Amok: Unterschied zwischen den Versionen
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Am 25. September 2008 veröffentlichte der <i>Tagesanzeiger</i> ein Interview mit dem jüdischen Rechtsanwalt Valentin Landmann, der offenbar das Pflichtverteidigermandat für Thomas Mächler, den Gitarristen von Amok, betreffend der Strafanzeige von Hans Stutz übernommen hat. Zu den Amok-Texten zum Thema Judenhass befragt sagte Landmann: "Aus meinen Gesprächen mit der Band geht hervor, dass es sich nicht um einen verwurzelten Antisemitismus handelt. Sie haben einfach eine Vorliebe für Soldatenlieder und haben nicht weiter reflektiert, welche Folgen diese Lieder haben können." Ausserdem würden Amok nicht mehr mit diesen Liedtexten auftreten. | Am 25. September 2008 veröffentlichte der <i>Tagesanzeiger</i> ein Interview mit dem jüdischen Rechtsanwalt Valentin Landmann, der offenbar das Pflichtverteidigermandat für Thomas Mächler, den Gitarristen von Amok, betreffend der Strafanzeige von Hans Stutz übernommen hat. Zu den Amok-Texten zum Thema Judenhass befragt sagte Landmann: "Aus meinen Gesprächen mit der Band geht hervor, dass es sich nicht um einen verwurzelten Antisemitismus handelt. Sie haben einfach eine Vorliebe für Soldatenlieder und haben nicht weiter reflektiert, welche Folgen diese Lieder haben können." Ausserdem würden Amok nicht mehr mit diesen Liedtexten auftreten. | ||
Am 2. Juni 2010 teilte das Amtsstatthalteramt Luzern mit, die vier 22- bis 29-jährigen Mitglieder von Amok seien wegen Drohung, öffentlicher Aufforderung zu Verbrechen oder Gewalttätigkeit und Rassendiskriminierung mit unbedingten Geldbussen von 120 bis 125 Tagessätzen bestraft worden. Je nach Höhe der einkommensabhängigen Tagessätze machen die Strafen so zwischen 1'200 und 10'800 Franken aus. Zwei Mitglieder wurden ausserdem schuldig gesprochen, dem Waffengesetz zuwider gehandelt zu haben. | |||
Nicht zu verwchseln ist die Rechtsrockgruppe Amok mit der Death Metal-Gruppe Amok aus der Westschweiz. | Nicht zu verwchseln ist die Rechtsrockgruppe Amok mit der Death Metal-Gruppe Amok aus der Westschweiz. | ||
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* [http://www.zo-online.ch/article10194/Ressorts/Blaulicht/Amok---Neonazis-aus-der-Region.htm Amok : Neonazis aus der Region : Polizei enttarnt rechtsextreme Band] (ZO-online.ch) | * [http://www.zo-online.ch/article10194/Ressorts/Blaulicht/Amok---Neonazis-aus-der-Region.htm Amok : Neonazis aus der Region : Polizei enttarnt rechtsextreme Band] (ZO-online.ch) | ||
* [http://www.zisch.ch/navigation/top_main_nav/nachrichten/zentralschweiz/luzern/detail.htm?client_request_contentOID=293466 Stutz-Droher - Polizei enttarnt die Neonazi-Band "Amok"] (Zisch.ch) | * [http://www.zisch.ch/navigation/top_main_nav/nachrichten/zentralschweiz/luzern/detail.htm?client_request_contentOID=293466 Stutz-Droher - Polizei enttarnt die Neonazi-Band "Amok"] (Zisch.ch) | ||
* [http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/Geldstrafen-gegen-rechtsradikale-Band/story/17883328 Geldstrafen gegen rechtsradikale Band] (Tagesanzeiger.ch) | |||
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Version vom 2. Juni 2010, 13:51 Uhr
Schweizer Rechtsrockgruppe ; gegründet etwa 2004
Die vierköpfige Rechtsrockgruppe Amok wurde etwa 2004 gegründet und galt lange Zeit als Gruppe aus dem Zürcher Oberland.
Am 17. September 2005 traten Amok mit Helvetica und vier anderen Gruppen aus dem Ausland vor 400-500 Naziskinheads an einem durch Schweizer Sektionen von "Blood and Honour" organisierten Konzert auf, das zu Ehren des 1993 verstorbenen "Blood and Honour"-Gründers Ian Stuart stattfand. Die Walliser Kantonspolizei erfuhr erst wenige Stunden vor Konzertbeginn vom Anlass, erachtete die Veranstaltung zwar als illegal, kontrollierte auch rund 60 Personen, schritt aber nicht ein. Zehn Tage später zeigte das Schweizer Fernsehen DRS in der Sendung "Rundschau" versteckt gefilmte Bilder des Konzerts, in denen Amok das alte SA-Lied "Blut muss fliessen" (auch bekannt als "Blutlied") vortragen, in dessen Refrain es heisst: "Wetzt die langen Messer auf dem Bürgersteig, lasst die Messer flutschen in den Judenleib. Blut muss fliessen knüppelhageldick und wir scheissen auf diese Judenrepublik". Zudem zeigte der Film auch, dass an mehreren Verkaufsständen einschlägige Tonträger und Bücher verkauft wurden. Die Walliser Kantonspolizei eröffnete daraufhin Strafverfahren, unter anderem wegen Widerhandlung gegen die Rassismus-Strafnorm. Mitte November 2005 brachte sie 18 Personen zur Anzeige.
Interessant ist in diesem Zusammenhang die Herkunft von "Blut muss fliessen", das auf dem sogenannten "Heckerlied" basiert und von Friedrich Hecker (1811-1881) gedichtet worden war, einem der populärsten Redner und Agitatoren der Märzrevolution von 1848 in Nordbaden. Der von ihm angeführte Heckeraufstand scheiterte jedoch am 20. April 1848 bei Kandern kläglich und er floh in die Schweiz, von wo aus er in die USA auswanderte. Als er in New York ankam, erwarteten ihn dort angeblich über 20'000 Menschen mit schwarz-rot-goldenen Fahnen und sangen das einst so berühmte "Heckerlied", in dem es unter anderem heisst:
<poem>
An den Darm der Pfaffen hängt den Edelmann Lasst ihn dran erschlaffen, hängt ihn drauf und dran Ja 33 Jahre währt die Knechtschaft schon Nieder mit den Hunden von der Reaktion!
Schmiert die Guillotine mit Tyrannenfett Reisst die Konkubine aus dem Pfaffenbett Ja 33 Jahre [...]
Fürstenblut muss fliessen, muss fliessen stiefeldick Und daraus erspriessen die rote Republik Ja 33 Jahre [...]
</poem>
Das "Heckerlied" selbst wiederum basierte auf einem älteren Lied namens "Wenn die Fürsten fragen, was macht Absalon?", das bereits 1835 gesungen worden war, und in dem vom Hängen noch in anderem Zusammenhang die Rede war:
<poem>
Wenn die Fürsten fragen, was macht Absalon? Lasset ihnen sagen: Ei der hänget schon. Doch an keinem Baume und an keinem Strick, Sondern an dem Traume einer Republik.
</poem>
Jedenfalls wurde das "Heckerlied" dann in der Freikorps-Zeit nach der deutschen Novemberrevolution 1918 unter dem Titel "Blut" umgedichtet und erhielt dort auch folgenden neuen Refrain:
<poem>
Wetzt die langen Messer auf dem Bürgersteig, Lasst die Messer flutschen in den Judenleib. Blut muss fliessen knüppelhageldick Und wir scheissen auf die Freiheit dieser Judenrepublik.
</poem>
Das Lied wurde in späteren Jahren vor allem auch bei der SA populär. In einer darauf basierenden Fassung wurde das Lied 1992 unter dem Titel "Blut muss fliessen" von der deutschen Rechtsrockgruppe Tonstörung aus Mannheim vorgetragen, die dafür im Dezember 1993 zu Gefängnisstrafen zwischen sechs und 21 Monaten verurteilt wurde. Das Lied entwickelte sich seitdem zu einer Art Gassenhauer bei den deutschsprachigen Skinheads.
Betreffend Amok verlautete Ende 2005 lediglich noch, dass in "naher Zukunft" eine Maxi-CD auf White Revolution Records veröffentlicht werden sollte, danach hörte man längere Zeit nichts mehr. Angeblich sollte Amok am 14. April bei einem Skinkonzert in Thüringen aufspielen; das Konzert wurde jedoch von der Polizei aufgelöst.
2007 veröffentlichten sie ihr erstes Album Verbotene Wahrheit mit Liedtiteln wie "Nigger", "Ahnenblut", "Hass" oder "Krieg". Auf der Verpackung heisst es: "Diese CD wurde in Skandinavien für den dortigen Vertrieb hergestellt und produziert", was vermutlich vor allem der Verschleierung des tatsächlichen Herstellungsortes dienen soll. Musikalisch bewegen sich Amok offenbar in den Gefilden von Hardcore und Rock. Die Liedtexte beschäftigen sich wie im Rechtsrock üblich vorzugsweise mit Hass auf Juden, Schwarze, politische Gegner, den Staat und die offizielle Geschichtsschreibung, dazu kommt etwas rechte Kameradschaft und Lagerfeuerromantik. Besonderen Anstoss erregte allerdings das Lied "Hans Stutz", das sich direkt gegen den parteilosen Luzerner Stadtrat und Journalisten Hans Stutz richtet, der sich vor allem gegen Rechtsextremismus und Rassismus stark macht: "Hans Stutz, hier kommt ein kleiner Gruss, von den Feinden aus dem Untergrund, die man besser beachten muss. Hans Stutz, hast du es gecheckt, du musst dich nicht verwundern, wenn einst ein Messer in deinem Rücken steckt. In deinem Rücken steckt." Stutz reichte daraufhin am 6. November 2007 Strafanzeige wegen Drohung ein, und der Tagesanzeiger berichtete sogleich.
Nach monatelanger polizeilicher Beobachtung des Proberaums in Siebnen / SZ konnte ein bebildertes Liederbüchlein sichergestellt werden. In der Fernsehsendung Rundschau vom 24. September 2008 wurde bekanntgemacht, dass die 21- bis 27-jährigen vier Gruppenmitglieder in Hombrechtikon / ZH, Wolfhausen / ZH, Siebnen / SZ und Zetzwil / AG wohnen. Drei von ihnen sind Handwerker, einer studiert Informatik. Zwei Mitglieder wurden nach einer Schlägerei in Glarus im Sommer 2007 rechtskräftig verurteilt; bei einer Hausdurchsuchung stellte die Polizei illegale Waffen sicher; einer sass wegen einer Schlägerei in Mauren (Fürstentum Liechtenstein) gerade in Untersuchungshaft. Offiziell heisst es, die Gruppe habe sich aufgelöst. Letztmals seien Amok allerdings am 6. September 2008 als Überraschungsgast an einem "Blood and Honour"-Anlass in Holland aufgetreten. In der Sendung war auch erstmals öffentlich die Musik von Amok zu hören, die sich erstaunlich kompakt mit gut artikuliertem Gesang präsentierte.
Am 25. September 2008 veröffentlichte der Tagesanzeiger ein Interview mit dem jüdischen Rechtsanwalt Valentin Landmann, der offenbar das Pflichtverteidigermandat für Thomas Mächler, den Gitarristen von Amok, betreffend der Strafanzeige von Hans Stutz übernommen hat. Zu den Amok-Texten zum Thema Judenhass befragt sagte Landmann: "Aus meinen Gesprächen mit der Band geht hervor, dass es sich nicht um einen verwurzelten Antisemitismus handelt. Sie haben einfach eine Vorliebe für Soldatenlieder und haben nicht weiter reflektiert, welche Folgen diese Lieder haben können." Ausserdem würden Amok nicht mehr mit diesen Liedtexten auftreten.
Am 2. Juni 2010 teilte das Amtsstatthalteramt Luzern mit, die vier 22- bis 29-jährigen Mitglieder von Amok seien wegen Drohung, öffentlicher Aufforderung zu Verbrechen oder Gewalttätigkeit und Rassendiskriminierung mit unbedingten Geldbussen von 120 bis 125 Tagessätzen bestraft worden. Je nach Höhe der einkommensabhängigen Tagessätze machen die Strafen so zwischen 1'200 und 10'800 Franken aus. Zwei Mitglieder wurden ausserdem schuldig gesprochen, dem Waffengesetz zuwider gehandelt zu haben.
Nicht zu verwchseln ist die Rechtsrockgruppe Amok mit der Death Metal-Gruppe Amok aus der Westschweiz.
Besetzung
- 2004- : Thomas Mächler (Gitarre), unbekannt (Gesang), unbekannt (Bass), unbekannt (Schlagzeug)
Diskographie
Jahr | Künstler | Format | Titel | Plattenfirma | Anmerkungen |
---|---|---|---|---|---|
2007 | Amok | CD | Verbotene Wahrheit | Datei:amokCDverbotenewahrheit front.jpg | |
Einspiel [Instrumental] / Den Radikalen / Nigger / Verbotene Wahrheit / Realität / Krieg / Deutscher Soldat / Wikinger / Volles Programm / FBK (Freund, Bruder, Kamerad) / Hass / Ahnenblut / Hans Stutz / Unsere Zeit |
Konzertdaten
- 2004: 00.10. CH-Brig
- 2005: 29.07. CH-Obererlinsbach / AG - 17.09. CH-Brig
- 2008: 02.08. CH-Bümpliz, Begegnungszentrum Bienzgut / Heubühne [mit Indiziert] - 06.09. NL-...
Weblinks
Album Verbotene Wahrheit (2007)
- Amok: Verbotene Wahrheit (Forum.Thiazi.net)
- Rassismus-Spezialist auf CD mit dem Tod bedroht (Tagesanzeiger.ch)
- Schweizer Rocker: Mordankündigung auf CD (20Min.ch)
- Hans Stutz, Journalist (Hans-Stutz.ch) - offizielle Homepage
- "Ich bin auch nicht dafür, dass man Mein Kampf verbietet (Tagesanzeiger.ch) - Interview mit Valentin Landmann
- Rundschau vom 24. Sept. 2008 (SF.tv) - mit Beitrag über Amok
- Amok : Neonazis aus der Region : Polizei enttarnt rechtsextreme Band (ZO-online.ch)
- Stutz-Droher - Polizei enttarnt die Neonazi-Band "Amok" (Zisch.ch)
- Geldstrafen gegen rechtsradikale Band (Tagesanzeiger.ch)