1995.12 movie "Der Trinker"

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country de.gif Deutschland 1995 - Farbe (TV)

Produktion WDR
Drehbuch Ulrich Plenzdorf nach dem Roman von Hans Fallada
Regie Tom Toelle
Kamera
Darsteller Christian Grashof, Harald Juhnke (Erwin Sommer), Jutta Wachowiak (Ehefrau)
Sprache Deutsch
Drehort Wustrau (Brandeburg, Deutschland)
Drehzeit War am 17.12.1995 sicher schon fertig gedreht.
Filmdauer
Erstaufführung 1995.12.04 (Deutschland Kinopremiere) - 1995.12.06 (Deutschland TV: ARD)
Zusammenfassung Hauptfigur ist der Getreidehändler Erwin Sommer (Harald Juhnke) mit eher grossbürgerlicher Frau (Jutta Wachowiak). Die billigere Konkurrenz schnappt ihm die Aufträge weg. Er sieht sich dem doppelten Druck nicht gewachsen: den neuen Erfolgsrezepten der Zeit und der unerschütterlichen Tüchtigkeit der Gemahlin, die stets etwas "Höheres" von ihm erwartet hat. Sommer lässt eine Flasche aus dem Keller kommen. Der Wein rinnt durch seine Kehle wie ein Sturzbach in der Schneeschmelze. Eine Orgie schon diese Szene, ein Akt der Befreiung: nach unten und immer tiefer. Wie im Zeitraffer demonstriert der dem Korn ergebene Erwin Sommer den unaufhaltsamen Absturz. Nur mit der Flasche kann dieser Trinker so sein, wie er möchte und es vielleicht ist: bindungslos, frei, voller Erlebnissehnsucht und Erfahrungskraft. Ein Schwächling im Leben, ein selbstironischer, zärtlicher, gewaltiger Rauschheld, der seiner Frau die neue Perspektive mitteilt: Auch ganz unten gibt es Gefühle - Schmerzen und Freuden. Dem Verlust von Selbstbewusstsein in quälenden Augenblicken der Nüchternheit hätte allerdings noch mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden können. Erwin Sommer verkommt schliesslich im Kriminellen verkommt, verstummt in der Kolportage (seine Frau heiratet den ärgsten Konkurrenten) und begeht am Ende eine Art Selbstmord.
Plenzdorfs Drehbuch verlegt die Handlung vom Ende der 1940er Jahre in die gegenwärtige Wendezeit - das sei möglich gewesen, weil Fallada, selbst Trinker und Morphinist, aus Angst vor Beschlagnahmung seines 1944 in einer Nervenheilanstalt geschriebenen Werks keinerlei Zeitbezüge vorgegeben habe.