelli), Fritz Rasp (Tanner), Pinkas Braun (Edwin Tanner / O'Connor), Eddi Arent (Parker, der "Todesbutler"), Wolfgang Büttner (Chefinspektor Tetley), Christiane Nielsen (Cora Minelli), Hans Paetsch (Lord Arlington), Siegrid von Richthofen (Mrs. Moore), Edgar Wenzel (Babyface), Hans Zesch-Ballot (Sir John), Benno Gellenbeck, Herbert A. E. Boehme, Horst Breitkreuz, Günther Jerschke, Florent Anthony, Kurt A. Jung, Lutz Schwiers, H. M. Crayton, Peter Frank, Wilhelm Fricke, Joachim Rolfs, Frank Strass, V. Dombrowski, Charles Palent, Bert Segatz
Sprache Deutsch
Schnitt Herbert Taschner. - Assistenz: Susanne Paschen, Heike Trausuhn
Ton Werner Schlagge. - Assistenz: Bernhard Ebler
Bauten Mathias Mathies, Ellen Schmidt
Oberbeleuchter Werner Krohn
Requisiten Wilhelm Schaumann, Otto Fechtner
Masken Walter Wegener, Gerda Wegener
Kostüme Ingrid Winter. - Garderobe: Ellen heuer, Günter Paetau
Presse Hans-Joachim Wehling
Produktionsleitung Fritz Klotzsch. - Produktionsassistent: Leif Feilberg. - Produktionssekretärin: Editha Busch
Aufnahmeleitung Peter Petersen, Lothar Mäder, Hannes Staiger
Geschäftsführung Erich Schütze. - Kassiererin: Iris Minor
Drehzeit 1961.12.12 - 1962.01.15
Drehort Hamburg-Wandsbek, REAL-Film Studio (Atelier). - London; Hamburg (Aussenaufnahmen)
Musik Peter Thomas
Freigabe DE: 12

Eigentlich sah der Produktionsplan nach Die seltsame Gräfin das Projekt Die Tür mit den 7 Schlössern vor. Wieder war schon der Termin für den Drehbeginn, Anfang November 1961, veröffentlicht worden. Das von Dr. Hanns Wiedmann (wie gehabt: Johannes Kai) verfasste Drehbuch fand Horst Wendlandt jedoch zu umfangreich und wollte es umschreiben lassen. Andererseits sollte der Termin des Kinostarts für den nächsten Edgar Wallace-Film, Ende Februar / Anfang März 1962, unbedingt eingehalten werden. Also blieb nur der Rück- und Zugriff auf einen anderen Stoff. Schliesslich fand man ihn in Egon Eis' Drehbuch Gangster in London, das sich als rundum gelungen herausstellte und nur wenige Änderungen benötigte.

Das bereits für den nunmehr verschobenen Film Die Tür mit den 7 Schlössern engagierte Team erhielt grünes Licht für das neue Projekt. Drehen wollte man wieder in den REAL-Film Studios Hamburg-Wandsbek. Auch die schon verpflichteten Schauspieler Adrian Hoven, Marisa Mell, Eric Pohlmann, Pinkas Braun, Eddi Arent und Klaus Kinski konnten übernommen werden. Leider nahm der grossartige Fritz Rasp mit diesem Film - nach insgesamt fünf Auftritten - Abschied von Edgar Wallace. Für die Hauptrolle des Captain Allermann schliesslich konnte Christopher Lee gewonnen werden, der bereits überzeugend in <a href=dasgeheimnisdergelbennarzissen.html>Das Geheimnis der gelben Narzissen</a> aufgetreten war. Obendrein beabsichtigte Produzent Wendlandt übrigens, Lee als Winnetou-Darsteller für eine geplante Karl May-Western-Serie zu besetzen, was von Gerhard F. Hummel jedoch abgelehnt wurde.

Bei Gangster in London drehte man erstmals seit Der Frosch mit der Maske (1959) wieder an Originalschauplätzen in London (Das Geheimnis der gelben Narzissen gilt in diesem Fall als britischer Film, in britischen Studios gedreht). Die Musik komponierte Peter Thomas. Seine nunmehr zweite Edgar Wallace-Filmmusik gehört zu den besten Sounds der Serie. Eigentlich ist Gangster in London ein Phänomen unter den Wallace-Filmen: Es handelt sich um einen deutschen Film mit ausschliesslich ausländischen Schauspielern: Angefangen mit dem Briten Christopher Lee über den gebürtigen Polen Klaus Kinski, den Schweizer Pinkas Braun bis hin zu den drei aus Österreich stammenden Hauptdarstellern Adrian Hoven, Marisa Mell und Eric Pohlmann. Selbst Eddi Arent müsste man hinzuzählen, denn seine Geburtsstadt ist Danzig, die heute in Polen liegt. Im übrigen stammt auch Regisseur Helmut Ashley aus Wien.

Gangster in London wurde schliesslich umbenannt und erhielt analog zum erfolgreichen Narzissen-Film den endgültigen Titel Das Rätsel der roten Orchidee. Der Film wurde als gelungen eingestuft, ein temporeiches, spannendes und humorvolles Gangsterstück. Das einzige Manko bestand darin, dass man bei der Eröffnungssequenz in Chicago den Gangster O'Connor an seiner Stimme erkennt. Auch später im Film, wenn der "schöne Steve" (Klaus Kinski) in seinen Tabakladen kommt und mit dem sich nicht zu erkennen gebenden Gangster spricht, kann man diesen doch anhand seiner Stimme identifizieren. Regisseur Ashley lieferte zwar einen akzeptablen Film ab, aber nach Aussage des Architektenpaars Mathies / Schmidt hatte er sich während der Dreharbeiten mehr um seine Doggen gekümmert als um die Schauspieler - was dazu führte, dass Wendlandt ihn nicht einmal zur Weihnachtsfeier der Rialto 1961 einlud. Darüber hinaus verweigerte er Ashley weitere Engagements.

Im Unterschied zu den meisten Wallace-Verfilmungen der Rialto-Film setzt diese Produktion auf Action, die sich am amerikanischen Kriminalfilm der 50er Jahre orientiert. Regisseur Ashley, später fürs Fernsehen tätig, konnte indes deren Standard nicht erreichen und so präsentiert sich Das Rätsel der roten Orchidee als ein zeitweilig reichlich dilettantischer Versuch, aus den eingefahrenen Gleisen der Wallace-Serie auszubrechen, ohne dabei wesentliche Merkmale, wie die Produktion sie vorgab, zu vernachlässigen. Auch hier findet sich wieder die mühsam konstruierte Auflösung eines konfusen Falles voller Ungereimtheiten.

Das Rätsel der roten Orchidee wurde ab zwölf Jahre freigegeben, was aber dem Geschäft weniger guttat und ein schlechteres Gesamtergebnis einbrachte als bei den Vorgängern. Innerhalb der Serie jedoch hat dieser Film seinen Platz als qualitätshaltendes und -mitbestimmendes Werk.

Inhalt

Der schwerreiche Lord Arlington (Hans Paetsch) meldet eine Schutzgelderpressung der Polizei und wird am nächsten Morgen prompt als Leiche vor dem Tor von Scotland Yard gefunden. Damit beginnt eine Serie brutalster Verbrechen und die Jagd auf eine der rücksichtslosesten Gangsterbanden, die London je in Angst und Schrecken versetzten. Inspektor Weston (Adrian Hoven), dem gemeinsam mit seinem Kollegen Tetley (Wolfgang Büttner) die Aufklärung des Falles Arlington übertragen wurde, vermutet nordamerikanische Gangster hinter diesen Gewalttaten und bittet den FBI-Captain Allermann (Christopher Lee) um dessen Unterstützung. Dieser vermutet hinter den Verbrechen bald den gefürchteten Gangsterboss Kerkie Minelli (Eric Pohlmann) aus Chicago.

Auch der greise und natürlich schwerreiche Mister Tanner mit seinem krummen Hals hat einen Drohbrief des "Patronats für reiche Bürger" erhalten, doch seine umsichtige Sekretärin Lilian Ranger (Marisa Mell) verständigt ohne sein Wissen Inspektor Weston. Noch bevor der jedoch aufkreuzt, fällt der alte Tanner den Gangstern auf raffiniert ausgeklügelte Weise zum Opfer. Anlässlich der Testamentseröffnung im Büro Tanners taucht nach jahrelanger Abwesenheit auch dessen Neffe Edwin (Pinkas Braun) auf, der sich meist als Orchideensammler in der Weltgeschichte herumtreibt. Gentleman Edwin macht einen tiefen Eindruck auf die reizvolle Lilian, allerdings sehr zum Ärger von Terry Weston, der sich auch schon an sie herangemacht hatte. Der alte Tanner indes hat Lilian als Universalerbin seines riesigen Vermögens eingesetzt.

Immer neue Morde gehen aufs Konto der skrupellosen Erpresser, und immer wieder muss sich der Butler Parker (Eddi Arent), der merkwürdigerweise bei allen Opfern bis zu deren gewaltsamen Tod angestellt war, einen neuen Dienstherrn suchen. Nach dem vermögenden Geschäftsmann Shelby und der einsamen Mrs. Moore ist er nunmehr als Diener bei dem schrulligen Oberst Drood gelandet, dem es als einzigem gelingt, die Gangster mit einem regelrechten Schlachtplan abzuwehren.

Längst hat Captain Allerman herausgefunden, dass es sich bei den Verbrechern um zwei organisierte Banden handelt, die sich untereinander bis aufs Messer befehden. Da auch der "schöne Steve" (Klaus Kinski) aus den USA aufgetaucht ist, sieht Allermann seine Vermutung bestätigt. Es stellt sich auch heraus, dass alle Betroffenen ihre Konten beim Bankhaus Dorries unterhielten... Die Gangsteranführer Minelli und Steve beschliessen in einer gemeinsamen Sitzung, beiderseits bewacht von ihren schwerbewaffneten Leibwächtern, sich London für ihre schändlichen Verbrechen aufzuteilen - was sie von ihren gegenseitigen Abmachungen zu halten haben, wissen beide nur zu genau...

Kaum ist der Pakt geschlossen, beginnt zwischen den beiden Banden in einem als Tabakladen getarnten Treffpunkt eine wilde Schiesserei, der sowohl Minelli wie Steve zum Opfer fallen. Mit einer ohrenbetäubenden Detonation fliegt schliesslich der ganze Laden in die Luft und legt einen unterirdischen Verbindungsgang zur Dorries-Bank frei. Die Polizei hat unterdessen herausgefunden, dass Lilians Geld vom Neffen des ermordeten Tanner zur Seite gebracht wurde. Der berüchtigte Gangster O'Connor (Pinkas Braun) bedroht inzwischen im Geheimgang das Leben von Fräulein Ranger, die leichtsinnig, aber mutig auf eigene Faust Detektiv spielen wollte. Im letzten Moment tauchen Inspektor Weston und Allermann auf und kommen ihr zu Hilfe. Das unverhoffte Wiedersehen ist für Allermann eine wahre Sensation, denn O'Connor gilt seit langem als tot. Noch ein letztes Mal kann der Totgeglaubte entkommen, doch nach wenigen Schritten bricht er unter den rächenden Kugeln von Minellis Frau Cora (Christiane Nielsen) zusammen: Es ist der angebliche Neffe Tanners, der hinter all den Anschlägen und Erpressungen steckte.