Theaterstück "Der Idiot" (Tatjana Gsovsky, Hans Werner Henze): Unterschied zwischen den Versionen

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| <b>Originaltitel</b> || Der Idiot
 
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| <b>Uraufführung</b> || [[Bild:country_de.gif]] 1952.09.01 Berlin, Hebbel-Theater
 
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Das Ballett <i>Hamlet</i> der russischen Ballettmeisterin [[Tatjana Gsovsky]] wurde 1950 von ihrem Mann Victor in München uraufgeführt. Es wurde das bekannteste ihrer Handlungsballette, das sie für die Berliner Festwochen schuf und die ihr eine zentrale Stellung im Berliner Theaterleben sicherten; eine zwar umstrittene, aber ungemein erfolgreiche dramatisch-akrobatisch-psychoanalytische Mischform, mit klassischen Relikten. Die grossen Stoffe der Weltliteratur wurden zur Dramen ohne Worte. Und wenn Worte dazukamen, war das Arrangement ein noch grösseres ästhetisches Wagnis.
  
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In Hans Werner Henzes Vertonung von [[Fjodor Dostojewskij]]s Roman <i>Der Idiot</i> war die Hauptrolle, Fürst Myschkin, als Sprechrolle angelegt. Ingeborg Bachmann hatte Texte geschrieben, die [[Klaus Kinski]] vortrug. Die Inszenierung fand grosse Beachtung und wurde von der Kritik auch international hochgelobt. Das Ensemble wurde daraufhin zu einem Theaterfestival in Venedig eingeladen.
  
==Inhalt==
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[[Klaus Kinski]] musste sich für das Stück seine Haare und seinen Bart wachsen lassen. Ein "Martyrium", wie er es nannte, begann. Wenn er auf die Strasse ging, wurde er überall angepöbelt und beschimpft, in München sogar mit Steinen beworfen und angespuckt. "Die Leute auf den Strassen sind es nicht gewohnt, ausser einem orthodoxen Popen einen Mann mit langen Haaren zu sehen." Er traute sich nur noch im Dunkeln hinaus. Da Fürst Myschkin laut Vorlage an Epilepsie leidet, und Klaus Kinski noch nie einen Epileptiker gesehen hatte, läiess er sich an der Berliner Charité eine Elektroschockbehandlung vorführen, um eine Vorstellung davon zu bekommen.
  
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Nachdem Hans Werner Henze die junge Schriftstellerin Ingeborg Bachmann kennengelernt hatte, schrieb diese 1953 den [[Text "Monolog des Fürsten Myschkin" (Ingeborg Bachmann)|"Monolog des Fürsten Myschkin"]]. Ingeborg Bachmanns Textfassung wurde später auch während der Tournee von Tatjana Gsovskys Berliner Ballett mit der Ballettpantomime <i>Der Idiot</i> verwendet, die am 8. Januar 1960 im Titania-Palast in Berlin Premiere hatte.
  
 
==Aufführungen==
 
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| <b>Regie</b> ||  
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| <b>Regie</b> || Tatjana Gsovsky
 
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| <b>Bild</b> || Jean Pierre Ponnelle
 
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| <b>Darsteller</b> || Natascha Trofimowa, Wiet Palar (Nastassia), [[Klaus Kinski]] (Fürst Myschkin), Harald Horn (Rogoschin)
 
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| <b>Sprache</b> ||  
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| <b>Sprache</b> || Deutsch
 
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| <b>Dirigent</b> || Albert Müller
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| <b>Erstaufführung</b> || [[Bild:country_de.gif]] 1952.09.01 Berlin, Hebbel-Theater
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Der Kritiker Geor Zivier schrieb "Dann wurde mit einem grandiosen Pas de deux von Nastassia (Wiet Palar) und Rogoschin (Harald Horn) heftig in die eigentliche Handlung vorgestossen. Dieser Zweitanz wurde von der Gsovsky bis an die Grenze des Akrobatischen vorgetrieben. Aber auch das technisch Krasse ist unter der Führung dieser Choreographin noch prall von Gefühlsausdruck. Es ist der besondere Zauber dieser geistreichen und zugleich impetuosen Inszenierung, dass sie die Gedanken des Dichters mit tänzerischem Blut erfüllt. Nie verliert sie die grosse, man könnte sagen, philosophische Linie, obgleich sie verspielt und bunt ins Detail geht."
  
 
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<div align=right><b>Quelle:</b> 1991 Klaus Kinski Buch <i>Ich brauche Liebe</i> S. 181-183
 
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[[Kategorie:Klaus Kinski - Theaterstücke]]
 
[[Kategorie:Klaus Kinski - Theaterstücke]]
 
Ballettpantomime
 
 
<b>Autor:</b> Tatjana Gsovsky nach dem Roman <i>Der Idiot</i> von Fjodor Dostojewskij
 
<b>Musik:</b> Hans Werner Henze
 
<b>Uraufführung:</b> 01.09.1952 Berlin, Hebbel-Theater</center>
 
 
<b>Dirigent:</b> Albert Müller
 
<b>Regie:</b> Tatjana Gsovsky
 
<b>Bild:</b> Jean Pierre Ponnelle
 
 
<b>Schauspieler:</b> Natascha Trofimowa, Wiet Palar (Nastassia), <B><font color=red>Klaus Kinski</font></B> (Fürst Myschkin), Harald Horn (Rogoschin)
 
<b>Sprache:</b> Deutsch
 
 
<b>Erstaufführung:</b> 01.09.1952 Berlin, Hebbel-Theater
 
<b>Weitere Aufführungen:</b> Venedig, Theaterfestival
 
 
<b>Entstehungsgeschichte:</b> Das Ballett <i>Hamlet</i> der russischen Ballettmeisterin <a href=../lex/gsovsky_tatjana.html>Tatjana Gsovsky</a> wurde 1950 von ihrem Mann Victor in München uraufgeführt. Es wurde das bekannteste ihrer Handlungsballette, das sie für die Berliner Festwochen schuf und die ihr eine zentrale Stellung im Berliner Theaterleben sicherten; eine zwar umstrittene, aber ungemein erfolgreiche dramatisch-akrobatisch-psychoanalytische Mischform, mit klassischen Relikten. Die grossen Stoffe der Weltliteratur wurden zur Dramen ohne Worte. Und wenn Worte dazukamen, war das Arrangement ein noch grösseres ästhetisches Wagnis.
 
In Hans Werner Henzes Vertonung von Fjodor Dostojewskijs Roman <i>Der Idiot</i> ist die Hauptrolle, Fürst Myschkin, als Sprechrolle angelegt. Ingeborg Bachmann hat Texte geschrieben, die Klaus Kinski vorträgt. Die Inszenierung findet grosse Beachtung und wird von der Kritik auch international hochgelobt. Das Ensemble wird daraufhin zu einem Theaterfestival in Venedig eingeladen.
 
Klaus Kinski muss sich für das Stück seine Haare und seinen Bart wachsen lassen. Ein "Martyrium", wie er es nennt, beginnt. Wenn er auf die Strasse geht, wird er überall angepöbelt und beschimpft, in München sogar mit Steinen beworfen und angespuckt. "Die Leute auf den Strassen sind es nicht gewohnt, ausser einem orthodoxen Popen einen Mann mit langen Haaren zu sehen." Er traut sich nur noch im Dunkeln hinaus. Da Fürst Myschkin laut Vorlage an Epilepsie leidet, und Klaus Kinski noch nie einen solchen gesehen hat, lässt er sich an der Berliner Charité eine Elektroschockbehandlung vorführen, um eine Vorstellung davon zu bekommen.
 
Nachdem Hans Werner Henze die junge Schriftstellerin Ingeborg Bachmann kennengelernt hatte, schrieb diese 1953 den <i><a href=deridiot_text.html>Monolog des Fürsten Myschkin</a></i>. Ingeborg Bachmanns Textfassung wurde auch während der Tournee von Tajana Gsovskys Berliner Ballett mit der Ballettpantomime <i>Der Idiot</i> verwendet, die am 8. Januar 1960 im Titania-Palast in Berlin Premiere hatte.
 
 
<b>Inhalt:</b>
 
 
 
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<b>Kritik</b>
 
<LI>Dann wurde mit einem grandiosen Pas de deux von Nastassia (Wiet Palar) und Rogoschin (Harald Horn) heftig in die eigentliche Handlung vorgestossen. Dieser Zweitanz wurde von der Gsovsky bis an die Grenze des Akrobatischen vorgetrieben. Aber auch das technisch Krasse ist unter der Führung dieser Choreographin noch prall von Gefühlsausdruck. Es ist der besondere Zauber dieser geistreichen und zugleich impetuosen Inszenierung, dass sie die Gedanken des Dichters mit tänzerischem Blut erfüllt. Nie verliert sie die grosse, man könnte sagen, philosophische Linie, obgleich sie verspielt und bunt ins Detail geht. [Georg Zivier]
 
 
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Aktuelle Version vom 28. Juli 2007, 09:27 Uhr

Originaltitel Der Idiot
Form Ballettpantomime
Autor Tatjana Gsovsky nach dem Roman Der Idiot von Fjodor Dostojewskij
Musik Hans Werner Henze
Uraufführung country de.gif 1952.09.01 Berlin, Hebbel-Theater

Das Ballett Hamlet der russischen Ballettmeisterin Tatjana Gsovsky wurde 1950 von ihrem Mann Victor in München uraufgeführt. Es wurde das bekannteste ihrer Handlungsballette, das sie für die Berliner Festwochen schuf und die ihr eine zentrale Stellung im Berliner Theaterleben sicherten; eine zwar umstrittene, aber ungemein erfolgreiche dramatisch-akrobatisch-psychoanalytische Mischform, mit klassischen Relikten. Die grossen Stoffe der Weltliteratur wurden zur Dramen ohne Worte. Und wenn Worte dazukamen, war das Arrangement ein noch grösseres ästhetisches Wagnis.

In Hans Werner Henzes Vertonung von Fjodor Dostojewskijs Roman Der Idiot war die Hauptrolle, Fürst Myschkin, als Sprechrolle angelegt. Ingeborg Bachmann hatte Texte geschrieben, die Klaus Kinski vortrug. Die Inszenierung fand grosse Beachtung und wurde von der Kritik auch international hochgelobt. Das Ensemble wurde daraufhin zu einem Theaterfestival in Venedig eingeladen.

Klaus Kinski musste sich für das Stück seine Haare und seinen Bart wachsen lassen. Ein "Martyrium", wie er es nannte, begann. Wenn er auf die Strasse ging, wurde er überall angepöbelt und beschimpft, in München sogar mit Steinen beworfen und angespuckt. "Die Leute auf den Strassen sind es nicht gewohnt, ausser einem orthodoxen Popen einen Mann mit langen Haaren zu sehen." Er traute sich nur noch im Dunkeln hinaus. Da Fürst Myschkin laut Vorlage an Epilepsie leidet, und Klaus Kinski noch nie einen Epileptiker gesehen hatte, läiess er sich an der Berliner Charité eine Elektroschockbehandlung vorführen, um eine Vorstellung davon zu bekommen.

Nachdem Hans Werner Henze die junge Schriftstellerin Ingeborg Bachmann kennengelernt hatte, schrieb diese 1953 den "Monolog des Fürsten Myschkin". Ingeborg Bachmanns Textfassung wurde später auch während der Tournee von Tatjana Gsovskys Berliner Ballett mit der Ballettpantomime Der Idiot verwendet, die am 8. Januar 1960 im Titania-Palast in Berlin Premiere hatte.

Aufführungen

Datei:kinski klausBUEHNEderidiot01.jpg
Klaus Kinski und Natascha Trofimowa
Regie Tatjana Gsovsky
Bild Jean Pierre Ponnelle
Darsteller Natascha Trofimowa, Wiet Palar (Nastassia), Klaus Kinski (Fürst Myschkin), Harald Horn (Rogoschin)
Sprache Deutsch
Dirigent Albert Müller
Erstaufführung country de.gif 1952.09.01 Berlin, Hebbel-Theater
Weitere Aufführungen country it.gif Venezia, [Theaterfestival]

Der Kritiker Geor Zivier schrieb "Dann wurde mit einem grandiosen Pas de deux von Nastassia (Wiet Palar) und Rogoschin (Harald Horn) heftig in die eigentliche Handlung vorgestossen. Dieser Zweitanz wurde von der Gsovsky bis an die Grenze des Akrobatischen vorgetrieben. Aber auch das technisch Krasse ist unter der Führung dieser Choreographin noch prall von Gefühlsausdruck. Es ist der besondere Zauber dieser geistreichen und zugleich impetuosen Inszenierung, dass sie die Gedanken des Dichters mit tänzerischem Blut erfüllt. Nie verliert sie die grosse, man könnte sagen, philosophische Linie, obgleich sie verspielt und bunt ins Detail geht."