Theaterstück "König Heinrich IV." (William Shakespeare): Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 13. Oktober 2006, 19:15 Uhr

Originaltitel The history of King Henry IV
Form Schauspiel in zwei Teilen mit je fünf Akten
Autor William Shakespeare
Uraufführung 1598 London

Dieses Schauspiel in zwei Teilen bildet die unmittelbare Fortsetzung des Trauerspiels König Richard II. Im ersten Teil wird dargelegt, dass alle Herrschertugenden ausserstande sind, verübtes Unrecht ungeschehen zu machen, oder für die verletzte Rechtmässigkeit der Erbfolge Ersatz zu leisten. Das Drama des zweiten Teils hat das Niederwerfen der Empörung der Vasallen zum Inhalt, an deren Spitze nun der alte Northumberland tritt.

Inhalt

1. Teil, 1. Akt

1. Szene: Heinrich Bolingbroke, der als König Heinrich IV. den englischen Thron nach dem von ihm getürzten Richard II. bestiegen hat, wird in London seiner Herrschaft nicht froh. Er blickt mit Misstrauen auf seine übermütigen Vasallen, denen er die Krone verdankt. Er fürchtet ganz besonders den mächtigen Northumberland. Vater und Sohn haben dort soeben einen entscheidenden Sieg über die Schotten erfochten. Der junge Percy gilt als Held des ganzen Landes. Der König blickt mit Neid auf diesen jungen und tapfersten aller Ritter. Mit Kummer gedenkt er dabei seines Sohnes Heinrich, der seine Zeit mit dem fragwürdigen Ritter John Falstaff und dessen Spiessgesellen vertrödelt.

2. Szene: Eben will Falstaff eine Gruppe Reisender überfallen und mit seinen Genossen ausplündern. Prinz Heinrich aber will ihm maskiert die Beute wieder abjagen. Denn wenn er sich auch gut mit dem witzigen Mann unterhält, so ist er doch keineswegs von dessen fauler Moral eingenommen.

3. Szene Der König begegnet mittlerweile dem jungen Percy sehr ungnädig. Er weigert sich, dessen Schwager, der als Kronprätendent in Frage käme und in Kriegsgefangenschaft geraten ist, auszulösen. Der Graf von Worcester, dem König feindlich gesinnt, benützt die erregte Stimmung des jungen Percy, um ihn seinem Herrscher vollständig zu entfremden.

1. Teil, 2. Akt

1. Szene: Falstaff überfällt in Rochester tatsächlich eine Gruppe Reisender.

2. Szene: Während er und sein Anhang auf einer Strasse bei Gadshill mit dem Teilen der Beute beschäftigt sind, wird er von dem maskierten Prinzen Heinrich überfallen, lässt alles im Stich und flieht.

3. Szene: Inzwischen schliesst Percy Heissporn, wie man ihn nennt, in Warkworth ein Bündnis mit den Schotten und brennt darauf, loszuschlagen. Seiner jungen Gattin, die seine Pläne erfahren möchte, verheimlicht er diese.

4. Szene: Der Ritter Falstaff rühmt sich in der Schenke von Eastcheap seiner Heldentaten, wird aber von dem Prinzen Heinrich, der seine Prahlereien aufdeckt, schonungslos der Lächerlichkeit preisgegeben.

1. Teil, 3. Akt

1. Szene: Mortimer, Percys Schwager, verlobt sich in Bangor mit der Tochter des gälischen Barons Glendower, obwohl die Brautleute ihre Sprache gegenseitig nicht verstehen. Die drei mächtigen Herren teilen England auf der Karte schon untereinander auf.

2. Szene: In London ruft König Heinrich IV. seinen Sohn zu sich und macht ihm wegen seines Lebenswandels schwere Vorwürfe.

3. Szene: In der Schenke von Eastcheap gelobt Prinz Heinrich Besserung und zieht gegen die Rebellen mit ins Feld.

1. Teil, 4. Akt

1. Szene: Im Lager der Rebellen ist der alte Northumberland erkrankt und kann seinem Sohn Percy nicht zu Hilfe kommen.

2. Szene: Auf einer Heerstrasse ist König Heinrich mit grosser Macht im Anzuge. Percy beschliesst, dennoch anzugreifen.

3.-4. Szene: Der König lässt durch Sir Blunt noch einmal seine Bereitschaft erklären, die Beschwerden der Rebellen anzuhören und ihnen volle Amnestie zu gewähren. Sie erbitten Bedenkzeit.

1. Teil, 5. Akt

1.-2. Szene: Worcester verschweigt Percy den Versöhnungswillen des Königs und lehnt in seinem Namen jede Unterwerfung ab.

3. Szene: Douglas tötet in der Schlacht bei Shrewsbury Blunt, den er für den König hält, wird aber, als er mit dem wirklichen König ficht, von dem Prinzen Heinz in die Flucht geschlagen. Percy und der Prinz treffen aufeinander. Percy fällt im Kampf. Der schlaue Falstaff, der gleichfalls mitmacht, stellt sich tot und kommt dadurch mit dem Leben davon ("Das bessere Teil der Tapferkeit ist Vorsicht, und mittels dieses besseren Teils habe ich mein Leben gerettet").

4. Szene: Der König hält Gericht: Worcester wird zum Tode geführt, der tapfere Douglas geht frei aus.

2. Teil, 1. Akt

1. Szene: Northumberland erfährt vor seiner Burg vom Tod seines Sohnes Percy. Obgleich er schwer krank ist, stellt er sich nun an die Spitze der Rebellen gegen König Heinrich IV.

2. Szene: Auf einer Strasse in London erhält Sir John Falstaff im Auftrage des Königs durch den Oberrichter den Befehl, mit dem jüngeren Prinzen Johann gegen die Aufständischen zu ziehen. Der König will ihn von dem Prinzen Heinz getrennt wissen.

3. Szene: Beim Erzbischof von York beschliessen die Rebellen Lord Bardolph, Hastings und Mowbray, auch ohne den mächtigen Northumberland den König anzugreifen.

2. Teil, 2. Akt

1.-2. Szene: Ritter Falstaff wird auf einer Londoner Strasse wegen nicht eingehaltenen Eheversprechens an die Schenkwirtin und etlicher Schulden halber vom Gesetz belangt, weiss sich aber durch seinen Witz und seine verblüffende Rednergabe der Festnahme zu entziehen. Im Auftrag, für den König Rekruten zu werben, lässt er rdurch seinen Handlanger Bardolph eichliche Bestechungsgelder in seine Tasche fliessen.

3. Szene: Northumberland vor seiner Burg von seiner Gattin und seiner Schwiegertochter beschworen, nicht in den Krieg zu ziehen und will die ersten Ergebnisse in Schottland abwarten.

4. Szene: Prinz Heinrich, als Küfer verkleidet, überrascht den Ritter Falstaff in der Schenke, wie er gerade mit Dortchen Lakenreisser schäkert, die ihn ihr "verwettertes, kleines, zuckergebackenes Weihnachtsschweinchen" nennt. Der Auftrag, zum Hof zu kommen, stört sein Vergnügen.

2. Teil, 3. Akt

1. Szene: König Heinrich wird in seinem Palast von Schlaflosigkeit gequält. Er leidet schwer darunter, gegen seinen ehemaligen Freund Northumberland ins Feld zu ziehen. Sein Wunsch wäre, einen Kreuzzug, den er gelobt hat, zu unternehmen.

2. Szene: Falstaff schaut vor dem Haus des Freidensrichters nur auf seinen Beutel und wählt die minderwertigsten Rekruten aus.

2. Teil, 4. Akt

1. Szene: Westmoreland als Gesandter des Prinzen Johann schlägt den Rebellen im Wald einen Waffenstillstand vor. Mowbray, der Erzbischof von York und Hastings sind damit einverstanden, ja sie entlassen auf Vorschlag des Prinzen, da sie der Gnade des Königs sicher zu sein glauben, ihre Truppen.

2. Szene: Prinz Johann in einem anderen Teil des Waldes aber, ebenso doppelzüngig, wie es einst sein Vater gegen König Richard II. war, fühlt sich berechtigt, Mowbray und seine Gefährten, die jetzt in seiner Macht sind, als Hochverräter festnehmen zu lassen.

3. Szene: Gänzlich humorlos lässt Prinz Johann sodann Sir John Falstaff, der wieder einmal zu spät zur Schlacht gekommen ist, seine Ungnade und Verachtung fühlen.

4. Szene: König Heinrich IV., in Westminster auf den Tod erkrankt, nimmt nach einem Gespräch mit dem Prinzen Heinz innerlich erleichtert die Gewissheit ins Grab, dass er in ihm trotz allen früheren tollen Streichen einen würdigen Nachfolger hinterlasse.

2. Teil, 5. Akt

1. Szene: Beim Friedensrichter Schaal wird Falstaff trotz seiner Schelmentaten freundlich behandelt, weil man ihn als einen künftigen Freund bei Hof ansieht. Er selbst sieht sich nun dem Thron am nächsten und verspricht nach allen Seiten hin Ämter: "Glücklich sind die, welche meine Freunde waren."

2. Szene: In Westminster tritt der junge Prinz Heinz als König Heinrich V. sein Herrschertum an. Man fürchtet ihn, misstraut ihm da und dort.

3. Szene: Im Garten bei Schaals Hause wird Falstaff von seinen Freunden und Kumpanen nun als einer der grössten Leute im Königreich angesehen.

4.-5. Szene: Falstaff sonnt sich in dem Gefühl grossen Einflusses, muss aber die grosse Enttäuschung erfahren, dass Prinz Heinz, nun König geworden, sich von seinen Jugendstreichen und damit vor allem von ihm, John Falstaff, endgültig und für immer abwendet. (Aus Gram hierüber stirbt Falstaff, wie im Stück König Heinrich V. aus dem Mund seiner ehemaligen Freunde zu erfahren ist.)


Aufführungen

Deutscher Titel König Heinrich IV.
Übersetzung A. W. Schlegel
Bearbeitung und Regie Fritz Kortner
Bühne und Kostüme Günther Spornitz
Musik Herbert Brün
Schauspieler Kurt Horwitz (Heinrich IV.), Klaus Kinski (Prinz Heinrich), Thomas Braut (Prinz Johann), Hans Henn (Thomas), Jürgen Miksch (Humphrey), Adolf Ziegler (Westmoreland), Ernst Berthels (Warwick), Kurt Stieler (Oberrichter), Erwin Faber (Graf von Northumberland), Gerd Brüdern (Heinrich Percy), Hans Baur (Worcester), Hans Cossy (Scroop, Erbischof von York), Hans-Reinhard Müller (Edmund Mortimer), Robert Dietl (Lord Hastings), Rudolf Rhomberg (Owen Glendower), Friedrich Domin (Sir John Falstaff), Arnulf Schröder (Poins, Kumpan Falstaffs), Hans Clarin (Pistol, Kumpan Falstaffs), Karl Hanft (Bardolph, Kumpan Falstaffs), Gustl Weishappel (Peto), Hellen Hesse (Lady Percy), Elfriede Kuzmany (Lady Mortimer), Lotte Lang (Wirtin), Barbara Gallauner (Dortchen Lakenreisser), (Gadshill, Kumpan Falstaffs) (Schaal, Friedensrichter) (Stille, Freidensrichter) (Lady Northumberland) (Lady Percy) (Frau Hurtig, Wirtin der Schenke zum Wilden Schweinskopf in Eastcheap) (Dortchen Lakenreisser) u. v. a.

Rollen des 1. Teils: 5 männliche, 1 weibliche Hauptrolle, 13 männliche, 2 weibliche Nebenrollen, Statisterie
Rollen des 2. Teils: 6 männliche Hauptrollen, 28 männliche, 4 weibliche Nebenrollen, Statisterie

Sprache Deutsch
Erstaufführung 1956.06.06 München, Residenztheater (Bayrisches Staatsschauspiel)

Kurt Horwitz (der Intendant des Residenztheaters) spielte Heinrich IV., während Klaus Kinski den Prinz von Wales gab, unterstützt von Friedrich Domin als Falstaff. Die Generalprobe wurde vom Bayerischen Rundfunk mitgeschnitten, aber nicht gesendet. Ein gewisser Christian Jauslin aus Basel bearbeitete die Aufnahme 1993 für das deutsch-schweizerische Radio (sämtliche Umbaugeräusche und Zwischenrufe waren auszumerzen).

Klaus Kinski erzählt:

Datei:1991kinski klausBUCHichbraucheliebe.jpg

Kortner telegrafiert mir nach Wien. ICH BITTE SIE PRINZ HEINZ AM MÜNCHNER STAATSTHEATER ZU VERKÖRPERN.

Anuschka und ich fliegen nach München und mieten eine Villa in Nymphenburg. Zu den Proben fahre ich jeden Morgen mit der Strassenbahn. Nachts ficken wir und prügeln uns. [...]

Am Tag der Premiere wird Haftbefehl gegen mich erlassen. Der Funkwagen ist schon unterwegs, um mich zu verhaften. Der Grund ist wieder eine Gerichtssache, die ich vergessen hatte. Da ich meine Gage bereits weg habe und es sich um eine Summe von mehreren tausend Mark handelt, telefoniert Kortner zuerst mit dem Justizminister, um meine Verhaftung aufzuheben, und dann mit dem Finanzminister wegen der zu bezahlenden Summe. Rudolf Amesmaier schaltet sich ein und hat eine geniale Idee: Jede Regierung, jedes Bundesland, jede Stadt hat einen sogenannten "Reptilienfonds". Das ist eine Geldreserve, die nur für beispiellose, nicht vorgesehene Fälle in Anspruch genommen werden darf. Mein Fall ist einer dieser Fälle, denn es ist zumindest für ein Staatstheater ohne Beispiel, dass der Hauptdarsteller am Tag der Premiere verhaftet werden soll. Wenn die Vorstellungen deswegen ausfallen müssten, wäre der Schaden für den Staat Bayern wesentlich grösser, als wenn die Gerichtsschuld aus dem Reptilienfond bezahlt würde. Amesmaier erreicht, was er will. Der Reptilienfond bezahlt meine Schuld. Auf diese Weise hat der Staat mit Staatsgeldern den Staat bezahlt.

Quelle: 1991 Klaus Kinski Buch Ich brauche Liebe S. 183-184