Text "Die Ballade von den schönen Frauen in Paris" (François Villon; Nachdichtung von Paul Zech)

Aus Ugugu
Version vom 5. November 2006, 00:27 Uhr von Michi (Diskussion | Beiträge)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Wechseln zu: Navigation, Suche

Klaus Kinski rezitierte diese Ballade unter dem Titel "Keine Frau auf Erden".

Text

Schöne Frauen gibt es überall
auf der weit und breiten Erdenwelt,
ob am Tiber oder Senegal,
im Palast und im Zigeunerzelt,
ob sie braun sind oder schwarzverbrannt,
ob in Flandern oder Samarkand,
Japanesin oder Niggerweib,
Ebenholz- und Alabasterleib:
Keine Frau auf Erden küsst so süss,
wie die schönen Frauen von Paris.
 
Auch in Polen und in Wien und Rom,
in der Steppe und vom Kaukasus
bis zum Nil und Amazonenstrom
sind die Frauen wild nach einem Kuss.
Auch in Preussen, Holland und Madrid,
(Eskimos und Lappen zählen mit)
wird von früh bis spät geküsst.
Aber dass ihr auch noch dieses wisst:
Keine Frau auf Erden küsst so süss,
wie die schönen Frauen von Paris.
Selbst die Fraun im grauen Altertum,
Königin von Saba, Niobe,
Dalila, Astarte und der Ruhm
der Lucinde, Sappho, Canadacé,
Helena, Lacmé und Potiphar,
muss verblassen und ins Nichts zergehn
wie der Schnee vom vorigen Jahr;
denn das Wort, das bleibt hier stehn:
Keine Frau auf Erden küsst so süss,
wie die schönen Frauen von Paris.
 
Zum Geleit:
 
Drum hab ich auch nicht lange nachgedacht
und den Mädchen von Paris dies Lied gemacht:
Wenn der Wind es nicht verweht,
wird es sein auch euer Nachtgebet:
Keine Frau auf Erden küsst so süss,
wie die schönen Frauen von Paris.