Text "Die Ballade von den Galgenbrüdern" (François Villon; Nachdichtung von Paul Zech)

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Klaus Kinski rezitierte Teile dieser Ballade als in seiner Rezitation "Gehenkt".

Text

Ihr Brüder seht, hier werden wir gehängt,
ist keiner da, der uns sein Mitleid schenkt?
Gott wird es euch vergelten mit dem Gold
der Ewigkeit, wenn ihr uns nicht mehr grollt.
Seht her, gleich baumeln wir, fünf Kameraden,
und wenn wir auch den Leib noch in der Sonne baden,
den fetten Leib, genährt mit Fleisch und Weizenbrot;
bald frisst uns auf mit Haar und Haut der Tod.
Verspottet nicht dies elende Geschick,
Gott wird uns bald in Jesu Namen
erlösen von dem Galgenstrick,
von allem Übel, Amen!
 
Wir hängen hier für die Gerechtigkeit
und dass ihr unsre Brüder seid, verzeiht!
Nicht jeder auf der Welt hat kaltes Blut,
nicht jedem tut das faule Leben gut.
Seid nicht erbost auf unsre Sünden
und bittet Gott, dass wir in seinen Schoss einmünden.
Seht, wie der Tod uns an den Kragen fährt,
seht, wie sein Griff uns schon am Halse schwärt.
Verspottet nicht dies elende Geschick,
Gott wird uns bald in Jesu Namen
erlösen von dem Galgenstrick,
von allem Übel, Amen!
Der Regen hat den Kopf uns blank rasiert,
seht wie uns in der Sonne friert,
wie uns die Raben Stück für Stück vom Bauch
mit ihren spitzen Schnäbeln hacken und wie auch
die Elstern nicht mehr faul nach unsren Därmen sind.
Wir schaukeln hin und her im Abendwind,
wie Äste, die voll roter Äpfel hangen,
wir sind im Nebel schon wie blauer Rauch zergangen.
Verspottet nicht dies elende Geschick,
Gott wird uns bald in Jesu Namen
erlösen von dem Galgenstrick,
von allen Übeln, Amen!
 
Zuletzt möge man diesen Stossseufzer noch hören:
 
Herr Jesu, der Du Gnade ausschenkst allen;
errett uns aus des Teufels Höllenkrallen.
Ach, der fährt gut, der früh am Leben hängt
und nicht wie wir vom Strick so eingezwängt.
Wann wird wohl unser Herz erlöset sein?
Ihr Brüder, bittet Gott, er möge uns verzeihn!