1979 Film "Woyzeck"

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Deutsche Video-Hülle
Erstaufführung Filmtitel Dauer Verleih
1979.05.22 Woyzeck 81 Min. FR:
1979.05.25 Woyzeck 81 Min. / 2203 m DE: Filmverlag der Autoren
1979.10.19 Woyzeck FI:
Woyzeck 82 Min. / 78 Min. US:
[Video] Woyzeck DE: Arthaus
Produktion Werner Herzog für DE: Werner Herzog Filmproduktion (München)
Drehbuch Werner Herzog nach dem Bühnenfragment Woyzeck (1836) von Georg Büchner
Regie Werner Herzog. - Assistenz: Mirko Tichacek
Kamera Jörg Schmidt-Reitwein. - 2. Kamera: Michael Gast. - [Farbe (Eastmancolor) - 35 mm (Breitwand 1:1,66)]
Darsteller Klaus Kinski (Franz Woyzeck), Josef Bierbichler (Tambourmajor), Paul Burian (Andres), Eva Mattes (Marie), Wolfgang Reichmann (Hauptmann), Willy Semmelrogge (Doktor), Irm Hermann (Margret), Volker Prechtel (Handwerksbursche), Dieter Augustin (Marktschreier), Wolfgang Bächler (Jude), Rosemarie "Rosy-Rosy" Heinikel (Käthe), Herbert Fux (Unteroffizier), Thomas Mettke (Wirt), Maria Mettke (Wirtin)
Sprache Deutsch
Schnitt Beate Mainka-Jellinghaus
Ausstattung Henning von Gierke
Kostüme Gisela Storch
Ton Harald Maury, Jean Fontaine
Licht Martin Gerbl
Produktionsleitung Walter Saxer
Musik Fiedelquartett Telc, Antonio Vivaldi, Benedetto Marcello
Drehort Telc (Tschechoslowakei)
Drehzeit 1978.07.13 - 1978.08.03. - Nach anderen Quellen anstatt 19 sogar bloss 17 Tage im Jahr 1978, unmittelbar nach Fertigstellung des Films Nosferatu (Fantôme de la nuit) (1979).
Budget Etwa 900'000 DM

Der Regisseur Georg C. Klaren hatte Georg Büchners Dramenfragment bereits 1947 unter dem Titel Wozzeck mit Kurt Meisel in der Hauptrolle verfilmt.

Rainer Werner Fassbinder wagte sich an Theodor Fontanes Effi Briest, Volker Schlöndorf an Robert Musils Der junge Törless und Werner Herzog an Georg Büchner's Dramenfragment Woyzeck (1836). Der "Neue Deutsche Film" scheute vor der Auseinandersetzung mit der Klassik in den 1970er Jahren nicht zurück. Bereits in seinen Filmen Jeder für sich und Gott gegen alle (1974) hatte Herzog aus dem büchnerschen Woyzeck und aus dem Lenz zietiert. Mit der Wahl des Stoffes blieb Herzog dem Grundzug seiner Filme, dem Interesse für die isolierte Kreatur, treu. Herzogs Inszenierung zielt auf Werktreue ab: sie folgt dem Text Szene für Szene, fast Wort für Wort. Die Kamera wird unauffällig distanziert geführt, mit ungewöhnlich langen Einstellungen.

Diese Werktreue wurde von vielen Kritikern bemängelt, die gern einen klaren Positionsbezug gesehen hätten: "Ist Woyzeck nur Opfer, nur Getriebener, oder vertritt er auch ein utopisches Prinzip? Ist seine Verrücktheit Produkt der monatelangen Erbsen-Diät, die ihm der Arzt aufnötigte, ist sie also physiologischer Natur, oder soziologisch-psychologischer Natur, etwa als Akt der Verweigerung? Und dann: Ist Woyzecks Tod Zufall oder Suizid? Stirbt er überhaupt am Ende? (Kraft Wetzel in: Werner Herzog, 1979)

Exzellente schauspielerische Leistungen der beteiligten Darsteller trösten über diese ungelösten Fragen ohne weiteres hinweg.

Der Film wurde am 22. Mai 1979 am Filmfestival von Cannes uraufgeführt, wo Eva Mattes als beste Nebendarstellerin nominiert wurde. Ab 25. Mai 1979 lief der Film dann in den deutschen Kinos. Eine frühere Filmfassung von Woyzeck erschien 1981 in den Vereinigten Staaten.

Inhalt

Eine kleine Garnisonsstadt, Mitte des 19. Jahrhunderts: Der Füsilier Franz Woyzeck (Klaus Kinski) ist Bursche seines Hauptmanns (Wolfgang Reichmann) und muss durch allerlei Nebentätigkeiten zusätzlich Geld verdienen, um Marie (Eva Mattes) und sein uneheliches Kind zu ernähren. Sein Hauptmann macht sich lustig über ihn, dem Doktor (Willy Semmelrogge) dient er als Objekt für medizinische Versuche - er muss sich monatelang nur von Erbsen ernähren. Woyzeck wird von seiner Umwelt so lange betrogen und gequält, bis er zum Messer greift. Er bringt Marie das Geld, ohne sein Kind anzuschauen, und hetzt weiter. Marie hintergeht ihn mit dem feschen Tambourmajor (Josef Bierbichler). Vom Hauptmann und vom Arzt erfährt der ahnungslose Woyzeck die bittere Wahrheit. In seiner Eifersucht ersticht er Marie, den einzigen Menschen, von dem er Zuwendung erfuhr. Er selbst ertrinkt, als er immer tiefer in den Teich hineingeht, um das Messer zu suchen.

Kritik

  • Hellmuth Karasek. In: Der Spiegel Nr. 21 (21.05.1979)
  • Wilfried Wiegand. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung (23.05.1979)
  • Volker Baer. In: Der Tagesspiegel (24.05.1979)
  • Wolfgang Ignée. In: Stuttgarter Zeitung (25.05.1979)
  • Peter Buchka. In: Süddeutsche Zeitung (29.05.1979)
  • Hans C. Blumenberg. In: Die Zeit (01.06.1979)
  • Willi Bär. In: Film und Ton-Magazin Nr. 6 (Juni 1979)
  • P. v. B. [= Peter von Becker]. In: Theater heute Nr. 6 (Juni 1979)
  • Peter W. Jansen. In: Kirche und Film Nr. 6 (Juni 1979) Kino-Notizen 48
  • Reinhold Jacobi. In: Film-Dienst (12.06.1979) FD-Nr. 22044
  • Günter Knorr. In: F, Filmjournal Nr. 14 (Juni-Juli 1979)

Auszeichnungen

  • Eva Mattes wurde am Cannes Film Festival 1979 als beste Nebendarstellerin nominiert.

Quelle