1954 Film "Angst": Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 2. Oktober 2006, 18:09 Uhr

Erstaufführung Filmtitel Dauer Verleih
1954.11 Angst 83 min. US: Minerva Film
1955.06 La paura 91 min. IT:
1955 GB:
1955.12.14 La peur 83 min. FR: INDIEF
Fear US: Films, Inc. / Audio-Brandon
1975 Non credo più all'amore 75 min. IT:
Produktion Roberto Rossellini, Herman Millakowsky und Jochen Genzow für Minerva Films / Westrum Production oder Ariston Film (München) [Jochen Genzow] / Aniene Film (Rom) [Mario del Papa]
Drehbuch Sergio Amidei, Roberto Rossellini und Franz Graf von Treuberg nach der Novelle Die Angst (1910) von Stefan Zweig
Regie Roberto Rossellini. - Assistenz: Franz Graf von Treuberg, Pietro Servedio. - Dialogregie: Beate von Molo
Kamera Carlo Carlini, Heinz Schnackertz [nur deutsche Fassung]. - Kameraführung: Luigi Filippo Carta. - Assistenz Kameraführung: Peter Haller, Johann Lym
Darsteller Ingrid Bergman (Irene Wagner = Irena Wagner), Mathias Wieman (Professor Albert Wagner = Alberto Wagner), Renate Mannhardt (Johanna Schultze = Giovanna Schultze / Luisa Vidor), Kurt Kreuger (Heinz Baumann = Heinrich Stoltz = Enrico Stolz), Elise Aulinger (Martha, die Haushälterin), Luisa Vidor, Edith Schultze-Westrum, Steffie Struckl [= Steffi Stroux] (Annelore Wied), Elisabeth Wischert (Mady), Gabriele Seitz (Bubi), Klara Kraft, Rolf Deininger, Hans-Juergen Miksch, Albert Herz, Klaus Kinski (Transvestit)
Sprache Deutsch / Englisch
Schnitt Jolanda Benvenuti, Walter Boos
Kostüme Jacques Griffe (Paris) für Ingrid Bergman
Ton Carl Becker
Musik Renzo Rossellini. - Musikalische Leitung: Franco Ferrara. - Ausführung: Orchester der Accademia di Santa Cecilia
Drehzeit 1954.09-10 (insgesamt 30 Tage)
Drehort München (Deutschland)

Stefan Zweigs Novelle von 1910 ist die psychologische Studie einer leichtfertigen, verwöhnten Ehefrau. Der Leser weiss zu jeder Zeit, was in dieser Frau vorgeht, was sie denkt und was sie fühlt, denn ihm werden die Motive aller ihrer Handlungen subtil erklärt. Ganz anders bei Regisseur Rossellini, der überhaupt nichts von Psychologie hält. Er zeigt in Die Angst nur das, was man sieht. Und damit man auch etwas sieht, zeigt er die Hauptfigur Irene Wagner (Rossellinis Ehefrau Ingrid Bergman) in unendlich langen, ruhigen Einstellungen, taucht sie in ein Licht, das die Person deutlich von den jeweiligen Hintergründen abhebt. Ein wissenschaftliches Licht, in dem man auch die kleinste Bewegung der Körper erkennen kann. Zu den wesentlichen Veränderungen, die Rossellini an der Novelle Stefan Zweigs vorgenommen hat, gehört die Tatsache, dass der Mann. Albert Wagner, nicht mehr Rechtsanwalt, sondern Wissenschaftler ist. Er betreibt pharmazeutische Forschungen und arbeitet in einem Labor voller Versuchstiere. Die Fabrik wird nicht von ihm, sondern von seiner Frau Irene geleitet. Irene Wagner ist eine selbstsichere, erfolgreiche Geschäftsfrau, also ganz das Gegenteil von Zweigs Irene.

Der Film erhielt schlechte Kritiken, die häufig ein paar freundliche, wenn auch etwas gönnerhafte Worte über Ingrid Bergmans Darstellung enthielten. Jedenfalls handelte es sich dabei um den letzten gemeinsamen Film von Roberto Rossellini und Ingrid Bergman.

Vom Film wurden eine deutsche und eine englische Fassung gedreht. Der italienische Verleih brachte 1975 unter dem Titel Non credo più all'amore eine gekürzte und bearbeitete Fassung des Films noch einmal heraus. Dafür wurde bei zwei oder drei Szenen eine Erzählerstimme eingefügt, die Irenes Gedanken erklärt. Die Szene der Familie auf dem Land beim Fischen wurde herausgeschnitten. Auch der Schluss wurde geändert: Der Selbstmordversuch wurde herausgeschnitten, statt dessen fährt Irene aufs Land, erzählt der Kinderschwester die ganze Geschichte und beschliesst, ihr weiteres Leben der Liebe zu ihren Kindern zu widmen.

Inhalt

Irene Wagner (Ingrid Bergman) hat sich mit ihrem Mann, dem reichen Arzneimittelfabrikanten Albert (Mathias Wieman), auseinandergelebt. Sie versucht immer noch, sich mit ihm zu arrangieren, hat aber gleichzeitig einen Geliebten, den Komponisten Heinz Baumann (Kurt Kreuger). Von dessen früherer Freundin Johanna Schultze (Renate Mannhardt) in erpresserischer Weise belästigt, gibt sie ihr heimlich Geld. Als das Ehepaar Wagner zu einem Ausflug aufs Land aufbrechen will, um dort seine Kinder zu besuchen, ruft Johanna an und verlangt mehr Geld; Irene muss sich das Geld unter einem Vorwand von ihrem Mann und ihrer Haushälterin Martha (Elise Aulinger) borgen. Der Besuch bei den Kindern nimmt einen unharmonischen Verlauf: die Kinder streiten sich wegen eines Luftgewehrs, das die Eltern dem Sohn geschenkt haben und das die Tochter versteckt hat, und der Vater setzt seiner Familie mit seinen starren moralischen Prinzipien zu.

Nach der Rückkehr in die Stadt sieht sich Irene weiteren Erpressungen von Johanna ausgesetzt. Es gelingt der Erpresserin, einen Diamantring Irenes an sich zu bringen; Ehemann Albert fragt nach dem Verbleib des Schmuckstücks; Johanna verlangt einen so enormen Preis für die Rückgabe, dass Irene ihr erklärt, sie werde nun die Polizei verständigen. Sie weiss inzwischen auch, dass Johanna im Grunde eine Tänzerin namens Luisa Vidor ist, die in einem Nachtklub auftritt, wo auch ein Transvestit (Klaus Kinski) herumstreicht. Luisa gesteht, dass Albert, der vom Verhältnis seiner Frau zu Heinz Baumann erfahren hat, sie dafür bezahlt, dass sie Irene erpresst. Völlig verzweifelt irrt Irene umher und findet sich schliesslich in den Laboratorien ihres Mannes wieder. Dort werden Versuche mit Curare-Gift angestellt, das schnell und schmerzlos tötet. Als Irene bei ihrem Versuch, sich umzubringen, chemische Gefässe zerbricht, erwacht sie aus ihrer betäubenden Verwirrung.

Vom Schluss des Films gibt es zwei Fassungen. In Rossellinis Version denkt Irene in ihrer Scham und Verzweiflung an Selbstmord. Nachdem sie im Versuchslabor ihres Mannes eine Spritze mit Curare aufgezogen hat kommt ihr Mann und sie versöhnen sich.

Kritik

  • Erika Müller. In: Die Zeit (11.11.1954)
  • Anonym. In: Der Spiegel Nr. 47 (17.11.1954)
  • A. In: Film-DienstNr. 47 (19.11.1954) FD-Nr. 3688
  • Hans-Werner Pfeiffer. In: Die Filmwoche Nr. 46 (20.11.1954)
  • Walter Talmon-Gros. In: Filmecho Nr. 48 (27.11.1954)
  • Anonym. In: Münchner Merkur (01.12.1954)
  • H. H. [= Henning Harmsen]. In: Evangelischer Film-Beobachter Folge 49 (02.12.1954)
  • fv. In: Süddeutsche Zeitung (02.12.1954)
  • At. In: Neue Zürcher Zeitung (11.12.1954)
  • V. In: Die Tat (Zürich) (12.12.1954)
  • Angelo Solmi. In: Oggi (Anfang 1955) - [Ingrid Bergman und Rossellini] werden entweder ihren Stil radikal ändern müssen - oder sich in ein würdevolles Schweigen zurückziehen. Der Abgrund, in den sie gestürzt sind, kann an dem Film Angst ermessen werden. Nicht weil dieser Film schlechter wäre als die anderen zuletzt gemeinsam gedrehten, sondern weil er nach einem Dutzend Versuchen mit negativen Resultaten bestätigt, dass dieses Paar unfähig ist, irgend etwas zu schaffen, das vom Publikum oder der Kritik akzeptiert würde. Ingrid Bergman, einst unangefochtener Weltstar Nummer eins und Nachfolgerin von Greta Garbo, ist in ihren letzten Filmen nur noch ein Schatten ihrer selbst.
  • R. P. [= Rita Pesserl]. In: Kurier [Berlin] (12.01.1955)
  • S.-F. [= Hans Schwab-Felisch]. In: Die Neue Zeitung [München] (13.01.1955)
  • LM [=Ludwig Maurer]. In: Spandauer Volksblatt (13.01.1955)
  • W. F. [= Werner Fiedler]. In: Der Tag [Berlin] (13.01.1955)
  • W. Lg. [= Wallter Lennig]. In: Der Tagesspiegel (13.01.1955)
  • D. F. [= Dora Fehling]. In: Telegraf [Berlin] (13.01.1955)
  • Gottfried Bold. In: Welt der Arbeit [Köln] (04.02.1955)
  • F. T. [= François Truffaut]. In: Cahiers de cinéma Nr. 45 (März 1955) - Kurzkritik
  • Guido Aristarco. In: Cinema Nuovo Nr. 54 (10.03.1955)
  • Hawk. [= Robert F. Hawkins]. In: Variety Vol. 198, Nr. 2 (16.03.1955)
  • P. O. [= Pasquale Ojetti]. In: Cinema (Roma, Terza Serie) Nr. 149 (25.08.1955)
  • Jean Domarchi. In: Cahiers de cinéma Nr. 62 (August / September 1956)
  • Jacques Siclier. In: Cahiers de cinéma Nr. 52 (November 1955)
  • bel. In: Tages-Anzeiger, 22.02.1978
  • rn. [= Rolf Niederer]. In: Neue Zürcher Zeitung, 23.02.1978
  • Vincent Canby. In: The New York Times, 18.08.1979
  • Jacques Zimmer. In: Image et son : la revue du cinéma Nr. 357 (Januar 1981)
  • Jill Forbes. In: Monthly Film Bulletin Vol. 48, Nr. 566 (März 1981)
  • Anonym. In: Monthly Film Bulletin Nr. 288

Literatur

  • Das neue Filmprogramm (Neustadt an der Weinstrasse)
  • Illustrierte Filmbühne Nr 2560
  • Karin Thimm: "Ingrid Bergmans Sprache versteht jeder". In: AZ (München), 11.09.1954
  • W. A. Weigl: "Angst". In: Die Filmwoche Nr. 38 (25.09.1954) - Drehbericht
  • E. V.: "Ingrid Bergman - in Lügen verstrickt". In: Filmecho Nr. 40 (02.10.1954) - Rubrik: Besuch in deutschen Ateliers
  • Margret Gröblinghoff: "Roberto dichtet mit der Kamera". In: Telegraf (Berlin), 31.10.1954
  • Lawrence J. Quirk: Ingrid Bergman und ihre Filme (München : Goldmann, 1982)