Heptones
Jamaikanische Rocksteady- und Reggae-Gesangsgruppe ; gegründet 1965 in Kingston (Jamaika)
Earl Morgan (Stimme) und Barry Llewelyn (Stimme) hatten bereits in einer Senior School in Kingston (Jamaika) in der Gruppe Earl Morgan and the Swinging Squirrels zusammen gesungen, bevor sie mit Clive Campbell (Aces) und Keble Drummond (Cables) unter dem Namen Sylastians aufzutreten begannen. Weil auch auch diese Gruppe erfolglos blieb, taten sich Morgan und Llewelyn 1965 mit dem 16-jährigen Leroy Sibbles (Hauptstimme) zusammen, den sie bei einem Talentwettbewerb kennengelernt hatten. Zuerst nannten sie sich Hep Ones, bis Morgan eines Tages auf einem Abfallhaufen eine alte Flasche "Heptones Tonic" entdeckte und sich die Gruppe zu Heptones umbenannte. In den folgenden Jahren spielten sie eine Schlüsselrolle beim Übergang vom Ska zum Rocksteady und wurden zum vielleicht besten Beispiel für jamaikanische Gesangsharmonien und sind jedenfalls eine der wenigen Gruppen, welche die Verwandlung von Ska über Rocksteady zu Reggae unbeschadet überstanden.
Erste Schritte unternahmen die Heptones unter der der Ägide von Sidney Crooks (Pioneers). Als erste Single nahmen sie für Ken Lack's Plattenlabel Caltone die Single Gun men coming to town (1965) auf, eine wunderliche Ska-Fassung der Ouvertüre von Gioachino Rossini's Oper Wilhelm Tell. In den Jahren 1966 und 1967 folgten weitere, weniger bemerkenswerte Singles wie I am lonely, We've got love und Ain't it bad.
1966 wurden sie von Clement "Coxsone" Dodd für Studio One unter Vertrag genommen, von dem sich gerade die erfolgreichen Wailers getrennt hatten. Dodd half der Gruppe, ihren Harmoniegesang zu verbessern und unterstützte auch den Liedschreiber Sibbles, der einen durchtriebenen, sarkastischen Sinn für Humor zur Unterlegung seiner Gebrochene-Herzen-Geschichten entwickelte. Nach einigen weniger erfolgreichen Singles wie Why did you leave, Only sixteen und dem tollen Party time landeten die Heptones noch im selben Jahr mit Fattie Fattie (1966) ihren ersten echten Hit - ein derber Lobgesang auf ein fettes Mädchen, der zwar vom jamaikanischen Radio nicht gesendet wurde, sich aber allein durch die Mundpropaganda trotzdem ganz munter verkaufte. Leroy Sibbles: "Ich hing bei mir im Hof rum, so gegen Mittag. Ein Mädchen, das ganz in der Nähe wohnte, kam auf einmal durch das Tor. Sie war klein, und ziemlich fett... Und ich fing an, zu singen: In diesem Augenblick, flogen mir die Zeilen für einen ganzes Lied einfach so zu. Die Leute klatschten und wollten mehr davon. Und weisst du, was meine Mutter sagte? Mein kleiner Junge wird erwachsen."
Die Heptones liessen eine Reihe ähnlicher Stücke folgen, jedes davon enthielt nicht nur tolle Gesangsharmonien sondern dazu auch "Deadly" headley Bennett's griffige Bläsersätze und Leroy Sibbles' Texte über sentimentale Liebe, Gesellschaftskritik und Politik - damals konnten sie sogar frauenfeindliche Texte himmlisch klingen lassen: "I hold the handle" und vor allem "Tripe girl" sind dafür gute Beispiele. So schrieb die Gruppe auch weiterhin die meisten ihrer Lieder selber und nahm in den folgenden fünf Jahren Unmengen von Material auf, darunter auch ihr erstes echtes Album, On top (1968). Zu ihren Hits aus dieser zeit gehörten "Schoolgirls", "We've git love", "A change is gonna come", "If I knew", "Why must I?" (1967); "Christmas time", "I got a feeling", "Love won't come easy", "Gee wee", das Spiritual "Oil in your lamp", "If you knew", "Giddy up" und ihre liebevolle Fassung von Otis Reddings "(Sittin on the) Dock of the Bay" (1968); "Sweet talking", "Ob-la-di ob-la-da" von den Beatles, "I shall be released" von Bob Dylan, "Love me always" und der militante Klassiker "Soul power" (1969); "Message from a black man" von den Whatnauts, "Jamaica underground", "Young generation", "Be a man" und "Young, gifted an black" (1970) von Bob Andy und Marcia Griffiths.
Als sich die Hits zu häufen begannen, wurde Sibbles Hausschreiber und -arrangeur für Studio One und spielte auch mit der Studiogruppe auf einer Vielzahl von Aufnahmen den Bass, arbeitete ausserdem auch als assistierender Produzent und Talentsucher. Mit der Zeit entwickelte sich auch sein rastafarianisches Sozialbewusstsein, das er in seinen Liedern auszudrücken versuchte. Die Heptones selber sind auch auf Aufnahmen von Bob Andy, Freddie McKay, Alton Ellis, den Freedom Singers, den Brentford Road All Stars, den Underground Vegetables und besonders hörenswert auf "Declaration of rights" von den Abyssinians zu hören. Mit den Jahren bekamen sie es jedoch satt, sich nur innerhalb der engen Grenzen von Dodd's Studio One-System ausdrücken zu können und auch wenig Geld abgespiesen zu werden. So trennten sie sich 1971 nach dem Album Freedom lines (1970) nach erbittertem Streit von Clement Dodd.
Eine Weile arbeiteten sie dan für Joe Gibbs, nahmen "Hypocrites" nochmals neu auf und veröffentlichten ausserdem "Save the last dance for me", "Freedom to the people", "Every day and every night", "Be the one" und "Love has many faces". Die mit Gibbs produzierten Stücke fanden sich verstreut über zwei Alben, The Heptones and friends meet the new generation, die vom britischen Label Trojan Records herausgebracht wurden. Nach dem Bruch mit Gibbs 1972 gründeten die Heptones ihr eigenes Label Hep-Ic Scorch Unlimited und veröffentlichten eine eigene Fassung von "My world is empty without you, babe" von den Supremes. Vertriebsschweierigkeiten und mangelnde Sendezeit im Radio liessen das Label allerdings bald wieder eingehen.
Während der folgenden zwei Jahre trieben sich die Heptones wie so viele andere Gruppen in der Gegen von Kingston herum, arbeiteten mit den Profuzenten Harry Winston ("Mood for love"), Prince Buster ("God bless the children", "Our day will come"), Alvin Ranglin ("Old time", "Meaning of life"), Niney Holness ("Keep on pushing"), Harry J (das bekannte "Book of rules", "Mama say", "Country boy"), Phil Pratt ("Swept for you baby"), Lee Perry ("I do love you"), Sonia Pottinger ("I've been trying", "Help", "I'll take you home"), Geoffrey Chung ("Let me hold your hand") und Rupie Edwards ("You've lost that lovin' feeling" von den Walker Brothers); ausserdem steuerten sie den Hintergrundsgesang auf Edwards' Arbeit mit Gregory Isaacs bei. Ebenfalls tolle Zusammenarbeiten kamen mit Alton Ellis ("Big bad boy") und Big Youth ("I am crying") zustande, während die Heptones eine Reihe ihrer Stuio One-Klassiker neu aufnahmen: "Love won't come easy" (mit Blacka Morwell), "Tripe girl" (mit Pete Weston und Alton Ellis), "I'm crying" (mit Raphael Allen) und "Party time" (mit Phil Pratt).
1973 zog Leroy Sibbles nach Kanada, kehrte aber 1975 nach Jamaika zurück, formierte die Heptones neu und sie unterschrieben sie einen Major Label-Vertrag mit Island Records. Danny Holloway produzierte das Debütalbum für Island, Night food (1976), auf dem sich vor allem Neuafnahmen von altem Studio One-Material befand. Das Folgealbum Party time (1977) verfolgte ein ähnliches Schema, wurde aber von Lee "Scratch" Perry produziert, enthielt neben seinem Allerwelts-Reggae auch eine Fassung von Bob Dylans "I shall be released" und wurde schliesslich zum grössten Verkaufserfolg der Heptones auf dem internationalen Markt. Das nächste Album Better days (1978) dagegen verkaufte sich vergleichsweise schlecht und Leroy Sibbles verliess die Gruppe wenig später, um eine Solokarriere zu beginnen.
Die verbleibenden Heptones ersetzten ihn mit Naggo Morris und nahmen das von Joseph Hoo Kim produzierte Album Good life (1979) auf. Sie nahmen auch während der 1980er Jahre weitere Alben auf und gaben Konzerte, allerdings ohne den Erfolg, den sie einst mit Sibbles hatten. Über die Jahre kamen und gingen weitere Gruppenmitglieder, darunter Glen Adams and Joseph Forester.
Das Originaltrio Sibbles, Llewellyn und Morgan nahm Mitte der 1990er Jahre noch einmal ein Album auf, das von Tappa Zukie produzierte Pressure! (1995). Das hätten sie lieber bleiben lassen sollen.
Diskographie
Jahr | Interpret | Medium | Titel | Plattenfirma | |
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1967 | Heptones | LP | The Heptones | JM: Studio 1 | |
Fattie Fattie / Why must I / Only sixteen / Land of love / The best things in life / Gee wee / I've got a feeling / Tripe girl / Baby / Let's fall in love / Take a tip from me / Cry baby cry | |||||
1967 | Heptones | LP | Black is black | JM: Studio 1 | |
Some kind of love / Will not do / Ready to learn / Haven't you any fight left / Stop this world / Be a man / I remember / Nine pound / It's like Heaven / You don't know / Ting a ling / You've turned away | |||||
1968 | Heptones | LP | On top | JM: Studio 1 | |
Equal rights / Pure sorrow / Heptones gonna fight / I hold the handle / My baby is gone / Soul power / Take me darling / We are in the mood / Sea of love / Pretty looks isn't all / Party time / I love you | |||||
1971 | Heptones | LP | Freedom line | JM: Studio 1 | |
Suspicious mind / Freedom line / Let it be / One love / Every day and night / Give give love / Ready baby / I am your man / Since I fell for you / Show us the way / Lover man / Love has many faces | |||||
1972 | Heptones | LP | The Heptones and friends vol. 1 | JM: Jogib | |
1973 | Heptones | LP | The Heptones and friends vol. 2 | JM: Attack | |
1973 | Heptones | LP | Book of rules | JM: Jaywax | |
Book of rules / Black on black / Peace and harmony / Do good to everyone / World / Suffering so / Autalene / Baga boo / Wah go home / Over and over | |||||
1976 | Heptones | LP | Night food | GB: Island Records JM: VP US: Mango | |
Country boy / I've got the handle / Sweet talking / Book of rules / Mama say / Deceivers / Love won't come easy / Fatty Fatty / Baby I need your loving / In the groove | |||||
1977 | Heptones | LP | Party time | GB: Island Records JM: Hep Hep US: Mango | |
Party time / Crying over you / Now generation / Mr. President / Serious time / I shall be released / Storm cloud / Road of life / Why must I / Sufferer's time | |||||
1978 | Heptones | LP | Better days | GB: Third World NL: Mercury | |
Suspicious mind / Crystal blue persuasion / Land of love / No bread on my table / Better days / God bless the children / Ready ready baby / Every day life / Mr. Do over song / Key to the heart | |||||
1979 | Heptones | LP | King of my town | GB: Jackal NL: Mercury | |
What'cha gonna do about it / Losing you / Behold / Holy Mount Zion / Motherless child / Prisoner girl / King of my town / Jamaica (African child) / Trials and tribulation / Which side are you / Hard days night | |||||
1979 | Heptones | LP | Good life | Greensleeves | |
Can't hide from Jah / Repatriation is a must / Natural mystic / New York City / Every day, every night // Good life / Brother and sister / How could I leave / Black man memory / Ghetto living | |||||
1980 | Alton Ellis and the Heptones | LP | Mr. Ska Bean'a | ||
Humble will stumble / Hard to be a lover / Pure sorrow / Inside my soul / Loving you / Mr. Ska Bean'a / Bless you / Children are crying / Woe child | |||||
1982 | Heptones | LP | On the run | CA: Shanachie SH 43008 | |
Work and no pay / Love been good / Jah bless the children / Scandal / Fight it to the top / Music of a symphony / On the run / Stand up / Hoping you are doing fine / Give me the right | |||||
1983 | Heptones | LP | Back on top | GB: Vista Sounds | |
Place called love / Suddenly / Only sixteen / Pretty little cottage / Yesterday // Sea of love / Love won't come easy / Take me darling / Love story / I got the needle | |||||
1985 | Heptones | LP | Swing low | GB: Burning Sounds | |
Swing low / Book of rules / Down comes the rain / You decorated my life / Pack your things // Heaven / Promise to be true / What it is / So long / I'm so proud | |||||
1986 | Heptones | LP | Moving Target | ||
You don't know me / Three coins in a fountain / In my time / Young lover / Do you really want to hurt me / Someday / Round, round up and down / Giving up on love / Thank you Lord | |||||
1987 | Heptones | LP | Place called love | ||
Medley / An African child / Nah lef child / Gee wee / A place called love / Get up chant | |||||
1988 | Heptones | LP | Good vibes | Clarendon Prestige | |
Diana / Sha la la la / The same song / Come rain, come shine / Come we go see / All because of you / Good vibes / Drift away / Tickle away / Nice me nice | |||||
1994 | Heptones | CD | Mr. T | Lagoon | |
Falling in love again / Honey you're all / Where good music gone / Love me girl / Long long time ago / Wonderful world / Unfaithful baby / Rasta music / In my house / Allalackalama / Mr. "T" / Jumpy me no jumpy | |||||
1995 | Heptones | CD | Pressure! | RAS | |
You mean the world to me / World class / Rastaman live up! / Marcus Garvey word come to pass / Country boy / Pressure / Teach the children / Are you coming with me / By the sweat of your brow / Old time gang leader | |||||
1996 | Heptones | CD | Rainbow Valley | Classic House of Reggae | |
Rainbow Valley / Between the sheets / Here comes the time / Tenderness / Tougher than the world / Back stabbers / Head on straight / Beggie, Beggie / Crystal blue persuasion / Susu pan rasta | |||||
1999 | Heptones | CD | On the road again | Warriors | |
On the road again / We slaves / Dis ya struggle / We glad you come over / Work harder / Foreign policy / Want something / Don't want to be alone / Rule things / Why is it we're fighting / Things and time / Second to none / All my life / So Jah seh | |||||
1999 | Heptones | CD | Dub dictionary (The backbone inside the Studio 1 recordings) | Trenchtown TTCD 0051 | Compilation 1968-1975 |
Get in the groove [Dub] / Party time [Dub] / Love won't come [Dubbing / You've turned away [Dub] / Ting a ling [Dub wise] / Pretty looks [Version] / Purple light [Dub] / We are in the dub mood / Be a man dub style / Mama in dub / Choice of dub, black and white / Everybody is dubbing / Sea of dub / Book of ruleing dub / Love without feeling [Dub] / One step in dub / Nine pound of dub / Pure sorrow dub rhythm / Meaning of dub / Born to dub you / Ivy's dub special / Soul sister [Dub] / Crying over you [Dub] / Country boy, dub town girl / Freedom to the dub people / Sweating dub plate | |||||
2000 | Heptones | CD | Them can't hold we | Black Liberty | |
Falling in love again / You're all I ever had / In my house Jah live / Play on rasta music / Good music gone / Fight with all my might / One a dem come / Mi no mix up with kin-naw-kay / Loving Jah Jah / Two-timer / Unfaithful / Love me with all of your heart / Love me [BLR remix] |
Weblinks
- The Heptones (en.Wikipedia.org)
- Biography (Leroy Sibbles.com) - Biographie von Leroy Sibbles
- The Heptones biography (StarPulse.com)
- Google Buchsuche: "heptones" (Google.de)
Diskographie
- The Heptones (Rootsdub.free.fr) - Diskographie
- The Heptones (Musicr.info) - Diskographie
- The Heptones (Roots-Archives.com) - Diskographie
- Heptones (Discogs.com) - Diskographie
- <Plattenbesprechungen> (Reggae-reviews.com)
Liedertexte
- The Heptones (LyricsMuse.com) - Liedtexte