1962 Film "Die Tür mit den sieben Schlössern"

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Datei:MOVIEdietuermitdensiebenschloessern plakat001.jpg
Plakat
Erstaufführung Filmtitel Dauer Verleih
1962.06.19 Frankfurt am Main, Europa Palast Die Tür mit den sieben Schlössern 95 Min. / 2585 m DE: Constantin Film
La porte aux sept serrures FR:
The door with seven locks GB:
1967.10.23 Die Tür mit den sieben Schlössern DE: ZDF [TV]
Produktion Preben Philipsen & Horst Wendlandt für Rialto Film Preben Philipsen Filmproduktion und Filmvertrieb GmbH (Hamburg) / Jacques Leitienne für Les Films Jacques Leitienne (Paris)
Drehbuch Harald Giertz-Petersson und Johannes Kai [= Hanns Wiedmann] unter Mitarbeit von Gerhard F. Hummel nach dem Roman The door with seven locks (1926) von Edgar Wallace
Regie Alfred Vohrer. - Assistenz: Eva Ebner. - Script: Gisela Lehmann
Kamera Karl Löb. - Assistenz: Karl-Heinz Linke, Erich Zahrt. - Standfotos: Leo Weisse, Lothar Winkler. - [Schwarzweiss (35 mm ; 1:1,66 - Titelvorspann in Farbe)]
Darsteller Heinz Drache (Inspektor Dick Martin), Sabina Sesselmann (Sybil Lansdown), Hans Nielsen (Mr. Haveloc), Gisela Uhlen (Emily Cody), Werner Peters (Bertram Cody), Jan Hendriks (Tom Cawler), Pinkas Braun (Dr. Staletti), Ady Berber (Giacco), Friedrich Joloff (Hausmeister), Klaus Kinski (Pheeny), Eddi Arent (Kriminalassistent Holmes), Siegfried Schürenberg (Sir John), Albert Bessler (Peter Livingston)
Sprache Deutsch
Schnitt Carl-Otto Bartning. - Assistenz: Susanne Paschen
Ton Bernhard Reichers
Bauten Helmut Nentwig, Siegfried Mews
Oberbeleuchter Günter Gordis
Requisiten Harry Freude, Willibald Schulze
Masken Heinz Stamm, Jupp Paschke
Kostüme Anneliese Ludwig. - Garderobe: Heinz Belitz, Gisela Nixdorf
Presse Hans-Joachim Wehling
Produktionsleitung Helmut Ungerland. - Produktionsassistenz: Leif Feilberg. - Produktionssekretärin: Editha Busch
Aufnahmeleitung Heinz Götze, Manfred Korytowski
Geschäftsführung Erich Schütze. - Kassiererin: Erna Laskowski
Musik Peter Thomas
Drehzeit 1962.02.26 - 1962.03.30
Drehort Berlin-Tempelhof, UFA-Atelier (Atelier). - Berlin-Tempelhof ; Berlin, Pfaueninsel (Aussenaufnahmen)
Freigabe DE: 16 (später: 12)

Noch bevor am 1. März 1962 Das Rätsel der roten Orchidee in die Kinos kam, konnte endlich auch mit den verzögerten Dreharbeiten zu Die Tür mit den sieben Schlössern begonnen werden. Dr. Hanns Wiedmann (Johannes Kai) war dem nicht ganz so gelungenen Edgar Wallace-Roman von 1926 zu Leibe gerückt und hatte den Stoff mit zusätzlicher Spannung, mehr Tempo und Witz versehen. Im Drehbuch jagt Inspektor Martin den angeblichen Lord Pierce Selford rund um die Erde, macht Station in Mexico City, Caracas, Rio de Janeiro, Santiago de Chile, Tokio, Hongkong, Bombay, Kapstadt und auf Madeira und lässt Selford Manor (analog zum Roman) zum Schluss in Flammen aufgehen. Aus Kostengründen verzichtete Produzent Wendlandt allerdings auf solche Mätzchen und blockte das Projekt im November 1961 ab.

Der Autor Harald Giertz-Petersson sollte Wiedmanns Drehbuch straffen und gleichsam kostengünstiger gestalten. Er führte die Figur des Giacco ein, der nun anstatt Lord Pierce Selford von Dr. Staletti enstellt wurde und sich ausserdem als der verschollene Bruder Tom Cawlers entpuppt. Constantin-Produktionschef Gerhard F. Hummel gab dem Drehbuch den letzten Schliff und beauftragte Alfred Vohrer mit der Filmregie.

Für die Hauptrolle des Dick Martin konnte der gerade durchs Fernsehen populär gewordene Durbridge-Hauptdarsteller Heinz Drache gewonnen werden. Sein Wallace-Debüt hatte Drache, ebenso wie Siegfried Schürenberg und Klaus Kinski, freilich schon bei der Konkurrenz gehabt, in Der Rächer (1960) von Kurt Ulrich. Für die weibliche Hauptrolle engagierte man Sabina Sesselmann, die bereits in Das Geheimnis der gelben Narzissen (1961) aufgefallen war. Neben den Wallace-Routiniers Eddi Arent, Klaus Kinski, Jan Hendriks, Pinkas Braun und Ady Berber gaben Stars wie Gisela Uhlen, Werner Peters und Hans Nielsen ihr Wallace-Debüt. Zum ersten Mal bei einem Rialto-Wallace präsentierte sich ausserdem Siegfried Schürenberg als Sir John, Chef von Scotland Yard - der würdige Nachfolger für Ernst-Fritz Fürbringer war gefunden.

Aufgrund der guten Erfahrungen mit Die seltsame Gräfin (1961) wurden die Innenaufnahmen wieder in die Berliner UFA Studios gelegt während die Aussenaufnahmen im Bezirk Berlin-Tempelhof entstanden. Erstmals Filmkulisse für Wallace: die Pfaueninsel auf dem Berliner Wannsee. Die Londoner Kulisse wurde - wie schon so oft - aus Archivaufnahmen zusammengeschnitten. Im übrigen handelte es sich diesmal um die erste von drei Edgar Wallace-Co-Produktionen mit Frankreich. Über die Musik von Peter Thomas lässt sich diesmal überhaupt nichts Gutes sagen. Sie wirkt noch desolater als der Sound zur Seltsamen Gräfin, wahrscheinlich gelang Thomas damit die schlechteste Komposition, die jemals für einen Rialto-Wallace geschaffen wurde.

Was bisher bei allen Fernsehausstrahlungen fehlte, ist die Eröffnungssequenz, die beim ersten Mal aus Zeitmangel von einer TV-Anstalt weggeschnitten und daraufhin auch bei folgenden Sendungen nie wieder hinzugefügt wurde. Diese Sequenz wird in Joachim Kramps Buch Hallo! Hier spricht Edgar Wallace (1998) genau wiedergegeben: Der eben ertrinkende Peter Livingston (Albert Bessler) wird von einem Polizisten mit Hilfe einer Stange aus der Themse gezogen. Noch bevor er jedoch an Land kriechen kann, wird der Polizist von einem Unbekannten niedergeschlagen und Livingston mit einem Fusstritt zurück ins Wasser befördert. Während er sich an den glitschigen Stufen festzuhalten versucht, greifen zwei Hände nach ihm und zerreissen mit einem Ruck das Hemd am Hals. Eine Halskette mit Schlüssel wird sichtbar - mit allerletzter Kraft setzt sich der Ertrinkende zur Wehr und versinkt schliesslich gurgelnd in den Fluten. Als Polizeisirenen ertönen flieht der Unbekannte und das Geschehen geht weiter wie bekannt, an der Waterloo Station.

Auch am Schluss entfernten ängstliche oder humorlose Redakteure stets diese witzige Sequenz: Wenn die Schrift Ende auf dem Bildschirm erscheint, ist im Original eine Stimme zu hören: "Hallo! ... Hallo! ... Vorsicht auf dem Heimweg!" Dann erklingt ein Lachen.

Inhalt

London wird wieder einmal von einer Mordserie heimgesucht. Der junge Inspektor Dick Martin (Heinz Drache) findet einen ersten Hinweis: Auf der Waterloo Station bricht unter mysteriösen Umständen ein Mann zusammen, dem ein Unbekannter ein Halskettchen mit einem Schlüssel zu entwenden versucht. Im Gewand des Toten entdeckt Martin einen Brief mit der Aufforderung, sich beim Advokaten Haveloc (Hans Nielsen) einzufinden. Dieser Notar ist Testamentsvollstrecker des verstorbenen Lord Selford, der kurz vor seinem Tod an sieben seiner besten Freunde je einen Schlüssel sandte, mit denen sie am Tag der Volljährigkeit seines Sohnes in der Familiengruft eine Tür mit sieben Schlössern öffnen sollten, hinter der unermessliche Werte als Erbschaft für den jungen Lord Selford verwahrt liegen.

Bei dem Tagedieb Pheeny (Klaus Kinski) findet der Inspektor die Zeichnung eines alten Familienwappens. Die junge Bibliothekarin Sybil Lansdown (Sabina Sesselmann) hilft ihm, die Zeichnung als das Wappen der Selfords zu identifizieren. Zusammen mit seinem überkorrekten Assistenten Holms (Eddi Arent) besucht Martin Schloss Selford und trifft dort überraschend einen alten Bekannten, den Unterweltler Tom Cawler (Jan Hendriks), der den auf Selford manor praktizierenden Arzt Dr. Staletti (Pinkas Braun) konsultiert haben will. Der Arzt mit den flackernden Augen ist ihm bereits beim Gespräch unheimlich und beim Rückweg werden die beiden Beamten prompt von einem gorillaähnlichen Riesen überfallen, können jedoch entkommen. Im Büro des hilfsbereiten Mr. Haveloc trifft Inspektor Martin erneut auf Sybil Lansdown. Sie ist die Nichte des verstorbenen Lord Selford. Voller Angst zeigt sie Martin einen Brief des früheren Gärtners ihres Onkels, in dem er Sybil vor drohender Lebensgefahr warnt und gleichzeitig seinen Besuch in London ankündigt. Doch der Senior aus Lissabon soll niemals lebend auf dem Londoner Flughafen landen. Man findet ihn tot in der Maschine: Halskette und Schlüssel fehlen! Unter den zu vernehmenden Passagieren findet sich auch ein gewisser Mr. Cody (Werner Peters); sowohl er als auch seine Frau Emily Cody (Gisela Uhlen) erwecken das Misstrauen des Inspektors. Sein alter Freund Tom Cawler ist im übrigen der Neffe Mrs. Codys und arbeitet hier im Hause als herrschaftlicher Diener getarnt.

Den Inspektor zieht es immer wieder zum Schloss Selford hin. Mr. Haveloc bietet sich als Ortskundiger an, entgeht jedoch selber nur mit viel Glück einem Mordanschlag. In der abseits gelegenen Kapelle und der anschliessenden Gruft glaubt Martin einen schemenhaften Schatten zu erkennen. Ist es der unheimliche Dr. Staletti? Oder der taubstumme Hausmeister, der überall im Schloss auftaucht, wo man ihn nicht vermutet?

Emily Cody lockt Sybil, angeblich im Auftrag von Inspektor Martin, nach Scotland Yard; doch das von Mr. Cody gesteuerte Taxi entführt Sybil in die Villa des Paares. In einer Dachkammer lässt Emily Cody ihre Maske fallen und erpresst von Sybil Lansdown eine Verzichtserklärung auf die gesamten Werte, die ihr als Miterbin Lord Selfords je zufallen sollten. Bei einem Angriff des Untiers Giacco (Ady Berber), einer Mischung aus Gorilla und Übermensch, wehren sich Tom Cawler und Mr. Cody mit einem Schnellfeuergewehr - den Kugeln fällt aber nicht Giacco, sondern Codys Frau zum Opfer. Giacco schleicht also auch weiter durchs Haus, tötet auch Cody selbst und nähert sich dann Sybil Lansdown, nachdemer mit seinen Tatzen die Tür zur Dachkammer eingedrückt hat. Von der Dachluke aus wird Sybil durch Tom Cawler gerettet und beide bringen sich auf Schloss Selford in Sicherheit.

Dr. Staletti nimmt sich der beiden Erschöpften an und geleitet sie zur Gruft der Kapelle, wo der wahnsinnige "Wissenschaftler", versteckt hinter automatisch bewegbaren Garbplatten, einen strahlend hell erleuchteten Operationsraum besitzt. Durch Kreuzung von Mensch und Tier will er hier den Typ des Übermenschen erschaffen; der Gorillamensch Giacco ist das erste Ergebnis seiner verwerflichen Experimente. Der geläuterte Tom Cawler soll nun Stalettis zweites Opfer unter dem Seziermesser werden, doch dazu kommt es nicht mehr, denn Dick Martin, Holms und ein Grossaufgebot an Bobbies retten Sybil und Tom. Der Mann jedoch, der aus dem sicheren Hintergrund alle Fäden zog, ein Verbrecher von hohem Intellekt, wird zur Überraschung aller Anwesenden von Dick Martin persönlich in Ketten gelegt. Sybil aber kann nun ruhig den Tag erwarten, an dem sieben Schlüssel eine Tür öffnen werden, hinter der das Riesenerbe lacht.

Kritik

  • "Das Drehbuch gestaltete das Autorenteam Wirr & Warr; den Burschen vom altverdienten Scotland Yard kommt ausserdem Inspektor Zufall zu oft zu Hilfe. Standard-Unterhaltung, in ihren besten Momenten von unfreiwilliger Komik." [Lexikon des Horror-Films, 1989]
  • "Merkwürdigerweise verschleppte Regisseur Vohrer das Tempo der Geschichte; er fand nicht den Rhythmus, der seinen ersten Wallace, Die toten Augen von London, so ausgezeichnet hatte. Dieser Krimi ist - neben der Seltsamen Gräfin und dem Gorilla von Soho - zu den drei schlechtesten Rialto-Wallace überhaupt zu zählen." [Kramp: Hallo! Hier spricht Edgar Wallace, 1998]