John Fahey
US-amerikanischer Gitarrist ; geboren 28. Februar 1939 in Takoma Park (Maryland, USA) als John Aloysius Fahey, gestorben 22. Februar 2001 in Salem (Oregon, USA)
John Fahey wuchs mit klassischer und Country-Musik auf. 1952 stiess er bei einem Angel-Ausflug zufällig auf den schwarzen Sänger und Gitarristen Frank Hovington und war von dessen Fingerstyle-Gitarrenspiel so beeindruckt, dass er sich mit Blues und mit moderner Klassik zu beschäftigen begann. In den 1950er Jahren wurden unter dem Pseudonym "Blind Thomas" erste Aufnahmen beim US-amerikanischen Plattenlabel Fonotone produziert und als 78er Schallplatten veröffentlicht. Seit 1958 veröffentlichte Fahey auf seinem eigenen Plattenlabel Takoma Records traditionelle Titel und darauf aufbauende Eigenkompositionen, "Stücke voller verblüffender Kontraste, die ihre tiefen Gefühle und verborgenen Leidenschaften mit einem nüchternen, aber unwiderstehlichen Sinn für Humor ausbalancierten" (Rolling Stone). 1959 veröffentlichte er ein erstes eigenes Album unter dem Pseudonym "Blind Joe Death". Die Platte war so überzeugend, dass selbst einige Blueskenner glaubten, es mit einem bis dato vergessenen Bluesmusiker zu tun zu haben. Das Pseudonym kultivierte Fahey weiter mit Aufnahmen durch die 1960er Jahre. Er absorbierte den Südstaaten-Blues mit beinahe wissenschaftlicher Akribie und erwarb sich damit einen "wichtigen Namen in der Entwicklung des Akustik-Gitarrespiels in Amerika" (Melody maker).
1963 schloss Fahey sein Studium der Philosophie und Religion an der American University in Washington erfolgreich ab. Anschliessend zog er nach Berkeley und schrieb sich an der University of California ein, um sein Philosophie-Studium zu vertiefen, brach es jedoch bald ab. Im selben Jahr veröffentlichte er erstmals einen anderen Künstler, nämlich Aufnahmen des von ihm erst kurz zuvor wiedergefundenen Bluesmusikers Bukka White. Auf seinen musikalischen Entdeckungsfahrten spürte er weitere Veteranen wie Skip James und Charley Patton auf und versuchte in seinem flüssigen Bottleneck-Spiel, ihr stilistisches Erbe dem studentischen Kaffeehaus-Publikum von Berkeley nahezubringen. Später sollten Künstler wie Leo Kottke (1970) oder Robbie Basho folgen.
1964 zog John Fahey nach Los Angeles, um an der dortigen University of California mehr über Folklore zu erfahren. Dieses Studium schloss er erfolgreich mit einer Arbeit über Charley Patton ab, die ihn zum Master machte und 1971 in Grossbritannien veröffentlicht wurde. Diese Monographie ist eine bis heute massgebliche Analyse von Pattons Werk, angereichert mit zahlreichen Informationen über dessen Leben, seine Diskographie sowie Songtexte.
Faheys eigenen Aufnahmen entfernten sich seit der Mitte der 1960er Jahre deutlich vom Blues. Stattdessen bezog er Einflüsse von nichtwestlichen Musikformen ein, experimentierte mit Collagen und arbeitete mit der Avantgardeband Red Crayola zusammen. Der Anreger von Arlo Guthrie, Ry Cooder und den Rolling Stones ("No expectations") erweiterte bei den eher kommerziellen Einspielungen für die Plattenfirma Reprise Records (ab 1972) sein konservatives Konzept und nahm mit Jack Feierman (Trompete), Joe Darensbourgh (Klarinette), Chris Darrow (Geige), Alan Reuse (Banjo) sowie Musikern aus den Begleitgruppen von Louis Armstrong, Fletcher Henderson Lieder "von Flüssen und Religionen" (Albumtitel) auf - Jerome Kerns "Ol' man river" genauso wie Kirchenhymnen und Dixieland-Titel im Stil von King Oliver.
Ungeachtet seiner bisherigen Erfolge geriet Fahey ab Mitte der 1970er Jahre in eine Schaffenskrise. Er begann zu trinken, verlor in Folge seiner ersten Scheidung grosse Teile seines Besitzes und musste Takoma Records verkaufen. Aufnahmen aus den 1980er Jahren führten mit Dvorák-Adaptionen, Bossa Nova-Rhythmen, Liedern der australischen Aborigines und Übernahmen von Rock-Standards ("Layla") den Eklektizismus fort. Später erkrankte er schwer und gegen Ende der 1980er, Anfang der 1990er Jahre lebte er von der Hand in den Mund, wohnte gar in Autos oder billigen Motels. Bei allem, was er spielte, klang der "magisch bezwingende", auch in den 1990er Jahren noch gelegentlich auftretende Gitarrist stets "auf einzigartige Weise amerikanisch" (Rolling Stone).
Überraschend wurde sein Werk Mitte der 1990er Jahre von Musikern wie Sonic Youth, Jim O'Rourke und Elliott Sharp und avancierte zur hehren Lichtgestalt der amerikanischen Gitarrenszene, was seiner Karriere neuen Aufschwung gab. Zugleich ermöglichte ihm das Erbe seines Vaters 1995 die Neugründung eines Plattenlabels, Revenant Records, das in den Folgejahren herausragende Ausgaben vor allem zu früher amerikanischer Musik, aber auch Avantgardekünstlern wie Derek Bailey, Cecil Taylor oder Jim O'Rourke veröffentlichte. Die bekannteste Veröffentlichung des Labels war die Gesamtausgabe des Werkes von Charley Patton mitsamt einem umfangreichen Apparat, die im Oktober 2001 erschien.
Fahey selber zog sich dagegen immer weiter aus der Öffentlichkeit zurück, fasste dafür zunehmend mehr Vertrauen in seine Kreativität und nahm sein musikalisches Schaffen wieder auf. In aller Abgeschiedenheit experimentierte er weiterhin mit Hybriden aus Country, Folk, Free Jazz, Neuer Musik und Ambient. Seine späten Platten gehören zum schönsten und spannendsten, was die amerikanische Musik auf der Schwelle zum neuen Jahrtausend hervorbrachte. Die Musik unterschied sich allerdings drastisch von seinen bisherigen Arbeiten, elektronisch produziert war es eher von Genres wie Noise und Industrial geprägt.
Am 22. Februar 2001 starb er in Salem (Oregon, USA)
2003 wurde die auf seinem Plattenlabel veröffentlichte Gesamtausgabe des Werkes von Charley Patton mit 3 Grammies ausgezeichnet. Im selben Jahr führte ihn die US-amerikanische Musikzeitschrift Rolling stone auf Platz 35 der Liste der grössten Gitarristen aller Zeiten auf.
Diskographie
Jahr | Interpret | Medium | Titel | Plattenfirma | GB | US | Anmerkungen |
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1959 | Blind Joe Death | LP | Blind Joe Death | US: Takoma Records | |||
1963 | John Fahey | LP | Death chants, breakdowns and military waltzes | US: | Erste Ausgabe | ||
1964 | John Fahey | LP | The dance of death and other plantation favorites | US: | |||
1965 | John Fahey | LP | The transfiguration of Blind Joe Death | US: Takoma Records | |||
1967 | John Fahey | LP | The great San Bernardino birthday party and other excursions | US: Takoma Records | |||
1966 | John Fahey | LP | John Fahey | Vanguard | |||
1967 | John Fahey | LP | Days have gone by | US: Takoma Records | |||
1967 | John Fahey | LP | Requia | Vanguard | |||
1968 | John Fahey | LP | The yellow princess | Vanguard | |||
1968 | John Fahey | LP | The voice of the turtle | ||||
1968 | John Fahey | LP | The new possibility | US: Takoma Records | |||
1971 | John Fahey | LP | America | US: Takoma Records | |||
1972 | John Fahey | LP | Of rivers and religions | US: Reprise Records | |||
1973 | John Fahey | LP | After the ball | US: Reprise Records | |||
1974 | John Fahey | LP | Fare forward voyagers (Soldier's choice) | US: Takoma Records | |||
1974 | John Fahey | LP | Essential | Vanguard | |||
1974 | John Fahey, Leo Kottke, Peter Lang | LP | Old fashioned love | US: Takoma Records | |||
1975 | John Fahey | LP | Christmas with John Fahey vol. 2 | US: Takoma Records | |||
1977 | John Fahey | LP | The best of John Fahey 1958-1977 | US: Takoma Records | |||
1979 | John Fahey | LP | John Fahey visits Washington, D. C. | US: Takoma Records | |||
1980 | John Fahey | LP | Yes! Jesus loves me | US: Takoma Records | |||
1980 | John Fahey | LP | Live in Tasmania | US: Takoma Records | |||
1981 | John Fahey | LP | Railroad | Shanachie | |||
1983 | John Fahey | LP | Let go | ||||
1983 | John Fahey | LP | Popular songs for Christmas and the New Year | ||||
1985 | John Fahey | LP | Rain, forests, oceans and other themes | Varrick | |||
1987 | John Fahey | LP | I remember Blind Joe Death | US: Takoma Records | |||
1988 | John Fahey | LP | Popular songs of Christmas and Year's End | Varrick | |||
1989 | John Fahey | LP | Christmas guitar | Varrick | |||
1989 | John Fahey | LP | God, time and causality | Shanachie | |||
1990 | John Fahey | CD | Old girlfriends and other horrible memories | Varrick | |||
1991 | John Fahey | CD | The John Fahey Christmas album | Burnside | |||
1994 | John Fahey | CD | The return of the repressed (The John Fahey anthology) | Rhino | |||
1996 | John Fahey | CD | Double 78 | ||||
1997 | John Fahey | The mill pond | Doppel-EP | ||||
1997 | John Fahey | CD | City of refuge | ||||
1997 | John Fahey | CD | Womblife | ||||
1997 | John Fahey | CD | The epiphany of Glenn Jones | Rhino | |||
1998 | John Fahey | CD | Georgia Stomps, Atlanta Struts and other contemporary dance favorites | Rhino | |||
1999 | John Fahey | CD | The best of the Vanguard years | ||||
2000 | John Fahey | CD | Hitomi | Rhino | |||
2003 | John Fahey | CD | Red cross | Rhino | |||
2004 | John Fahey | CD | The great Santa Barbara oil slick | ||||
2005 | John Fahey | CD | On air |
Weblinks
- John Fahey : American primitive guitar (JohnFahey.com)
- John Fahey (musician) (en.Wikipedia.org)
- John Fahey (Musiker) (de.Wikipedia.org)