Eddie Harris

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US-amerikanischer Tenorsaxophonist; geboren 20. Oktober 1934 in Chicago (Illinois, USA), gestorben 5. November 1996 in Los Angeles (California, USA)

Eddie Harris wuchs in Chicago auf und sang dort in verschiedenen Baptisten-Kirchen. Im Alter von etwa drei Jahren zeigte ihm sein Vetter Bernice Benson, der in der Kirche von Eddie's Mutter Klavier spielte, wie man Klavier und nach dem Gehör spielt, ausserdem wie man Noten liest. Er besuchte dann in die John Farren und Burke Grundschulen, später war er auf den DuSable und Hyde Park High Schools in Chicago. Auf der DuSable High School begann er unter dem einflussreichen Captain Walter Dyette erstmals Vibraphon zu spielen. Dyette war für die Entwicklung vieler Jazzgrössen aus Chicago zwischen den 1940er und 1960er Jahren verantwortlich, darunter Nat King Cole, Dinah Washington, Clifford Jordan, Johnny Griffin, Gene Ammons, Julian Priester und Bo Diddley. Wegen seines Aussehens wollte Eddie Harris schon immer Saxophon spielen, doch bei Dyette musste man erst Klarinette spielen, ehe man ans Saxophon durfte, also war Harris' erstes Instrument die Klarinette. Er nahm viele Jahre lang private Klarinetten- und Saxophonstunden, bevor er seine Karriere am Saxophon begann. Nach dem Abschluss der High School setzte Harris seine musikalischen Studien an der Illinois University und an der Roosevelt University fort.

Schliesslich wurde er in die Armee eingezogen, wo er im Bereich der Elektronik eingesetzt wurde. Später ging er zur Luftwaffe, entwickelte aber beim Anblick der vielen verwundeten Soldaten aber bald ein Ekelgefühl. Zu dieser Zeit spielte Harris bereits Klavier, Saxophon, Vibraphon, Klarinette, Trompete, Posaune und Fagott. Er bewarb sich schliesslich für die Militärmusik und erreichte 98 von den möglichen 100 Punkten, für die er in Gehörbildung, geschriebener Musik und Instrumentenbeherrschung getestet wurde. Sein Ergebnis war so überragend, dass er für das Seventh Army Symphony Orchestra in Deutschland empfohlen wurde. Weil das Orchester aber gerade keine neuen Mitglieder aufnehmen konnte, wurde er für acht Monate in der 7th Army Band in Fulda (Deutschland) eingesetzt, wo auch Don Ellis, Leo Wright und Cedar Walton spielten. Schliesslich wurde er Mitglied des Orchesters und auch Teil der Jazzgruppe, die aus dem Orchester gebildet wurde und auf Tournee durch Frankreich und Deutschland ging. Am Musikkonservatorium in Paris nahm er klassische Sxophonstunden. Nach dem Ende seiner Armeezeit kehrte er in die USA zurück und begann in New York zu leben und zu spielen. Er arbeitete ausgiebig mit Pit Bands und Jazzgruppen und spielte auch Klavier. Aufgrund einer Krankheit in der Familie kehrte Harris nach Chicago zurück, wo er Sara Elizabeth traf, die er später heiratete und mit der er zwei Töchter hatte, Lolita and Yvonne.

Eddie Harris war schon immer für seine Experimente mit dem Tenorsaxophon bekannt gewesen. Beispielsweise spielte er das Tenorsaxophon mit dem Mundstück einer Posaune (engl. trombone) und nannte das ganze "Saxobone". In späteren Jahren brachte er das Tenorsaxophon mit Hilfe einer Klarinette dazu, wie eine Bassklarinette zu klingen. Dann begann er das Saxophon mit einem Fagottmundstück zu spielen und nahm mit diesen Klängen das Album A study in jazz () auf. Der Hauptzweck der Mundstückersetzung war, das Tenorsaxophon wie ein Fagott klingen zu lassen. So konnte er alle diese Klänge mit ein paar wenigen Ersatzteilen auf dem Tenorsaxophon erzeugen. Eine weitere seiner Schöpfungen ist das "reed mouthpiece". Er hält das US-amerikanische Patent des "reed mouthpiece" für die Trompete, das Kornett, die Posaune und das Flügelhorn und entwickelte so die sogenannte "reed trombone" und die "reed trumpet", indem er bei Posaune und Trompete das Blechblasmundstück durch ein Saxophonmundstück austauschte. Damit das Mundstück passte, musste er das Blechblasinstrument vorher "korken", sodass es einen Korkrand erhält. Dadurch konnte Harris seine aussergewöhnlich sichere Überblastechnik in den Clarin-Bereich des Tenorsaxophons auf die Naturtöne der Blechblasinstrumente anwenden, beispielsweise bei "Carnival" auf dem Album I need some money (1975). Daneben stellte er Versuche an, das Saxophon mit Fagottmundstücken zu spielen. Bekannt wurde Harris auch durch seinen von afrikanischen Gesangstechniken inspirierten jodelähnlichen Scat-Gesang.

Eddie Harris tauchte so tief in die Musik ein, dass er als Komponist, Gruppenleiter, ausübender Künstler, Texter, Innovator, Erfinder und Sozialkritiker auftrat.

In den 1960er Jahren wollte Vee Jay Records Eddie Harris als Pianisten unter Vertrag nehmen. Nach einigen Gesprächen einigte man sich darauf, dass er die eine Hälfte des Albums Klavier spielen würde, die andere Hälfte aber Saxophon. So veröffentlichte er sein erstes Album Exodus to jazz (1961). Das Titelstück wurde als Single veröffentlicht und verkaufte sich über eine Million mal, was ihm als erstem Jazzmusiker überhaupt eine Goldene Schallplatte einbrachte. Nach zwei Jahren verliess Harris Vee Jay Records und begann für Columbia Records und später Atlantic Records aufzunehmen.

Eddie Harris nahm den Hit "Listen here" auf, der ihm den Namen "The electrifying Eddie Harris" einbrachte. Er komponierte das Jazzstück "Freedom jazz dance", das von Miles Davis auf dem Album Miles smiles! (1966) veröffentlicht wurde und heute als Jazzstandard gilt. Es gibt davon mindestens 53 weitere Aufnahmen von anderen Musikern, darunter auch eine von Weather Report. Harris kann zudem als einer der Wegbereiter der Fusion-Musik gelten. Ende der 1960er Jahre experimentierte er auf den Alben The electrifying Eddie Harris (1968) und Plug me in (1968) mit einem elektrifizierten Saxophon.

Eddie Harris ist auch bekannt für seine erfolgreiche Partnerschaft mit dem Pianisten Les McCann Ende der 1960er Jahre. Mit dem gemeinsamen Hit "Compared to what" gilt das Live-Album Swiss movement beim Montreux Jazz Festival am 21. Juni 1969 als eines der besten Jazz / Funk-Alben der 1960er Jahre und verkaufte sich millionenfach. 1970 erhielt die Platte bei den "13th Annual GRAMMY Awards" eine Nomination in der Kategorie "Best Jazz Performance / Small Group or Soloist with Small Group". Eddie Harris trat nun weltweit an den verschiedensten Orten auf, darunter Konzerthallen, NBA-Spielen und auf festivals. Zu seinen bemerkenswertesten Festivalauftritten gehören: das "Montreux jazz festival" in der Schweiz, das "Soul to Soul"-Festival in Westafrika, das "North Sea jazz festival" in den Niederlanden sowie die "Playboy"- und "Monterey" in Kalifornien.

In späteren Jahren begann Eddie Harris auch zu singen, um aus den Beschränkungen des Saxophons in Funkstücken auszubrechen. "I would play more saxophone, but I realized the fact that if I played more saxophone I'd have to play a lot more Listen here, and that was limiting my saxophone playing, so I figured that a way that I didn't have to play so much funk on the saxophone was to start singing."

Als Komponist und Künstler war Eddie Harris nicht nur auf einen Stil beschränkt. Meist wird er dem Funk-Fusion-Genre zugeordnet, was ihn einerseits einem Massenpublikum bekanntmachte, ihn aber auch in diesem Bereich gefangenhielt. Obwohl er einer der populärsten Jazzmusiker seiner Tage war und der erste, der eine Goldene Schallplatte erhielt, wurde seine Einbeziehung verschiedener Musikrichtungen in den Jazz und komödiantische Momente in seinen Auftritten von vielen Jazzkritikern als Anlass genommen, ihn nicht als ernstzunehmenden Jazzmusiker anzusehen. Über seine relative Unbekanntheit beim breiten Publikum mokierte er sich humoristisch in dem Titel "Eddie Who" (1986). Eine besondere Abneigung hegte Harris für Cliquen und Moden. "I'm not hung up with fads, for the simple reason that they stunt my growth." Seine Vorliebe für das Individuelle wird in seiner Musik und in den Leuten sichtbar, die er zu seinen Einflüssen zählte. "I call it inspiration," and "I like to hear anybody that is individualistic especially if they are individualistic minded. You can hear it come out in their playing... Monk, Miles, Mingus, Duke, Sun Ra, Tristano, Kool and the Gang, Sly, Bartok, Schönberg... anything that people do that is unique and different."

Im Verlauf seines Lebens nahm Eddie Harris über 70 Alben auf und schrieb sieben Musikbücher, die ihn als Jazzkünstler zeigen, der Blues, Rock, Jazz Fusion, Straight-ahead, Soul und Funk spielte. Seine Musik wurde von über 30 Künstlern gesampelt, darunter Macy Gray, Jamiroquai, DJ Jazz Jeff, Heavy D und Fresh Prince.

Diskographie

Jahr Interpret Medium Titel Plattenfirma GB US US
R&B
Anmerkungen
1961 Eddie Harris Single Exodus / Alicia US: Vee-Jay Records 378 36 16
1961 Eddie Harris LP Exodus to jazz US: Vee-Jay Records 1987 auf Carli Records wiederveröffentlicht
1962 Eddie Harris LP Eddie Harris goes to the movies US: Vee-Jay Records
196? Eddie Harris LP A study in jazz US: Vee-Jay Records
196? Eddie Harris LP Breakfast for Tiffany's
1963 Eddie Harris LP Eddie Harris bossa nova
1963 Eddie Harris LP The lost album plus the better half
1965 Eddie Harris LP For birds to bags
1965 Eddie Harris LP The in sound US: Atlantic Records
1966 Eddie Harris LP Mean greens US: Atlantic Records
1968 Eddie Harris Single Listen here / Theme in search of a movie US: Atlantic Records 2487 45 11
1968.01 Eddie Harris LP The electrifying Eddie Harris
1968.06 Eddie Harris LP Plug me in
1969 Eddie Harris LP High voltage US: Atlantic Records
1969 Eddie Harris LP Silver cycles US: Atlantic Records
1969 Les McCann and Eddie Harris Single Compared to what / Cold duck US: Atlantic Records 2694 85 35 1996 CD ; die B-Seite erreichte #44 in den US R&B-Charts
1969 Les McCann and Eddie Harris LP Swiss movement US: Atlantic Records 1996 CD
1970 Eddie Harris LP Come on down US: Atlantic Records
1971 Les McCann and Eddie Harris LP Second movement
1973 Eddie Harris LP In the UK mit Albert Lee, Jeff Beck, Steve Winwood, Chris Squire, Alan White, Tony Kaye, Rufus Reid, Ronald Muldrow
1974 Eddie Harris Single Is it in US: Atlantic Records 5120 107 67
1974 Eddie Harris LP Is it in
1973 Eddie Harris LP The best of Eddie Harris
1975 Eddie Harris LP I need some money
1975 Eddie Harris LP Bad luck is all I have US: Atlantic Records
1975 Eddie Harris LP That's why you're overweight US: Atlantic Records
1976 Eddie Harris LP The reason why I'm talking s--t US: Atlantic Records
1979 Eddie Harris LP I'm tired of driving
1982 Eddie Harris LP The real electrifying Mutt and Jeff Recording Corp.
1987 Eddie Harris LP People get funny Timeless Records
1989 Eddie Harris LP Live in Berlin Timeless Records
1990 Eddie Harris CD Live at the Moonwalker Moonwalker
1993 Eddie Harris CD Listen here
1994 Eddie Harris and Wendell Harrison CD The battle of the tenors
1997 Eddie Harris CD The last concert mit der WDR Big Band Köln

Literatur

  • Peter Tschirky: Eddie Harris sings the Blues. - 2003. - ISBN 3-9522609-0-8

Weblinks