Theaterstück "Gespenster" (Henrik Ibsen)

Aus Ugugu
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Originaltitel Gengangere
Form Familiendrama in 3 Akten
Autor Henrik Ibsen
Uraufführung 1882 Chicago

Vordergründig handelt es sich um die Tragödie der "Sünden der Väter", die in Henrik Ibsens meisterhafter Enthüllungstechnik auf Manifestation der Wahrheit gestellt ist. Den Kern des Dramas bildet jedoch der eigentliche Sündenfall der Ibsen-Welt: die Verdinglichung des Menschen und damit das verfehlte Leben. Der Mensch wird vom anderen nach seiner Verwertbarkeit abgeschätzt, wird käuflich, zur Ware, zum Instrument für bestimmte Zwecke und Ziele. Die Liebe und die Freiheit haben in dieser kommerzialisierten Gesellschaftsordnung keinen Platz.


Inhalt

Zur Einweihung des "Kinderasyls zu Hauptmann Alvings ewigem Gedächtnis" findet sich Pastor Manders bei der Witwe des Hauptmanns, Helene Alving, ein, um mit ihr die Statuten der Stiftung zu besprechen. Frau Alvings Sohn, der junge Maler Oswald, der zu der Einweihung aus Paris nach Hause gekommen ist, gerät mit dem Pastor in einen heftigen Disput über die Moral in Künstlerkreisen. Manders macht Frau Alving Vorwürfe wegen der allzu freien Erziehung ihres Sohnes und löst damit die Enthüllung einer schrecklichen Vergangenheit aus: Helene und Manders hatten sich einst geliebt, doch sie heiratete, auf Drängen ihrer Verwandten, den vermögenden Alving, der sich bald als ausschweifender Lebemann erwies. So floh Helene noch im ersten Jahr ihrer Ehe zu Manders, wurde von diesem jedoch auf den Weg der Pflicht und Ehre zurückgewiesen. Sie musste fortan die Ausschweifungen ihres Mannes ertragen, seine Geschlechtskrankheit, seine Zusammenbrüche, sogar das Verhältnis mit ihrem Dienstmädchen, das, als es von Alving ein Kind erwartete, mit dem Tischler Engstrand verheiratet wurde. Regine Engstrand, die nun als Hausgehilfin bei Frau Alving arbeitet, ist in Wahrheit die Tochter ihres Mannes. Als Frau Alving im Nebenzimmer Oswald mit Regine zärtlich flüstern hört, wie einst seinen Vater mit Regines Mutter, fühlt sie die Gespenster der Vergangenheit hereinbrechen, die sie all die Jahre mühsam von ihrem Sohn fernzuhalten versuchte. Oswald gesteht seiner Mutter, dass ein Arzt in Paris bei ihm eine unheilvolle Krankheit festgestellt habe und dass er Regine wegen ihrer Lebensfrische heiraten möchte. Das Gespräch wird von der Entdeckung eines Brandes im Kinderheim unterbrochen. Von der Brandstätte zurückgekehrt, deckt Frau Alving vor Oswald und Regine die wahren Zusammenhänge auf. Regine verlässt das Haus. Oswald bittet seine Mutter, ihn zu töten, wenn die Gehirnparalyse ein aussichtsloses Stadium erreicht habe und er selbst nicht mehr dazu fähig sein sollte. Als sie zögert, ihm die Sterbehilfe zu versprechen, bekommt Oswald einen Tobsuchtsanfall. Mühsam beruhigt ihn Frau Alving, erkennt aber dann mit Entsetzen, dass der Wahnsinn ausgebrochen ist.


Aufführungen

Regie Otto Graf
Bild Lenore Gräfin Stenbock
Darsteller Maria Schanda (Helene Alving), Ursula Barlen, Albert Johannes, Klaus Kinski (Oswald)
Sprache Deutsch
Erstaufführung 1948.03.25 Berlin, Theater in der Kaiserallee (Leitung: Erich Elstner)

Klaus Kinski erzählt:

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Jeden Tag Gespenster. Selbst in brütender Hitze. Auch Sonnabend Nachmittag. Sogar Sonntag Vormittag. Ein Mädchen bringt mir die ersten Sonnenblumen.

Eine Journalistin will mich interviewen. Sie hat ihre Bluse absichtlich einen Knopf zu wenig zugeknöpft und trägt keinen Büstenhalter. [...]

Wolfgang Langhoff, der Intendant von Max Reinhardts Deutschem Theater in Ost-Berlin, hatte noch vor sieben Monaten abgelehnt, mich zu engagieren. Zuerst musste ich wochenlang warten, bis ich überhaupt vorsprechen durfte. Als es endlich so weit war, ich mir die Stimme aus dem Hals schrie, die Tränen aus den Augen weinte und mir Hände und Arme blutig schlug, hatte Langhoff gar nicht zugehört. Er frass Brote und rieb sich einen Fleck aus der Krawatte, auf die er sich gezuckerten Tee gekleckert hatte.

Warum dieses Intendantengesindel bloss immer Angst hat, im Theater zu verhungern.

"Kommen Sie in ein paar Jahren wieder", sagte er mit vollem Mund. "Vielleicht lässt sich dann was machen. Und essen Sie. Essen, essen! Sie sind ja so dünn, dass man Angst hat, Sie würden an ihren Gefühlsausbrüchen zerbrechen. Also, essen Sie tüchtig."

Ich hätte dieser Qualle ihre Schwabbelbacken einschlagen sollen. Aber ich dachte - du kommst auch noch gekrochen! Und in ein paar Jahren bist du verreckt!

Er kommt eher gekrochen, als ich dachte. Nach Gespenster bittet sein Verwaltungsdirektor mich durch einen höflichen Brief, ins Deutsche Theater zu kommen.

Langhoff gibt mir einen Jahresvertrag für dreitausend Mark im Monat und sagt, dass ich mich nach Beendigung der Spielzeit entscheiden könne, ob ich meinen Vertrag um mehrere Jahre verlängern will. Natürlich für eine viel höhere Gage.

Das erste Stück ist <a href=massfuermass.html>Mass für Mass</a> von Shakespeare.

Quelle: 1991 Klaus Kinski Buch Ich brauche Liebe S. 100-102