Leo Kottke: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 18. August 2008, 21:57 Uhr

US-amerikanischer Folkmusiker ; geboren 11. September 1945 in Athens (Georgia, USA)

Der Multiinstrumentalist Leo Kottke (Gitarre, Flöte, Geige, Posaune, Stimme) ist im besonderen ein Virtuose auf der akustischen Gitarre. In seinem Werk verschmolz er Folk-, Jazz- und Blueseinflüsse zu einem charakteristischen Fingerpicking-Stil synkopierter, polyphoner Musik und nahm damit viel von der New-Age-Instrumentalmusikbewegung vorweg, weswegen es oft als Teil der American Primitivism-Bewegung gesehen wird.

Autodidakt Kottke wurde als Enkel deutscher Einwanderer geboren und lebte in zwölf verschiedenen US-amerikanischen Bundesstaaten, darunter Wyoming und Virginia. Als Kugendlicher lernte er in Muskogee (Oklahoma, USA) Posaune und Geige, bevor er auf die Gitarre umstieg und seinen eigenen unkonventionellen Zupfstil zu entwickeln begann. Eine Weile lebte er auch in Virginia. Bei einem Unfall mit einem Feuerwerkskörper wurde sein Hörvermögen auf einem Ohr dauerhaft geschädigt, was sich durch Schiessübungen während seiner Dienstzeit in der United States Naval Reserve noch verschlimmerte. Nach der Entlassung aus der Naval Reserve besuchte Kottke die St. Cloud State University in St. Cloud (Minnesota, USA), wo er öfter die Vorlesungen schwänzte und stattdessen stundenlang im Hörsaal Gitarre spielte. Gelegentlich spielte er auch in Minnesota, etwa im Ten O'Clock Scholar, auf dessen kleiner Bühne zehn Jahre früher auch Bob Dylan seine Karriere begonnen hatte. Einer dieser Auftritte fand den Weg auf Kottkes erstes Album, 12-string blues (Live at the Scholar) (1969).

Kottke liebte Bach, Copland und Opernarien und trieb seine atemberaubend virtuosen Improvisationen bis weit in die Bereiche klassicher Saitenkunst, des Flamenco und in die Blues- und Bluegrass-Folklore vor. Burl Ives, das Kingston Trio, Jimmie Rodgers und Pete Seeger gehörten zu seinen frühen Vorbildern. Aber "die harmonischen Erweiterungen, die formale Gestaltung mancher schon fast sinfonisch angelegten Stücke, die Dynamik, der enorme Swing, die massiven Akkordbegleitungen schwierigster melodischer Figuren, der Einsatz von Flageolett-Registern und vor allem der Klang machen Kottke zu einem gänzlich originellen Gitarristen" (Kritiker Ulrich Olshausen). Zwar singt er gelegentlich auch mit seiner unkonventionellen, aber ausdrucksstarken Baritonstimme, doch meist konzentrierte er sich auf Instrumentalkomposition und -spiel auf seinen speziell für ihn angefertigten sechs- und zwölfsaitigen Gitarren. Anfangs verwendete er vielfach offene Stimmungen, später ging er zu traditionelleren Stimmungen über, stimmt dabei aber seine Gitarren oft bis zu zwei Ganztönen unter die Standardstimmung herunter.

Das erste Studioalbum 6- and 12-string guitar (1969) wurde von John Faheys Plattenfirma Takoma Records veröffentlicht ist auch heute noch Kottkes bekanntestes Werk; wegen des auf der Hülle abgebildeten Tiers wird es manchmal auch "Armadillo-Album" genannt. Fahey fand Kottkes harte Stimme allerdings "unerträglich" und konzentrierte sich im Studio deshalb ganz auf seine flinken Finger. Das instrumentale Album ist vor allem bekannt für Kottkes treibenden, polyphonischen Zupfstil, der ihm über die Jahre einen Folgekult von Gitarristen und Fans verschaffte. Auch beim schnellsten Tempo klingen seine Noten noch sauber und klar. Das Instrumentalalbum enthält einen launigen Begleittext, indem sich Kottke unter anderem für seine Stimme entschuldigt, die angeblich klinge "wie Gänsefürze an einem schwülen Tag".

In den frühen 1970er Jahren wurde er von Faheys Manager Denny Bruce (ex-Mothers of Invention) unter Vertrag genommen und bei der Plattenfirma Capitol Records untergebracht. Bruce wirkte in den folgenden Jahren als auch sein Produzent und drängte ihn, Folk-Liedermacher anstatt reiner Instrumentalist zu werden, und so nahm Kottke mit Begleitmusikern Alben wie Greenhouse (1971), Mudlark (1972), Ice water (1974), Dreams and all that stuff (1974) und Chewing pine (1975) auf. Seine eigenwillige, ausgeprägte Country and Western-Stimme trug auf diesen Alben viel zur emotionalen Vertiefung seiner gitarrentechnischen Bravourstücke bei. Im März 1973 wurde von der Zeitschrift Osmosis In Tulsa (Oklahoma, USA) als ein "Superstar, von dem man bloss noch nichts gehört hat" bezeichnet. Die Los Angeles Free Press nannte ihn einen "complete performer", die Frankfurter Allgemeine Zeitung ein "Folk-Gegenstück zum Pop-Jazz-Star John McLaughlin". Weder stilistisch noch technisch schien es für Kottke auf der sechs- und zwölfsaitigen Gitarre Beschränkungen zu geben, trotzdem legte er mit Guitar music (1982) wieder ein reines Instrumentalalbum vor. Für das von T-Bone Burnett produzierte letzte Album für Chrysalis Records, Time step (1983), lieh er sich schliesslich die Stimme von Emmylou Harris aus.

Die fortwährende Konzert- und Studiotätigkeit forderten in den frühen 1980ern ihren Tribut von Kottke, und er begann an schmerzhafter Sehnenscheidenentzündung und damit verbundenen Nervenschäden zu leiden, welche die Fortsetzung seiner Karriere bedrohten. So änderte er seinen Zupfstil von einem folkbasierten Ansatz (mit Fingerpicks) in einen eher klassischen Stil (mit Fingerkuppen und weniger Einsatz von Fingernägeln sowie einer geänderten Haltung der rechten Hand), der die Sehnen weniger beansprucht. 1986 wechselte er zudem zur kleineren Plattenfirma Private Music und seine Musik fiel nicht mehr so sehr auf. Aufgrund dieses Wechsels und seiner Beziehung zu Private Music wird Kottkes Werk aus dieser Phase oft in die New Age Music im Windham Hill-Stil eingeordnet, obwohl seine Musik zu eklektisch und kantig blieb, um wirklich in diese Kategorie zu passen.

Nach den Alben A shout toward noon (1986) und Regards from Chuck Pink (1988) erinnerte sich Kottke - auch stimmlich - wieder an seine Ursprünge und an My father's face (1989): "Mein Vater war ein herumzigeunernder Golf-Profi, der als Trainer, Lehrer und Angestellter sein Leben fristete. Als wir von Georgia ausgehend so ziemlich jeden US-Staat durchstreiften, brachte meine Mutter in Oklahoma die Gitarre ins Spiel. Sie hat mein Leben so stark bestimmt wie sonst nur noch mein Vater." Auch in den 1990er Jahren wurde Kottke vor allem bei seinen Konzerten noch gerne gehört, an denen er gern humorvolle, oft bizarre Monologe in eine Auswahl von Gesangs- und Instrumentalstücken aus seiner gesamten Karriere einstreut. "Die Gitarre", sagte er, "leitete nach der Posaune meine Kindheit ein, die hoffentlich noch lange nicht abgeschlossen ist." Emmylou Harris produzierte sein Album Peculiaroso (1993).

2002 arbeitete Kottke für das Album Clone erstmals mit dem Bassisten Mike Gordon zusammen und zog so das Interesse der Jam Rock-Szene auf sich. Nach der Auflösung von Gordon's Gruppe Phish folgte 2005 ein zweites Album mit Kottke, Sixty-six steps.

Kottke spielte auf seinen Schallplatten mit seinem Mentor John Fahey, mit Chet Atkins, Lyle Lovett, Margo Timmins von den Cowboy Junkies, den Violent Femmes und Rickie Lee Jones. Er nahm Stücke von Tom T. Hall, Johnny Cash, Carla Bley, Fleetwood Mac, den Byrds, Jorma Kaukonen, Kris Kristofferson, Randall Hylton und vielen anderen auf. Zudem ist er ein häufiger Gast in der Radiosendung A prairie home companion.

Diskographie

Jahr Interpret Medium Titel Plattenfirma US US
Country
Anmerkungen
1969 Leo Kottke LP 12-string blues (Live at the Scholar Coffe House) US: Oblivion Records S-1A - Wiederveröffentlichung 1970 Circle 'round the Sun (US: Symposium Records SYS-2001)
1971 Leo Kottke LP Leo Kottke and his 6- and 12-string guitar US: Takoma Records TAK 1024 -
1971.06 Leo Kottke LP Mudlark US: Capitol Records ST-682 168
1972.02 Leo Kottke LP Greenhouse US: Capitol Records ST-11000 127
1973.03 Leo Kottke LP My feet are smiling US: Capitol Records ST 11164 108 Live 1972.12.19-20 Minneapolis, Tyrone Guthrie Theater
1974.01 Leo Kottke LP Ice water US: Capitol Records ST-11262 69
1974.11 Leo Kottke LP Dreams and all that stuff US: Capitol Records ST-11335 45
1974 Leo Kottke, Peter Lang, John Fahey LP Leo Kottke, Peter Lang, John Fahey US: Takoma Records TAK 2040 -
1975.10 Leo Kottke LP Chewing pine US: Capitol Records 11446 114
1976.11 Leo Kottke LP 1971-1976 (Did you hear me?) US: Capitol Records ST-11576 153 Compilation 1971-1975
1977.01 Leo Kottke LP Leo Kottke US: Chrysalis 1106 107
1978.08 Leo Kottke LP Burnt lips US: Chrysalis 1191 143
1979.02 Leo Kottke LP The best of Leo Kottke Capitol - NR
1979.08 Leo Kottke LP Balance Chrysalis -
1980.07 Leo Kottke LP Live in Europe Chrysalis -
1981.04 Leo Kottke LP Guitar music Chrysalis -
1983.05 Leo Kottke LP Time step Chrysalis -
1987 Leo Kottke LP The best of Leo Kottke EMI - NR
1988.05 Leo Kottke LP Regards from Chuck Pink Private Music -
1989.06 Leo Kottke LP My father's face Private Music -
1989.11 Leo Kottke LP A shout toward noon Private Music -
1990 Leo Kottke and Jonathan Winters CD Paul Bunyan Windham Hill - Kindergeschichte, gelesen von Jonathan Winters, Kottke begleitet
1990 Leo Kottke CD That's what Private Music -
1991.11 Leo Kottke CD Great big boy Private Music -
1991 Leo Kottke CD Essential Kottke Chrysalis - Compilation
1994.04 Leo Kottke CD Peculiaroso Private Music -
1996.03 Leo Kottke CD Live Private Music -
1997 Leo Kottke CD Standing in my shoes Private Music -
1999 Leo Kottke CD One guitar, no vocals Windham Hill -
2002 Leo Kottke and Mike Gordon CD Clone Windham Hill -
2004 Leo Kottke CD Try and stop me Windham Hill -
2005 Leo Kottke and Mike Gordon CD Sixty-six steps Windham Hill -

Weblinks