1961 Film "Die seltsame Gräfin"

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Datei:MOVIEdieseltsamegraefin plakat001.jpg
Plakat
Erstaufführung Filmtitel Dauer Verleih
1961.11.08 Trier, Capitol Die seltsame Gräfin 95 Min. / 2585 m DE: Constantin Film
1961 Die seltsame Gräfin 94 Min. / 2569 m DE: Constantin Film
The strange countess GB:
1969.07.12 Die seltsame Gräfin DE: ZDF [TV]
1977.03.12 Die seltsame Gräfin DD: DFF 1 [TV]
Produktion Preben Philipsen und Horst Wendlandt für Rialto Film Preben Philipsen Filmproduktion und Filmvertrieb GmbH (Hamburg)
Drehbuch Robert Adolf Stemmle und Curt Hanno Gutbrod nach dem Roman The strange countess (1925) von Edgar Wallace. - Script: Kathi Scheu
Regie Josef von Báky. - Assistenz: Claus Prowe. - Wegen Erkrankung des Regisseurs übernahm Jürgen Roland die Regie des Films
Kamera Richard Angst. - Assistenz: Ricci Weihmayr, Wolfgang Hofmann, Helmut Jahn. - Standfotos: Gerd-Victor Krau, Leo Weisse, Arthur Grimm. - [Schwarzweiss (35 mm ; 1:1,66 - Titelvorspann in Farbe)]
Darsteller Eddi Arent (Lord Selwyn Moron), Albert Bessler (Gefängnisdirektor), Eva Brumby (Mary), Werner Buttler (Mackenzie), Lil Dagover (Lady Eleanora Moron), Alexander Engel (Patient), Rudolf Fernau (Dr. Tappatt), Joachim Fuchsberger (Mike Dorn), Brigitte Grothum (Margaret Reddle), Edith Hancke (Lizzy Smith), Marianne Hoppe (Mary Pinder), Richard Häussler (Chesney Praye), Kurt Jaggberg (Sammy), Klaus Kinski (Stuart Bresset), Reinhard Kolldehoff (John Addams), Fritz Rasp (Rechtsanwalt Shaddle)
Sprache Deutsch
Schnitt Hermann Ludwig. - Assistenz: Paula Uibel
Ton Oscar Haarbrandt
Bauten Helmut Nentwig, Albrecht Hennings
Oberbeleuchter Günter Gordis
Requisiten Max Freude, Fritz Moritz
Masken Heinz Stamm, Jupp Paschka
Musik Peter Thomas
Kostüme Walter Schulz-Mittendorf. - Garderobe: Günter Paetau, Olga Paetau
Presse Will Wehling
Produktionsleitung Herbert Sennewald. - Produktionssekretärin: Editha Busch
Aufnahmeleitung Bruno Michalk, Siegfried Weil
Geschäftsführung Leif Feilberg. - Kassierer: Erich Schütze
Drehzeit 1961.08.28 - 1961.09.29
Drehort Berlin-Tempelhof, UFA-Atelier (Atelier). - Berlin, Schloss Ahrensburg Schleswig-Holstein (Aussenaufnahmen)
Freigabe DE: 16. - Der Film wurde von der FSK am 16.11.1961 auf 94 Minuten / 2569 Meter gekürzt und ist damit der einzige Edgar Wallace-Film, der während der Erstaufführung gekürzt wurde.

Einer der ambitioniertesten Wünsche von Produzent Horst Wendlandt war es gewesen, ehemalige UFA-Stars wieder auf die Leinwand zu bringen. Mit Die seltsame Gräfin gelang es ihm: angefangen vom Autor Robert Adolf Stemmle (Emil und die Detektive) über Regisseur Josef von Báky (Münchhausen, Das doppelte Lottchen) und Kamerachef Richard Angst bis hin zu den Schauspielern Lil Dagover, Marianne Hoppe, Fritz Rasp, Richard Häussler und Rudolf Fernau, hätte dieses Werk aus der Vorkriegszeit stammen können.

Zunächst schrieb Spessart-Co-Autor Curt Hanno Gutbrod ein Drehbuch - nach der dritten Fassung gab er entnervt auf und verliess die Produktion. Regisseur Josef von Báky liess diese dritte Fassung noch ein letztes Mal von Robert Adolf Stemmle überarbeiten. Wendtlandts Wunschkandidatin für die Titelrolle war von Beginn an Lil Dagover, seit Anfang der 20er Jahre ein Star. Sie gab diesem Film durch ihr Auftreten eine Präsenz, die es in keiner Wallace-Verfilmung in dieser Form mehr geben sollte. Neben dem so attraktiven wie liebenswürdigen Einsatz der UFA-"Oldies" wollte man ausserdem in Berlin drehen. Da das "gute alte Berlin", die einstigen UFA-Studios in Babelsberg, in der DDR lagen und das traditionsreiche Feld inzwischen zur DEFA geworden sowie die Mauer gerade erst gebaut worden war, entschied man sich für die UFA-Studios Berlin-Tempelhof. Die Bilder aus London stammten wiederum aus dem Archiv, während die übrigen Aussenaufnahmen in Berlin und auf Schloss Ahrensburg stattfanden. Das Schloss, erstmals in Der grüne Bogenschütze (1961) zu sehen, wurde diesmal aus einem anderen Blickwinkel aufgenommen.

Eigens für den Film wurde ein Edgar Wallace-Song komponiert - mit dem Refrain "Es ist unmöglich, von Edgar Wallace nicht gefesselt zu sein!" In Curt Hanno Gutbrods Drehbuch ist der Song noch bei den anfänglichen Titelcredits und als Schlussmusik enthalten. Robert Adolf Stemmle liess diese Idee allerdings fallen. Zum ersten Mal durfte Peter Thomas die Musik für einen Wallace komponieren. Für den Anfang tat er sich recht schwer, die Musik gehört zu den weniger guten, die er für einen Wallace-Film schrieb.

Angesichts voreiliger Vertragsabschlüsse gerieten Wendlandts Termine in Gefahr, denn die Constantin hielt die ersten Drehbuchentwürfe für unakzeptabel und Nacharbeit war nötig. Der Konflikt führte zu lautstarken und mehrtägigen Auseinandersetzungen im Norderneyer Urlaubshotel von Gerhard F. Hummel, der sich, bevor er Wendlandt die Tür wies, leider auf Kompromisse einliess, die dem filmischen Gesamtergebnis schadeten. Hummel zog daraus für die weiteren Wallace-Produktionen mit Rialto Konsequenzen. Nach plötzlicher Erkrankung Josef von Bákys übernahm Jürgen Roland auf Bitten von Gerhard F. Hummel die Regie und versuchte die Dreharbeiten nach vorgegebenem Plan abzuschliessen. Für Báky war es die letzte Kinoarbeit; er starb im Sommer 1966.

Inhalt

Zusammen mit ihrer Freundin Lizzy Smith (Edith Hancke) bewohnt Margaret Reddle (Brigitte Grothum) ein Apartment in einem Londoner Vorort. In wenigen Tagen soll sie ihre neue Stellung als Sekretärin bei Lady Moron (Lil Dagover) antreten. Auf deren Landschloss wird sie endlich sicher sein vor den unerklärlichen Mordanschlägen, die in letzter Zeit auf sie verübt wurden. Noch ist sie Sekretärin bei dem alten Rechtsanwalt Shaddle (Fritz Rasp) und erhält den Auftrag, im Frauengefängnis die Unterschrift der Klientin Mary Pinder (Marianne Hoppe) einzuholen. Die sympathische Gefangene soll vor 20 Jahren ihren Mann vergiftet haben, um dessen Millionen kassieren zu können. Zu ihrer Verblüffung entdeckt Margaret Reddle in den Akten, dass Mary Pinder ihre Mutter ist!

Margaret siedelt schliesslich in das Schloss über und erfährt, dass Mary Pinder nach ihrer Entlassung als Hausdame engagiert werden soll. Schon oft hat die Gräfin Sträflinge unterstützt - sowohl ihr Butler wie auch ihr "Finanzberater" Chesney Praye (Richard Häussler) scheinen schon hinter Gittern gesessen zu haben. Dem jungen Lord Selwyn Moron (Eddi Arent) missfällt der Einfluss, den Praye auf seine Mutter ausübt und Margaret bemerkt bald die seltsame Spannung, die über dem Anwesen liegt. Nachdem sie von ihrer Freundin Lizzy besucht wird, tritt Margaret auf den Balkon ihres Zimmers - plötzlich klafft mitten im Zementboden ein Riss und sie stürzt mit den Trümmern in die Tiefe. Gerade noch kann sie sich an einem Mauervorsprung festhalten - schon wieder ein Mordanschlag?

Detektiv Mike Dorn (Joachim Fuchsberger) vom Scotland Yard untersucht seit einiger Zeit die Morddrohungen gegen Margaret. Der exzentrische Lord Selwyn hat eine Abhöranlage in seinem Zimmer eingebaut. Wer ist Chesney Praye in Wirklichkeit? Und was steckt hinter jenem Dr. Tappatt, der ein Sanatorium für Geisteskranke unterhält und Lady Morons Hausarzt ist? Einer seiner Patienten, Stuart Bresset (Klaus Kinski) verfolgt Margaret schon seit längerem mit düsteren Drohungen durchs Telefon. Verbirgt sich das Geheimnis vielleicht hinter den Metallgittern der Schlossbibliothek, für die sich der Butler sehr zu interessieren scheint? Schon bald muss er seine Neugier mit dem Leben bezahlen...

Nach diesem Vorfall wird es Margaret im Schloss unheimlich. Sie flieht zu ihrer Freundin Lizzy, die in London eine Teestube unterhält. Hier wird sie von Mike Dorn wegen versuchten Mordes an dem Butler verhaftet - das ist absurd, aber Mike Dorn weiss, was er tut. Nicht so Polieiinspektor Leighton, der Margaret wieder auf freien Fuss setzt und so ungewollt Dr. Tappatt dei Chance gibt, sich eine neue, wenn auch unfreiwillige Patientin zu sichern. Statt in der Freiheit ist inzwischen auch Mary Pinder im Sanatorium gelandet. Mike findet schliesslich Margarets Aufenthaltsort heraus, wird jedoch von Dr. Tappatt mit Schlaftabletten handlungsunfähig gemacht und in eine Zwangsjacke gepackt. Gerade noch rechtzeitig kann er sich befreien, um zu verhindern, dass Margaret dem teuflischen Erpressungsversuch von Chesney Praye erliegt. Bei einer Schiesserei zwischen Dr. Tappatt und Dorn werden Stuart Bresset und Praye ausser Gefecht gesetzt. Dr. Tappatt flieht mit Mary Pinder im Auto, verfolgt von Mike Dorn, der von Margaret begleitet wird In der düsteren Schlosshalle finden sich alle versammelt um Lady Moron. Und hier entschlüsseln sich furchtbare Geheimnisse und lange zurückliegende Verbrechen. Mary Pinder ist in Wahrheit nicht nur Margarets Mutter, sondern zugleich die Schwägerin der seltsamen Gräfin Moron, die durch Margaret ihren Anspruch auf das Familienvermögen bedroht sah. Nachdem durch Mike Dorn alle Zusammenhänge aufgeklärt worden sind, nimmt sich die alte Dame das Leben. Endlich Gerechtigkeit und Schluss mit den Anschlägen auf Margaret. Sie hat ihre Mutter gefunden und zudem den Mann, den sie liebt. Auch dem jungen Lord Selwyn scheint das Glück zu lachen und die muntere Lizzy wird wohl nicht mehr lange in ihrer Teestube Gäste bedienen müssen.

Josef von Bákys Film zählt zu den bekanntesten der deutschen Wallace-Serie. Prominent besetzt liegt gerade darin seine Schwäche. Denn die meist vom Theater bekannten Darsteller, allen voran Lil Dagover als Lady Moron, spielen wie auf einer Vorortbühne und geben dem Film einen überzogen theatralischen Charakter. Zahllose Ungereimtheiten lassen auch die Geschichte wenig überzeugend wirken. Spannung will dabei zu keiner Zeit aufkommen.

Kritik

  • "Es war der bis dahin gequälteste und langweiligste Wallace-Film, der den Eindruck eines vergessenen Überbleibsels aus der Vorkriegszeit machte." [Kramp: Hallo! Hier spricht Edgar Wallace, 1998]

Auszeichnungen

Der Film erhielt vom Bundesminister des Inneren Höcherl eine Prämie von DM 200'000.-