Ruedi Walter: Unterschied zwischen den Versionen

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[[image:walter_ruedi04.jpg|right|thumb|400px|Margrit Rainer und Ruedi Walter]]
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[[image:country_ch.gif]] Schweizer Schauspieler ; geboren 10. Dezember 1916 in Solothurn als Rudolf Walter, gestorben 16. Juni 1990 in Basel
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<b>Ruedi Walter</b> war der Sohn eines Vertreters und kam als Fünfjähriger nach Basel. Nach zwölf Jahren Schule machte er die Handelsmatur. Bereits zur Maturafeier komponierte, textete und exekutierte er eine öffentliche Revue im Basler Stadt-Casino. Anstatt aber weiter an Theater zu denken, bildete er sich kaufmännisch weiter: er machte eine "Praktikantenlehre" bei der Firma Bopp und Co. (Bäcker- und Konditorenbedarf), die jedoch nach zwei Jahren in Konkurs ging. Das und die Aussicht, als Unteroffzier ausgehoben zu werden liess ihn Auslandspläne schmieden. Paris mit der Sorbonne und guten Sprachschulen war die erste Station, London die zweite. Hier besuchte er nicht nur Englischkurse, sondern war als Volontär beim Teegrossisten Twining Crossfield tätig, zuerst als Korrespondent, dann als eigenständiger Sachbearbeiter für das Kontinentalgeschäft. Nach seiner Rückkehr in die Schweiz trat er im April 1939 in die Firma Maggi in Kemptthal ein, wo er als Mitarbeiter der Werbeabteilung im selben Sommer an der Schweizer Landesausstellung in Zürich beschäftigt wurde. Da er noch kein halbes Jahr bei der Firma war, erhielt er aus Anlass der Allgemeinen Kriegsmobilmachung vom 30. August 1939 die Kündigung. Bis Ende 1940 blieb er in der Armee und wurde später im Hilfsdient eingesetzt. Er übernahm dann die Büroleitung des Maggi-Depots in Basel.
 
Kaum zurück in Basel begann er zusammen mit seiner sechs Jahre jüngeren Schwester Gertrud Walter bei Eva Bernoulli und dann vor allem bei Gustav Hartung Schauspielunterricht zu nehmen. Zusätzlich liess er sich ebenfalls nebenberuflich bei Margit von Tolnai in Sprechtechnik und Gesang ausbilden. Nach einer Aufführung der Hartung-Schüler von Frank Wedekinds <i>Kammersänger</i> wurden Ruedi und Gertrud Walter von Oskar Wälterlin ans Basler Stadttheater engagiert; allerdings verzichtete Ruedi Walter im Gegensatz zu seiner Schwester auf eine Vollanstellung, da ihm das Theaterleben zu riskant erschien. Er spielte die verschiedensten Rollen und fiel schon damals durch seine besondere Begabung in der Komik auf.
 
Nach seiner Zeit beim "Cabaret Cornichon" gründete <b>Alfred Rasser</b> 1943 das "Cabaret Kaktus", wo sich Ruedi Walter spontan meldete und auch aufgenommen wurde. Nach Feierabend wirkte er so an den ersten beiden Programmen des "Cabaret Kaktus" mit, wo er als versponnener Bürokrat, ereifernd-geifernder Eishockey-Reporter und hysterischer Luftschutzoffizier auftrat. 1944 erhielt er die Chance, anstelle weiteren Hilfsdienstes mit der Soldatenbühne "Bärentatze" vor Armeeangehörigen zu spielen. <i>Glück im Unglück</i> hiess das Lustspiel, in dem er als verliebter Büroangestellter alle Militäreinheiten und gelegentliches Zivilpublikum zum Lachen brachte. Nach seiner Dienstentlassung musste er sich endgültig zwischen seinem bisherigen Beruf und der Bühne entscheiden; er entschied sich fürs Theater. In Alfred Rassers Grosserfolg <i>HD-Soldat Läppli</i> und im Folgestück <i>Demokrat Läppli</i> spielte er er den Rheingässler Mislin und machte mit dessen Hösch-Jargon schweizerische Sprachgeschichte. Über 600mal spielten die beiden Komiker die beiden Stücke vor ausverkauften Häusern.
 
Bei einem dritten Läppli mochte Ruedi Walter allerdings nicht mehr mitmachen und stiess stattdessen 1948 zum Ensemble des "Cabaret Cornichon", wo er sich vor allem an eine junge Zürcher Kollegin anschloss: <b>Margrit Rainer</b>. Die zwei Jahre, die er mitwirkte, waren der Versuch, sich nach der "Geistigen Landesverteidigung" der Kriegsjahre ein anderes Ziel zu setzen. Noch vor der 1951 erfolgten Auflösung des inzwischen ausgeleierten "Cabarett Cornichon" setzte Walter sich mit Margrit Rainer ab und machte sich selbständig. 1950 zeigten die beiden mit Helen Vita und Harro Lang im Embassy das eigene Programm <i>Ganz unverbindlich</i>, das Walter Baumgartner am Klavier begleitete und für das C. F. Vaucher, Werner Wollenberger und César Keiser die Texte geschrieben hatten. Nach dem zweiten Programm <i>Schöni Luftballönli</i> wurde dieses Intermezzo allerdings beendet. Das Schauspielhaus in Zürich suchte dann für Paul Burkhards <i>Die kleine Niederdorf-Oper</i> nach Dialektschauspielern. Ruedi Walter wollte eigentlich die Gangsterrolle, liess sich aber vom Komponisten dazu überreden, den Bauern Heiri zu spielen - eine Figur, die er noch einmal auf der gleichen Bühne und dann zweimal im Corso-Theater verkörperte.
 
Bei der gemeinsamen Kabarettarbeit mit Margrit Rainer schätzte Ruedi Walter besonders ihre Art, mit leiseren Tönen zu arbeiten, anstatt alle Register komödiantischer Mittel zu ziehen. Sie erfüllte in vollkommener Weise, was er sich selber zum künstlerischen Grundatz gemacht hatte: "Man darf nichts <i>machen</i>, man muss <i>sein</i> und sich selbst geben." Den Einstieg in ihre jahrzehntelange gemeinsame Karriere bot 1954 das Zwei-Personen-Stück <i>Das Himmelbett</i> von Jan de Hartog. Die beiden waren von den Inszenierungen in Paris und München dermassen begeistert, dass sie eine schweizerdeutsche Fassung veranlassten und zusammen auf die Bühne brachten. 1954 spielte Ruedi Walter in Zürich in der Schauspielhaus-Inszenierung von Paul Burkhards <i>Der Schwarze Hecht</i> als Onkel Fritz, 1966 und 1981 in zwei weiteren Inszenierungen den Onkel Gustav. Margrit Rainer stellte in diesem Stück, das in Deutschland als <i>Feuerwerk</i> erfolgreich war, die Köchin dar.
 
1955 kommentierten Margrit Rainer und Ruedi Walter für Radio Basel in der Sendung <i>Spalebärg 77a (Bis Ehrsams zem schwarze Kaffi)</i> jeden dritten Samstag nach den Mittagsnachrichten in traulich-heiterem Gespräch die Ereignisse der Zeit. Anfänglich schrieben Hans Haeser, der Vater der Reihe, und Regisseur Hans Hausmann die Texte, doch bald blieb diese Aufgabe an Ruedi Walter hängen, der die Dialoge sich und Margrit Rainer auf den Leib zu schreiben wusste, sodass die Zuhörer zuletzt tatsächlich glaubten, die beiden wären ein Ehepaar und am Basler Spalenberg nach ihrer Wohnung suchten. Mit elfjähriger Laufzeit mit regelmässigem Hörerrekord ist diese Sendung bis heute einmalig geblieben.
 
 
 
Ende der 1940er Jahre traf er im schlaff werdenden <b>Cornichon</b> auf die Zürcher Schauspielerin <b>Margrit Rainer</b>, mit der er alsbald eine untrennbare künstlerische Ehe einging: ab Anfang der 1950er Jahre begannen sie mit Kollegen eigene Kabarett-Programme zu erarbeiten. Zur Künstler-Ehe gedieh das Duo aber nie - Ruedi Walter verheiratete sich nämlich mit der früheren Schauspielerin Irène Camarius und Margrit Rainer mit dem Schauspieler und Regisseur Inigo Gallo. Walters Verbindung mit Margrit Rainer erwuchs aus einem gemeinsamen Berufsverständnis und aus nahezu gleichen Ansichten über das Showgeschäft, das sie ausübten, wenn auch nicht aus der deckungsleichen Übereinstimmung ihrer Charaktere. Denn während Margrit von mütterlichem Gleichmut und weiblicher Ausgeglichenheit ist, neigte Ruedi mitunter zu raschem und äusserst temperamentvollem Aufbrausen, insbesondere vor Premieren, wo er die Welt in den schwärzesten Farben sah. Beide waren unglaublich vielseitig und verwandlungsfähig, beide fanden für die kleinen Leute, die sie wieder und wieder vorstellten, immer wieder neue Gesichter, Gesten und Verhaltensweisen. Sich lustig gebend, machten sie sich niemals über ihre Figuren lustig. Lachen erzeugend, gaben sie sich niemals der Lächerlichkeit preis. Sie liebten die kleinen Leute, zu denen sie, sehr bewusst, gehörten. Von der Erzeugung schadenfroher Lustigkeit durch Witze hielten sie wenig, vom Humor, der aus innerer Heiterkeit erwächst, alles. Ihr Herz gehörte den kleinen Schweizern, den Bauern und Handwerkern, den Hausfrauen und Müttern, den Pfadfindern und vor allem den Jassern, denn nichts schätzten beide mehr, als den Jass, vor allem Ruedi Walter. Vom Jassen konnte ihn eigentlich nur eines abhalten - eine gelegentliche Pferdewette.
 
Walter und Rainer waren auch in den 1950er Jahren besonders dank ihrer Radiosendungen <i>Spalebärg 77a</i> und <i>Bis Ehrsams zum schwarze Kaffi</i> beliebt, bei deren Ausstrahlung jeweils die halbe Schweiz vor dem Radio sass. Vor allem aber spielte Ruedi Walter auf der Bühne und verkörperte in seinem Schauspielerleben rund 500 Charaketere. Er konnte in jeder Rolle überzeugen, ob als Bäuerlein Heiri in der <i>Kleinen Niederdorf-Oper</i> oder als Estragon in <i>Warte uf de Godot</i>. Seinen Ruf als Volksschauspieler erwarb er sich unter anderem mit seinen Glanzrollen in den oft lokalpatriotisch angehauchten Zürcher Musicals von Werner Wollenberger, Hans Gmür, Max Rüeger, Karl Suter (Text), Hans Moeckel und Paul Burkhard (Kompositionen): Neben der <i>Kleinen Niederdorf-Oper</i> waren dies Stücke wie <i>Eusi chlii Stadt</i>, <i>Golden Girl</i> und <i>Bibi Balu</i>. Zum Schauspiel-Ensemble dieser Musicals gehörten neben Ruedi Walter und Margrit Rainer unter anderen auch Ines Torelli, Inigo Gallo, Edi Huber, Vincenzo Biagi, Jörg Schneider und Paul Bühlmann. "Ein Volksschauspieler zu sein ist eine grosse Ehre für mich", sagte er in einem Interview kurz vor seinem Tod. "Das bedeutet mir wahnsinnig viel. Ein Volksschauspieler ist ein Schauspieler, der dem Volk gehört. Einer, den das Volk akzeptiert als einen der seinen."
 
1978 (gemeinsam mit Margrit Rainer) und 1986 erhielt Ruedi Walter den Prix Walo. Auch nach Margrit Rainers überraschendem Tod 1982 spielte Ruedi Walter in etlichen Schweizer Filmen und Fernsehproduktionen und sogar im Schweizer Nationalzirkus Knie weiter. Am 6. Mai 1984 erhielt erim Corso-Theater in Zürich den Hans Reinhart-Ring. Ruedi Walter stand so bis zu seinem Tod auf der Bühne und vor der Kamera, obwohl seine Sehkraft immer mehr nachliess. Zuletzt spielte er fast blind. Er starb 1990 als 73jähriger unerwartet an den Komplikationen einer Knie-Operation.
 
Ruedi Walter war mit der Schauspielerin Irène Camarius verheiratet, mit der er auch in vielen Bühnenstücken gemeinsam auftrat. Er hatte zwei Kinder, Nicole und Dominic.
 
Die netten Zürcher haben neuerdings irgendwo im Schilf (Oerlikon) sogar eine Strasse nach Ruedi Walter benannt.
 
 
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Aktuelle Version vom 20. März 2009, 18:20 Uhr


 

 

 

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