Tatjana Gsovsky
geboren am 18. März 1901 in Moskau als Tatjana Issatschenko
Tatjana Issatschenko studierte im Studio von Isadora Duncan, später bei L. Nowikow, Matyatin, Kirsanowa, O. Preobrajenska und in Hellerau. In Krasnodar wurde sie nach der Oktoberrevolution zur Ballettmeisterin ernannt. Dort traf und heiratete sie den Tänzer Victor Gsovsky. Beide emigrierten 1924 aus Russland nach Berlin, wo Victor von 1925 bis 1928 Ballettmeister an der Staatsoper war und wo sie 1928 eine Ballettschule errichteten.
Von 1945 bis 1952 war Tatjana Gsovsky Ballettmeisterin an der Deutschen Staatsoper in Berlin. Ihr Ballett Hamlet wurde 1950 von Victor einige Monate vor ihr in München herausgebracht. Aber die "Berliner Choreographie" mit Gert Reinholm und Gisela Deege, die im November 1953 Premiere hatte, liess die Münchner Uraufführung vergessen. Es wurde das bekannteste der Handlungsballette, die sie für die Berliner Festwochen schuf und die ihr eine zentrale Stellung im Berliner Theaterleben sicherten; eine zwar umstrittene, aber ungemein erfolgreiche dramatisch-akrobatisch-psychoanalytische Mischform, mit klassischen Relikten. Die grossen Stoffe der Weltliteratur wurden zur Dramen ohne Worte. Und wenn Worte dazukamen, war das Arrangement ein noch grösseres ästhetisches Wagnis.
In Hans Werner Henzes Vertonung von Fjodor Dostojewskijs Roman Der Idiot ist die Hauptrolle, Fürst Myschkin, als Sprechrolle angelegt. Tatjana Gsovsky hatte Texte geschrieben, die Klaus Kinski vortrug, und die Ingeborg Bachmann 1953 neu schrieb. Die Inszenierung fand grosse Beachtung und wurde von der Kritik auch international hochgelobt. Das Ensemble wurde daraufhin zu einem Theaterfestival in Venedig eingeladen.
Von 1952 bis 1953 war Tatjana Gsovsky Ballettmeisterin am Teatro Colón in Buenos Aires, von 1954 bis 1966 an der Deutschen Oper in Berlin und daneben von 1959 bis 1966 an der Oper in Frankfurt am Main. Im September 1955 gründete sie, unterstützt vom Berliner Senat, die Tourneetruppe "Berliner Ballett", ein modernes Tanztheater auf klassischer Grundlage, mit dem diese exzentrische, auch für Publizität begabte Frau ihren Ruhm in ganz Europa verbreitete. Sie war eine der einflussreichsten Lehrerinnen der deutschen Tänzergeneration nach dem zweiten Weltkrieg.
Bibliographie
Sekundärliteratur
Jahr | Autor | Form | Titel | Veröffentlichung | Bemerkungen |
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[[Kategorie:{{{1}}}]] [[Kategorie:{{{1}}} - Bibliographie]] |- | Ballett in Deutschland / Siegfried Enkelmann, Tatjana Gsovsky. - Berlin, 1954 |- | Hommage à Tatjana Gsovsky / K. Geitel. In: Ballett 1966