Theaterstück "Der Widerspenstigen Zähmung" (William Shakespeare)

Aus Ugugu
Version vom 6. Oktober 2006, 23:12 Uhr von Michi (Diskussion | Beiträge) (→‎Aufführungen)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Originaltitel The taming of the shrew
Form Komödie in einem Vorspiel und fünf Akten
Autor William Shakespeare
Uraufführung 1596 London

Die Rahmenhandlung des Vorspiels, die danach nur noch einmal kurz (während des ersten Aktes) fortgesetzt wird, fusst auf einem beliebten orientalischen Märchenmotiv, das William Shakespeare nur anklingen lässt. Sie bleibt bei Aufführungen meist weg. Gelegentlich wird der Versuch gemacht, den Kesselflicker Sly [dt. "Schlau"] den Ablauf der Handlung weiterhin durch Gebärdenspiel begleiten zu lassen.

Unter den Komödien Shakespeares steht The taming of the shrew dem Geist der italienischen Commedia dell'arte am nächsten. Lucentio spricht geradezu von Baptista als dem "alten Herrn Pantalon". Die Technik der Verwicklungen des Stückes (Tausch der Herren- und Diener-Rolle, Einführung falscher Lehrer in das Haus Baptistas, Kontrastierung der Frauenrollen) erinnert an das italienische Volkstheater. Doch gab Shakespeare, dem für dieses Stück das ältere englische Bühnenwerk The taming of a shrew Modell war, der Handlung so viel Theatertemperament, dass The taming of the shrew trotz einiger Überspitztheiten sich bis auf den heutigen Tag als unverwüstliches Lustspiel von dem ewigen Machtkampf der Geschlechter in der Liebe erwiesen hat.

Hermann Götz verarbeitete den Stoff zu einer komischen Oper, Cole Porter 1948 zum Musical Kiss me Kate.

Inhalt

Vorspiel

1. Szene: Schenke auf der Heide. Sly ("Schlau"), ein betrunkener Kesselflicker, wird von der Wirtin an die Luft gesetzt. Hier findet ihn ein Lord, der, von der Jagd zurückkehrend, sich einen Spass daraus macht, den in tiefem Rausch Schlummernden auf sein Schloss zu bringen und ihn dort als vornehmen Herrn erwachen zu lassen. Eine Gesellschaft von Schauspielern, die sich zeigt, nimmt der Lord ebenfalls mit.

2. Szene: Schlau erscheint mit mehreren Dienern. Sie fragen nach seinen Befehlen. Er verlangt nach Dünnbier, wehrt sich gegen das Getue und ist endlich bereit, das Schauspiel Der Widerspenstigen Zähmung, das man ihm vorführen will, anzusehen.

1. Akt

1. Szene: Strasse. Lucentio, der Sohn eines vornehmen Hauses in Pisa, ist auf Wunsch seines Vaters Vincentio nach Padua gekommen, um durch Studien edle Lebensart zu gewinnen.

2. Szene: Baptista, ein reicher Edelmann, erklärt den Freiern seiner jüngeren Tochter Bianca, Gremio und Hortensio, er wolle diese erst verheiraten, wenn die ältere, Katharina, vermählt sei und fordert die beiden zur Bewerbung um sie auf. Sie wollen davon nichts wissen, doch, früher Rivalen, verständigen sie sich dahin, sich den Zutritt zu der eingeschlossenen Bianca zu verschaffen und vor allem für die schlimme und wilde Katharina einen Gemahl aufzutreiben. Auch Lucentio hat sich inzwischen auf den ersten Blick in die holde Bianca verliebt. Er lässt Tranio, seinen Diener, seine Rolle spielen, da er sich als Lehrmeister in Baptistas Haus einschleichen will.

3. Szene: Andere Strasse. Petruchio, ein junger, kühner Edelmann aus Verona, sucht Hortensio, seinen Freund, auf. Er gedenkt, zu freien. Hortensio gesteht ihm seine eigene Liebe und schildert ihm Katharina, jung und schön, aber böse, trotzig, wild. Petruchio hat Lust, sie zu sehen. Hortensio lässt sich von ihm als Lehrmeister für Musik bei Baptista einführen. Sie treffen auf Gremio mit dem verkleideten Lucentio, der als Vorleser von Dichtungen angeblich Gremios Sache führen wird. Auch Tranio als Edelmann Lucentio hat von der Schönheit der Mädchen gehört. Petruchio fordert für sich die ältere. Man lacht, warnt ihn, ist glücklich, dass er die böse Katharina aus dem Wege räumt.

2. Akt

Im Zimmer streitet Katharina in böse rund giftiger Weise mit Bianca, bis Baptista die beiden trennt. Petruchio, zwischen den teils verkleideten anderen Freiern, wirbt bei Baptista um Katharina. Baptista, in Verlegenheit, will ihn ablenken. Die angeblichen Lehrmeister werden zu den Mädchen hineingewiesen. Petruchio erklärt, er habe Eile und macht sofort mit dem Vater alles fix. Hortensio kommt mit zerschlagenem Kopf, das Ergebnis der ersten Lautenstunde mit Katharina. Mit ihr allein gelassen, weiss Petruchio durch dreistes unbekümmertes Wesen, bald spöttisch, bald sie übertrumpfend, bald ironisch, kurz ihr so gänzlich unberechenbar zu begegnen, dass sie ihm nicht mehr ganz gewachsen ist und dem Vater vorwirft, dass er ihr diesen Halbtollen, diesen wilden Renommisten und Schwadroneur als Mann zumute. Nun setzt Petruchio allem die Krone auf: sie sei nicht so, wie man sie geschildert, erzählt er, ganz im Gegenteil - holdselig sei sie, habe an seinem Hals gehangen, Kuss auf Kuss mit ihm getauscht. So gross sei ihre Liebe, die sie vor den andern nur verberge. Er reise nach Venedig, alles zum Hochzeitstag zu kaufen. Der Vater möge das Mahl besorgen, die Gäste laden, Sonntag werde die Hochzeit sein.

3. Akt

1. Szene: Im Zimmer unterrichten die verschiedenen Lehrmeister Bianca unter heimlichen Liebeswerbungen.

2. Szene: In einem anderen Zimmer wird Petruchio ungeduldig zur Hochzeit erwartet. Katharina tobt. Er erscheint endlich in grässlichem Aufzug: alte kaputte Kleider, ungleiche Stiefel, ein rostiger Degen, sein Pferd kreuzlahm, räudig, kropfig, an den Vorderbeinen steif. Petruchio fragt stürmisch nach der Braut und ist nicht zu bewegen, den Anzug zu wechseln. Die Hochzeit ist toll, der Bräutigam spielt den Rasenden. Als man sich zum Schmause setzen will, erklärt er, die Gäste sollten das allein besorgen, und führt Katharina trotz ihrem wilden Widerstand sogleich mit sich weg.

4. Akt

1. Szene: Saal bei Petruchio. Der vorausgesandte Diener Grumio erzählt seinem Kameraden von der Heimfahrt durch Frost und Kälte, der zornigen Ungeduld des Herrn. Ob alles zum Empfang bereit sei? Die Diener bemühen sich. Aber nichts ist dem ankommenden Petruchi recht: er schreit nach Waschwasser, nach Pantoffeln, nach dem Abendessen, schimpft, tobt, schlägt die Diener - Katharina bittet vergebens um Nachsicht für den Unglücklichen, dessen Händen der Krug entfallen ist. Man setzt sich zu Tisch, doch kaum will Katharina hungrig nach dem Essen langen, tobt er aufs neue: alles sei schlecht, verbrannt, schädlich, kein Bissen dürfe gegessen werden - mit einem Griff nach dem Tischtuch reisst er alles auf den Boden. Käthchen tröstet er: man werde morgen essen! - und hat vor, ihr in gleicher Weise durch Toben über das schlechte Bett, den Schlaf zu rauben.

2. Szene: Vor Baptistas Haus erlangt Lucentio den Vorrang bei Bianca über die anderen Werber. Dem Verlöbnis steht noch die Bedingung des alten Baptista entgegen, der es urkundlich verbrieft haben will, dass das Vermögen Lucentios selbst im Falle, dass er vor seinem Vater sterben sollte, an die Tochter fällt. Ein Magister soll die Rolle von Lucentios Vater spielen und dies zusagen.

3. Szene: In ihrem Zimmer bei Petruchio bittet Katharina den Diener Grumio, ihrem nagenden Hunger abzuhelfen. Er zählt ihr Gerichte auf und verwirft jedes wieder, bis er sie endlich, indem er ihr Senf allein anbietet, verhöhnt. Petruchio lässt den Putzhändler kommen, übt aber das gleiche Verfahren: was ihr gefällt, verwirft er in der gröbsten Weise, verdreht ihre Worte, als sei sie seiner Meinung usw.

4. Szene: Vor Baptistas Haus wird Lucentios Heirat mit Bianca geschlossen.

5. Szene: Petruchio, Katharina und Hortensio, der zurückgetretene Werber Biancas, reisen auf der Landstrasse zum Vater. Petruchio lobt den schönen Mondenschein. Es sei die Sonne, erwidert Katharina. Immer der Widerspruch, bricht er los, worauf Katharina, gänzlich verändert, sogleich nachgibt, auch ihrerseits den Mond sieht und ihm in freundlichster Weise in allem beistimmt.

5. Akt

1. Szene: Die verschiedenen Verkleidungen und Verwicklungen sind gelöst und lösen sich weiter durch die Ankunft von Lucentios Vater Vincentio, der seinem Sohn das Verwechslungsspiel vergibt. Petruchio und Katharina sind zum Erstaunen aller ein zärtliches Paar.

2. Szene: Die Männer, nach dem Gastmahl allein geblieben, besprechen die geschlossenen Ehen - so hat auch Hortensio eine junge Witwe heimgeführt. Petruchio, so wird erklärt, habe die Widerspenstigste von allen gefreit. Petruchio aber will die Wette halten: er und die beiden anderen Ehemänner wollen ihre Frauen rufen lassen und welche zuerst gehorsam erscheine, gewinne ihrem Gatten die Wette. Lucentio zuerst lässt seine Frau bitten, sie solle zu ihm kommen. Der Diener kommt: sie lasse sagen, sie habe zu tun und könne nicht kommen. Hortensio lässt nun die Seine ersuchen. Wieder kommt der Diener: ihr Gatte habe wohl einen Scherz im Sinn; sie komme nicht, er solle nur zu ihr kommen. Petruchio nun lässt Katharina befehlen, zu ihm zu kommen! Allgemein wird er verlacht: man weiss die Antwort: sie wolle nicht! Da - zum grenzenlosen Erstaunen, vor allem ihres Vaters - kommt Katharina und fragt nach seinen Wünschen. Petruchio, um die Wette noch besser zu gewinnen, heisst sie, die beiden anderen Frauen bringen. Als sie es tut, befiehlt er ihr, die Haube, die sie nicht kleide, sogleich abzunehmen und mit Füssen zutreten, was sie tut und sich den Spott der beiden anderen Frauen damit zuzieht. Petruchio verlangt nun noch von ihr, sie solle den beiden starrköpfigen Frauen erklären, was sie dem Herrn und Ehemann schuldig seien, worauf denn Katharina in schönen, edlen Worten all die Erkenntnis kundtut, die sie gewonnen, und das das Glück und aller Lebensreichtum der Frau aus jenem Liebeswillen des Dieners komme, den sie dem Mann, dem Herrn und dem Erhalter, dem Haupt, dem König ihres Herzens zolle!

Aufführungen

Deutscher Titel Der Widerspenstigen Zähmung
Regie Boleslaw Barlog
Bühnenbild Werner Kleinschmidt
Darsteller Gudrun Genest, Gerty Soltau, Ellen Mahlke, Charlotte Ritter, Albert Bessler, Erwin Biegel, Walter Bluhm, Klaus Kinski (ein Page), Paul Klinger, Arthur Wiesner, Horst Gentzen, Ulrich Hoffmann, Franz Stein, Reinhold Bernt, Hans Schwarz, Walter Altenkirch, Otto Mathies, Gunnar Möller

Rollen des Vorspiels: (ein Lord) (Christopher Sly, ein betrunkener Kesselflicker) (Wirtin) (Schauspieler) (ein Page) u. a.
Rollen des Stücks: (Baptista, ein reicher Edelmann in Padua) (Katharina und Bianca, seine Töchter) (Petruchio, ein Edelmann aus Verona) (Gremio und Hortensio, Biancas Freier) (Tranio und Biondello, Lucentios Diener) (Grumio, Petruchios Diener) (ein Magister) (eine Witwe). - 13 männliche, 4 weibliche, etliche kleinere und stumme Rollen. Statisterie.
Ort und Zeit: In Padua un dem Landhause des Petruchio, Renaissance.

Sprache Deutsch
Erstaufführung 1947.01.08 Berlin, Schlosspark-Theater (Intendant: Boleslaw Barlog)

Als sein zweites Stück nach Die Ratten spielte Klaus Kinski in Boleslaw Barlogs Inszenierung von Der Widerspenstigen Zähmung im Vorspiel der Komödie den Pagen:

Datei:1991kinski klausBUCHichbraucheliebe.jpg
Ich spreche am Berliner Schlossparktheater vor. Ich lüge so unverschämt, dass ich behaupte, den Hamlet dargestellt zu haben, obwohl ich das Stück gar nicht kenne.

Ich weiss nicht, ob mir jemand glaubt. Barlog engagiert mich nach dem ersten Vorsprechen.

Die erste Person, die ich darzustellen habe, ist die des Pagen im Vorspiel zu Der Widerspenstigen Zähmung. Dieser Page hat nichts anderes zu tun, als in Frauenkleidung den besoffenen Kesselflicker festzuhalten, damit er sich aus der Loge die Aufführung ansieht. Während dieser verblödeten zwei Stunden muss der Page ihm die Schnapsflasche aus den Händen reissen, sobald der Kesselflicker daraus saufen will. Natürlich ist das kein wirklicher Schnaps, nicht mal Fusel, sondern irgendeine warme Plärre. Irgend so ein Piss-Getränk. Nicht einmal Coca Cola.

Nach einem vollen Monat habe ich es dick. Ich fülle Steinhäger in die Pulle. Jedesmal, wenn ich sie dem Kesselflicker weggerissen habe, nehme ich einen tiefen Schluck. Wenn die halbe Vorstellung vorbei ist, bin ich bereits besoffen... fange an zu feixen, torkle, aus der Pulle saufend, auf der Bühne herum und trete in den dämlichen Souffleurkasten. Der Vorhang fällt.

Hinter den Kulissen werfe ich Barlog die leere Pulle hinterher, weil er mich zur Rede stellt.

Quelle: 1991 Klaus Kinski Buch Ich brauche Liebe S. 83-84