Karnies
"Zudem ist Jelissej Jelissejitsch wie einer jener düsteren Atlasse, die, gebeugt und mit vor Leid gerunzelter Miene, seit siebzig Jahren auf der Miljonnaja das Karnies der Eremitage stützen." (aus: Jewgenij Samjatin Mamaj, 1920)
Das Karnies (griech. kronis "gekrümmt"; italien. cornie "Fries, Rahmen"; auch: Glockenleiste) ist in der Architektur ein S-förmiges, also konkav-konvex profiliertes Bauglied. Das Karnies gibt es sowohl in grosser Ausführung bei Säulen und Pfeilern (an Basis und Kapitell), aber auch in kleiner und feiner Form an Tischplatten und anderen Möbeln, sowie bei Bilderrahmen, Wandvertäfelungen usw.
Je nach seiner Funktion am Baukörper kann es sich um ein "tragendes Karnies" (als Zwischenglied) oder um ein "bekrönendes Karnies" (als oberer Abschluss, etwa bei einem Gesims). Je nach Anordnung des konvexen Profilteils handelt es sich um ein "steigendes Karnies", wenn er oben (z. B. bei Säulenkapitellen), um ein "fallendes Karnies", wenn er unten angebracht ist. Ersteres kann dann "bekrönend" oder "stützend" sein, letzteres "auslaufend" oder "fussend".
Bei den erwähnten "Atlassen" (oder vielmehr Atlanten, also männlichen Karyatiden) handelt es sich um diejenigen am alten Eingang zur 1839-1852 erbauten Neuen Eremitage an der Miljonnaja-Strasse in St. Petersburg, die der Bildhauer Alexander Terebenew aus Granit erschuf.