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| : Von meinem Schädel ist das letzte Haar | | : Von meinem Schädel ist das letzte Haar |
| : zu einem blanken Mond vereist. | | : zu einem blanken Mond vereist. |
− | : Ich habe kaum ein Feigenblatt, es anzuziehn... | + | : Ich habe kaum ein Feigenblatt, es anzuzieh'n... |
| : ich, überall verehrt und angespien. | | : ich, überall verehrt und angespien. |
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Version vom 4. November 2006, 16:44 Uhr
Klaus Kinski rezitierte diese Ballade unter dem Titel Verehrt und angespien.
Text
- Vor vollen Schüsseln muss ich Hungers sterben,
- am heissen Ofen frier ich mich zu Tod,
- wohin ich greife fallen nichts als Scherben,
- bis zu den Zähnen geht mir schon der Kot.
- Und wenn ich lache, habe ich geweint,
- und wenn ich weine, bin ich froh,
- dass mir zuweilen auch die Sonne scheint,
- als könnte ich im Leben ebenso
- zerknirscht wie in der Kirche niederknien...
- ich, überall verehrt und angespien.
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- Nichts scheint mir sichrer als das nie Gewisse,
- nichts sonnenklarer als die schwarze Nacht.
- Nur das ist mein, was ich betrübt vermisse,
- und was ich liebte, hab ich umgebracht.
- Selbst wenn ich denk, dass ich schon gestern war,
- bin ich erst heute abend zugereist.
- Von meinem Schädel ist das letzte Haar
- zu einem blanken Mond vereist.
- Ich habe kaum ein Feigenblatt, es anzuzieh'n...
- ich, überall verehrt und angespien.
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- Ich habe dennoch soviel Mut zu hoffen,
- dass mir sehr bald die ganze Welt gehört,
- und stehn mir wirklich alle Türen offen,
- schlag ich sie wieder zu, weil es mich stört,
- dass ich aus goldnen Schüsseln fressen soll.
- Die Würmer sind schon toll nach meinem Bauch,
- ich bin mit Unglück bis zum Halse voll
- und bleibe unter dem Holunderstrauch,
- auf den noch nie ein Stern herunterschien,
- François Villon, verehrt und angespien.
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