Fleetwood Mac

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Britische Rockgruppe ; gegründet 1967

Fleetwood Mac rangierten 1969 nach einer Punkteauswertung der britischen Charts durch den Melody maker auf Platz eins: mit 748 Punkten vor den Beatles (671) und vor Stevie Wonder (661). Die Gruppe hatte sich im August 1967 von John Mayalls Bluesbreakers abgespalten, denen Peter Green (Gitarre, Stimme, Mundharmonika), John McVie (Bassgitarre), Mick Fleetwood (dr, voc), geboren am 24. Juni 1947 in Redruth, Cornwall, zuvor angehört hatten. Vierter Mann des Gründungsquartetts wurde Jeremy Spencer (voc, g), geboren am 4. Juli 1948 in West Hartlepool, Lancashire; 1968 kam Danny Kirwan (g, voc), geboren am 13. März 1950 in London, hinzu. Ihr Blues hielt sich zunächst so nahe an schwarzen Vorbildern, daß die Zeitschrift "Eye" von einer "fast lächerlich zu nennenden Mimikry" sprach. Die Klavierfiguren in Hellhound On My Trail stammten unverarbeitet aus der Memphis Slim-Version von If You See Kay; Spencers Gitarrenstil war eine Kopie von Elmore James, Green kopierte B.B. King. Mit Stücken wie Albatross und Greens Black Magic Woman, das später ein Welt-Hit für Santana wurde, spielten sich die Musiker jedoch rasch frei. Schon im Januar 1968 waren sie im Plattenstudio musikalisch erfolgreich mit dem Bluesinterpreten Eddie Boyd zusammengetroffen. Bei einer Blues Jam At Chess (Titel des Doppelalbums) begegneten sie genau ein Jahr später in Chicago schwarzen Vorbildern wie Willie Dixon (voc, b), Walter "Shakey" Horton (voc, harm), Otis Spann (p, voc) und anderen als gleichwertige Partner. Ebenfalls im Januar 1969 nahmen sie in New York zusammen mit Spann das Album The Biggest Thing Since Colossus auf. Als Peter Green 1969 ausschied, profilierte sich Spencer durch die LP Kiln House als dominierender Musiker. Er sprengte die Bluesfesseln und trieb seine Mitspieler in einen an früheren Teenager-Idolen wie Buddy Holly und den Everly Brothers orientierten Rock_'n'_Roll, bis auch er während einer Amerika-Tournee Anfang 1971 Fleetwood Mac verließ. Danach wurde der Band-Sound von Bob Welch (g, voc), geboren am 31. Juli 1946 in Los Angeles, Danny Kirwan (g, voc) und McVies Frau Christine (voc, p), die unter ihrem Mädchennamen Christine Perfect einst zu Chicken Shack gehört hatte, geprägt. Sie kam am 12. Juli 1943 im englischen Birmingham zur Welt. 1972 firmierten auch Bob Weston (g, bj, harm, voc), Dave Walter (voc, harm), Steve Nye (org) unter dem Namen Fleetwood Mac. Als unbestrittener Chef hatte sich mittlerweile der Drummer etabliert, der den Bandnamen auch in seinen Personalpapieren führte: Mick Fleetwood. Sein Anrecht auf den Gruppennamen wurde im Frühjahr 1974 einer Bewährungsprobe ausgesetzt. Manager Clifford Davis beanspruchte den Titel und schickte eine frisch zusammengestellte Pickup-Band als Fleetwood Mac auf USA-Tournee. In der gerichtlichen Auseinandersetzung bekam Fleetwood recht. Die Gruppe hatte beschlossen, in Amerika zu bleiben, und siedelte sich in Kalifornien an. Ihr erstes total in den USA produziertes Album Heroes Are Hard To Find mit Fleetwood (dr, perc), Weston (g), Welch (g, voc), John McVie (bg), Christine McVie (kb, voc) zeigte sie in guter Form. Als Welch 1975 ausstieg, um das Trio Paris zu gründen, schlug der Produzent Keith Olsen das Duo Lindsey Buckingham (voc, g; geb. 3. Oktober 1947) und Stevie Nicks (voc; geb. 26. Mai 1948) als neue Bandmitglieder vor. Die erotische Spannung der zwei Bühnenpaare McVie und Buckingham/Nicks zahlte sich schon mit der ersten gemeinsamen LP Fleetwood Mac (1975) aus: Sie spielte vier Millionen Dollar ein und wurde sofort mit Platin prämiert. Buckingham, dessen einprägsame Songs wie Go Your Own Way, Monday Morning, Never Going Back Again, dessen Arrangierfinessen und Improvisationsqualitäten ihn schnell zum eigentlichen Leader erhoben, inszenierte die Songs mit den Band-Charakteren wie kleine Theaterstücke. Jeder Musiker spielte eine Rolle, die exzentrische Stevie Nicks die der Isadora Duncan. Dennoch klangen die Stimmen auf den Platten beinahe aseptisch asexuell. Der zunehmende Erfolg und die fortwährende physische Nähe trieb die beiden Paare in der Band 1976 auseinander. Christine McVie ließ sich scheiden und ging eine langdauernde Liaison mit Dennis Wilson von den Beach Boys ein. Zu allem Überfluß renommierte Currie Grant, Lichtmeister der Band, im Blatt "Rolling Stone" detailliert mit seinen intimen Beziehungen zu beiden Sängerinnen. All diese Wirren fanden ihren Niederschlag im Album Rumours (1977), "einer Art Extrakt aus den Tagebüchern unseres damaligen Lebens" (John McVie). Vier Hit-Singles, darunter der Nummer-eins-Hit Dreams, transportierten die LP mit weltweit rund 25 Millionen verkauften Exemplaren in die Spitzengruppe der auflagestärksten Tonträger aller Zeiten. Entsprechend ehrgeizig ging Buckingham das Nachfolgeprodukt Tusk an. Fast zwei Jahre lang experimentierte er im Studio mit ungewöhnlichen Songformen und mit dem Sound. Am Ende kostete die Produktion eine Million Dollar und spielte nur vier Millionen wieder ein. Weltweite Tournee-Erfolge glichen die Enttäuschung einigermaßen aus; dokumentiert wurden sie durch das Doppelalbum Live (1980). Verstärkte Solotätigkeit von Buckingham, Fleetwood, Stevie Nicks und Christine McVie mit einem soliden und kontinuierlichen Plattenausstoß ließ in den achtziger Jahren das Gerücht nicht verstummen, Fleetwood Mac löse sich auf. Das hatte sich bis 1998 nicht bewahrheitet. Ihr Album Mirage (1982) brachte drei Singles hervor, schoß binnen kurzem auf Platz eins und hielt sich 45 Wochen lang in den Charts: ein perfektes Hochglanzprodukt ohne akustische Widerhaken für die Erinnerung. Der Vorwurf des britischen "Melody Maker", Fleetwood Mac hätten wohl "über ihren Soloplatten vergessen, wie man als Band arbeitet", ließ sich angesichts von Tango In The Night (1987) nicht aufrechterhalten. Die mit strenger Arbeitsdisziplin täglich zwischen 14 und 22 Uhr produzierte LP wurde von starkem Gruppengefühl getragen. "Es ging", so Christine McVie, "überraschend reibungslos - wie Fahrradfahren: Wenn man erst mal im Sattel sitzt, rollt's ganz von selbst."

Mick Fleetwood: "Es gab bei vielen die Furcht, daß die Maschinen bei uns die Herrschaft übernehmen. Und die Leute hatten die überperfekte Musik einfach satt. Kein Atem mehr, kein Gefühl. Ob es Malerei, Literatur, Musik ist - wenn es einen Menschen nicht emotional bewegt, stirbt es nach kurzer Zeit."

Insofern war Tango In The Night eine Art Rückkehr zu den frühen Tugenden von Fleetwood Mac auf einer neuen Bewußtseinsstufe. 1988 leistete sich die Gruppe ein Album mit Greatest Hits, trug aber zwei beziehungsreich betitelte neue Lieder bei: No Questions Asked und As Long As You Follow. Buckingham hatte das Ensemble 1987 kurz vor einer ausgedehnten Nordamerika-Tournee verlassen. Billy Burnette, als Sohn des Rockstars John Burnette am 8. Mai 1953 in Memphis geboren, und Rick Vito (g, voc), geboren am 13. Oktober 1949 in Darby, Pennsylvania, traten an seine Stelle. 1988 bereiste die Band Europa und Australien. Das neue Jahrzehnt begann mit der Nachricht, Stevie Nicks' erstes Soloalbum Bella Donna von 1981 sei nun viermillionenmal verkauft. Für die Neunziger galt: Wer einmal zur Kernmannschaft von Fleetwood Mac gehörte (Peter Green ausgenommen), hat ausgesorgt. Die Musiker veröffentlichten erfolgreiche Soloalben und trafen sich bei gutbezahlten Galas. 1993 nahmen Fleetwood, Buckingham, Christine und John McVie und Stevie Nicks den Titel Don't Stop als Wahlkampfschlager für den Präsidentschaftskandidaten Bill Clinton auf. Mick Fleetwood eröffnete 1991 einen Bluesclub in Los Angeles und leistete sich unter dem Namen Zoo (ursprünglich The Cholos) 1992 eine neue Band mit Bekka Bramlett, Tochter von Bonnie Bramlett (Delaney & Bonnie), als Leadsängerin. Nur eine Platte kam bei Capricorn heraus: Shakin' The Cage. 1994 kam in Alexandria nahe Washington ein weiterer Bluesclub hinzu. Gern erinnerten sich die Musiker ihres Bestsellers Rumours, das 1998 noch einmal auf Platz 18 in die britischen Top 20 einrückte, und nahmen für ihr im Third Encore Studio in Los Angeles live eingespieltes Album The Dance (1997) einige Titel von damals noch einmal auf - mit zweifelhaftem Ergebnis. "Keine Innovationen", registrierte "Rolling Stone" resigniert, "aber doch der Versuch einer Modernisierung." - "Daß die Solo-Gitarre beim letzten Refrain von Don't Stop nicht einsetzt", bemängelte "Zitty", "kann einem den ganzen Tag verderben." Die Fans sahen es wieder einmal anders. Sie kauften die 17-Track-CD The Dance unmittelbar nach der MTV-Ausstrahlung am 6. September auf Platz eins der US-Charts und erwarben für 36 Millionen Dollar rund 750000 Tickets für 44 Konzerte einer Tournee, die am 30. November in Landover, Maryland, endete. Die Band mit den Gitarristen Neale Heywood, Brett Tuggle, dem Percussionisten Lenny Castro und zwei Background-Sängerinnen wurde für drei Grammies nominiert, aber nicht ausgezeichnet. Dafür kamen Fleetwood Mac 1998 in die Rock and Roll Hall of Fame. Bei der Zeremonie im New Yorker Waldorf Astoria wurde Black Magic Woman gejammt von Peter Green (g), der es komponiert, und Carlos Santana, der es berühmt gemacht hatte. Eine weitere Auszeichnung für Outstanding Contribution to British Music schloß sich im Februar bei den Londoner Brit Awards an. Gleichzeitig erklärte Christine McVie, sie stehe für Live-Auftritte künftig nicht mehr zur Verfügung, und ließ ihren Grammy für Rumours für 11500 Dollar versteigern. Auch die US-Plattenfirma Lava Records (im Atlantic-Vertrieb) wollte vom neuerlichen Rumours-Hype profitieren. Sie brachte ein Bündel Coverversionen von Elton John, Cranberries, Jewel, The Corrs, den Goo Goo Dolls u.a. unter dem Titel Legacy: A Tribute To Fleetwood Mac's Rumours auf den Markt. Im April 1998 passierte das Original-Album die Auflagenmarke 18 Millionen in den USA. Stevie Nicks war derweil auf Amerikatournee, um ihre schlecht verkäufliche 3-CD-Box The Enchanted Works zu promoten. Im Juli wurde ein geistesgestörter Fan, der glaubte, sie sei eine Hexe und könne ihn von seiner Homosexualität kurieren, vom obersten Gericht in L.A. aus ihrer Nähe verbannt. Ein anderer erhängte sich am Ende ihres Konzertes in Concord, Kalifornien, an einem Stromkabel. Im November kam der Film Practical Magic in die US-Kinos, in dessen Soundtrack Stevie Nicks zusammen mit Sheryl Crow zwei Lieder sang. Die folgenden Jahre 1999 und 2000 waren durch das Heben von Schätzen aus Fleetwood Macs Frühzeit geprägt. Bei Columbia/Sony erschienen The Complete Blue Horizon Sessions 1967-1969 in einer 6-CD-Box. In den bisher unveröffentlichten Titeln und Alternativversionen gehörten acht verschiedene Fassungen von Peter Greens Need Your Love So Bad, über die Peter Kemper in der "FAZ" schrieb: "Mit jedem Neuansatz verwandelt der Gitarrist das melodische Leitthema - die vorher nie veröffentlichte Version mit Christine Perfect am Klavier stellt alle anderen an süffiger Schwermut in den Schatten."

Eine bisher schmerzlich vermißte Live-Aufnahme der frühen Fleetwood Mac brachte Rykodisk unter dem Titel Shrine '69 heraus: das Konzert vom 25. Januar 1969 in der Exposition Hall in Los Angeles, kurz nachdem Danny Kirwan das Quartett als dritter Gitarrist erweitert hatte. Kemper: "Ganz neue Möglichkeiten von Saitenduellen taten sich damit auf. Lodernde Licks und jaulende Phrasen wandern durch diese Konzertaufnahmen."

Schließlich, als "größte Überraschung", The Boston Box auf Snapper Music: drei vorzüglich aufbereitete Konzerte "Live At The Boston Tea Party" vom Februar 1970, kurz bevor Peter Green verwirrt die Band verließ, auf drei CDs mit neun unbekannten Stücken, darunter eine unerhörte Jam Session von Peter Green, Eric Clapton und Joe Walsh. Kemper: "In der 15 Minuten langen Saitenschlacht kollidieren hämmernde Beats und zärtliche Blues-Beschwörungen; leidenschaftliche Frage-und-Antwort-Spiele künden vom Ideal befreiter Kommunikation."

Mit der CD Trouble In Shangri-La ging Stevie Nicks nach sieben Jahren 2001 erstmals wieder auf Tournee. Hagen Liebing beurteilte das Album in "Tip" als "stilvoll und unprätentiös: relativ schlicht gehaltene Songs über Selbstzweifel, Drogen, Krankheiten und unzuverlässige Jungs."

2003 geschah dann doch, was längst niemand mehr erwartete. Mit Say You Will brachte die Band (Fleetwood, McVie, Nicks, Buckingham) ihr erstes Studio-Album seit 15 Jahren heraus. Die 18 neuen Songs, die je zur Hälfte von Buckingham und Nicks stammten, konnten nur teilweise an das originale Feeling von Fleetwood Mac anschließen.



Diskographie

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19 Fleetwood Mac
19 Fleetwood Mac

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