1961 Hannoversche Allgemeine Zeitung: Unterschied zwischen den Versionen

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... Auch zu seiner [Kinskis] Sonntags-Matinee im "Aegi" stauten sich wieder die Massen, während draussen das ihm gewidmete, sehr kritische Heft eines Nachrichtenmagazins [[[1961.02.22 Der Spiegel Nr. 9 S. 62-71 "Abende eines Fauns"|1961.02.22 <i>Der Spiegel</i> Nr. 9, Artikel "Abende eines Fauns"]]</i>] reissenden Absatz fand. Das Programm versprach Schiller-Balladen - also wohl die schwerste Aufgabe, die sich ein Rezitator stellen kann. Nun, die von manchen vielleicht erhoffte Sensation ist ausgeblieben. Im Gegenteil: Schillers geistig erfülltes Pathos machte die Grenzen Kinskis geradezu schmerzhaft deutlich. Es zeigte sich, dass die Ausdrucksskala dieses gewiss sehr begabten Nervenbündels, das sich wie stets bis zur Erschöpfung verausgabte, bei Licht besehen sehr schmal ist und in ihrer Gleichförmigkeit ermüdet: Ekstatisches Geschrei, in unvermitteltes Piano hinüberwechselnd, melodramatischer Singsang, weinerlicher Gefühlsbibber und selbstgefällige, an den Nerven zerrende Pausen. Gewiss, die halsbrecherische Artistik, mit der er die rhetorischen Fallstricke etwa des "Kampfes mit dem Drachen" überraste, war erstaunlich. Dennoch blieb man kühl bis ans Herz. Und es war einfach peinlich, wie er gischtend, brüllend und greinend, das Auge wie stets in Tränen schwimmend, den Melchthal-Monolog als Einlage präsentierte. ...
... Auch zu seiner [Kinskis] Sonntags-Matinee im "Aegi" stauten sich wieder die Massen, während draussen das ihm gewidmete, sehr kritische Heft eines Nachrichtenmagazins ([[1961.02.22 Der Spiegel Nr. 9 S. 62-71 "Abende eines Fauns"|1961.02.22 <i>Der Spiegel</i> Nr. 9, Artikel "Abende eines Fauns"]]</i>) reissenden Absatz fand. Das Programm versprach Schiller-Balladen - also wohl die schwerste Aufgabe, die sich ein Rezitator stellen kann. Nun, die von manchen vielleicht erhoffte Sensation ist ausgeblieben. Im Gegenteil: Schillers geistig erfülltes Pathos machte die Grenzen Kinskis geradezu schmerzhaft deutlich. Es zeigte sich, dass die Ausdrucksskala dieses gewiss sehr begabten Nervenbündels, das sich wie stets bis zur Erschöpfung verausgabte, bei Licht besehen sehr schmal ist und in ihrer Gleichförmigkeit ermüdet: Ekstatisches Geschrei, in unvermitteltes Piano hinüberwechselnd, melodramatischer Singsang, weinerlicher Gefühlsbibber und selbstgefällige, an den Nerven zerrende Pausen. Gewiss, die halsbrecherische Artistik, mit der er die rhetorischen Fallstricke etwa des "Kampfes mit dem Drachen" überraste, war erstaunlich. Dennoch blieb man kühl bis ans Herz. Und es war einfach peinlich, wie er gischtend, brüllend und greinend, das Auge wie stets in Tränen schwimmend, den Melchthal-Monolog als Einlage präsentierte. ...

Version vom 13. Oktober 2006, 16:41 Uhr

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... Auch zu seiner [Kinskis] Sonntags-Matinee im "Aegi" stauten sich wieder die Massen, während draussen das ihm gewidmete, sehr kritische Heft eines Nachrichtenmagazins (1961.02.22 Der Spiegel Nr. 9, Artikel "Abende eines Fauns") reissenden Absatz fand. Das Programm versprach Schiller-Balladen - also wohl die schwerste Aufgabe, die sich ein Rezitator stellen kann. Nun, die von manchen vielleicht erhoffte Sensation ist ausgeblieben. Im Gegenteil: Schillers geistig erfülltes Pathos machte die Grenzen Kinskis geradezu schmerzhaft deutlich. Es zeigte sich, dass die Ausdrucksskala dieses gewiss sehr begabten Nervenbündels, das sich wie stets bis zur Erschöpfung verausgabte, bei Licht besehen sehr schmal ist und in ihrer Gleichförmigkeit ermüdet: Ekstatisches Geschrei, in unvermitteltes Piano hinüberwechselnd, melodramatischer Singsang, weinerlicher Gefühlsbibber und selbstgefällige, an den Nerven zerrende Pausen. Gewiss, die halsbrecherische Artistik, mit der er die rhetorischen Fallstricke etwa des "Kampfes mit dem Drachen" überraste, war erstaunlich. Dennoch blieb man kühl bis ans Herz. Und es war einfach peinlich, wie er gischtend, brüllend und greinend, das Auge wie stets in Tränen schwimmend, den Melchthal-Monolog als Einlage präsentierte. ...