1948 Film "Morituri"

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Erstaufführung Filmtitel Dauer Verleih
1948.09.24 Morituri 88 min. country de.gif DE:
Morituri 80 min. country de.gif DE:
Produktion Artur Brauner für Central Cinema Comp. Film GmbH [CCC] (Berlin)
Drehbuch Gustav Kampendonk nach einer Idee von Artur Brauner
Regie Eugen York
Kamera Werner Krien. - [Schwarzweiss]
Darsteller Catja Görna, Lotte Koch, Hilde Körber, Winnie Markus, Walter Richter, Sigmar Schneider, Carl-Heinz Schroth, Josef Sieber, Peter Marx, Alfred Cogho, Josef Almas, Ellinor Saul, Ursula Bergmann, Willy Prager, Annemarie Haase, Karl Viebach, Bob Kleinmann, Michael Günther, Erich Dunskus, David Minster, Franja Kamienietzka, Claus Kinski [= Klaus Kinski], Gabriele Hessmann
Sprache Deutsch
Schnitt Walter Wischniewsky
Ausstattung Hermann Warm, Bruno Monden
Produktionsleitung Hans Lehmann
Musik Wolfgang Zeller

Das Drehbuch wurde vom Produzenten Artur Brauner inspiriert, der 1918 als Sohn eines jüdischen Holzgrosshändlers in Lodz (Polen) geboren wurde. Brauner war aus einem KZ ausgebrochen und hatte sich in Ostdeutschland durchgeschlagen. Er besass er die Produktionsgesellschaft CCC Film (Central Cinema Company Film GmbH, später CCC Filmkunst GmbH & Ko. KG).

Neben Herbert B. Fredersdorfs Lang ist der Weg (1948) war Eugen Yorks Morituri (1948) einer der wenigen westdeutschen Filme, die sich mit der Zeit der Verbrennungsöfen und dem Grauen der Vernichtungslager auseinandersetzte. Lang ist der Weg wurde mit Unterstützung der amerikanischen Besatzungsmacht in München produziert und ist ein halbautobiographischer Bericht der Erlebnisse des Hauptdarstellers Israel Becker. Der Film zeichnete sich weniger durch besondere Regie- oder Schauspielerleistungen aus, vermittelt aber eine Fülle von Informationen und dokumentarischem Material.

Morituri dagegen ist ein Schauspielerfilm mit mehr künstlerischen Ambitionen, stützt sich aber ebenfalls auf Tatsachen und authentische Erlebnisse. Der Produzent Artur Brauner berichtet von seinem eigenen Schicksal im KZ und bei den Partisanen. Der Film war zwar kein Kunstwerk, aber seine Mängel resultierten aus besonders schwierigen, primitiven Produktionsbedingungen. Der Film stiess beim Publikum auf wenig Gegenliebe, weil, wie Brauner in seinen Erinnerungen schreibt, die Menschen ihn einfach nicht sehen wollten. "Die Zeit war, wie man in solchen Fällen zu sagen pflegt, noch nicht reif dafür. Das heisst: niemand hatte Lust, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen. Die einen nicht, weil sie kein blütenweisses Gewissen hatten. Die anderen nicht, weil sie froh waren, diese Vergangenheit endlich hinter sich zu haben. Und nun kam einer und frass das Gras, das gerade anfing, darüber zu wachsen, wieder runter. Nee, also wissen Se, nee, meinten nicht nur die Berliner."

Mit diesen derben, aber zutreffenden Worten charakterisierte Artur Brauner die Lage. Nimmt es dann Wunder, dass es in Deutschland so wenig aufrichtige Filme der Abrechnung mit der Vergangenheit gab?

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Ein polnischer Arzt, dessen Frau von der SS ermordet wurde, untersucht in einem Konzentrationslager die auf dem Lagerhof angetretenen Häftlinge und erklärt sie für arbeitsunfähig. Er verhilft ihnen zur Flucht in ein Waldversteck, wo sich schon Verfolgte unterschiedlicher Nationalität aufhalten. Die Front rückt immer näher und die Lebensmittel werden knapp, als polnische Flüchtlinge erscheinen und neue Vorräte mitbringen. Der polnische Arzt sprengt eine Brücke in die Luft, woraufhin die SS den Wald durchkämmt. Auf der Suche nach einem Fluchtweg wird der Arzt erschossen. Doch unmittelbar vor der Entdeckung durch die SS kommt die Nachricht, dass sich die Deutschen zurückziehen müssen. Die Menschen sind endlich frei.

Kritik

  • Die Hersteller des Films machen sich nicht die Mühe, die Verbrüderungsgemeinschaft der hier gezeigten Menschen als Ergebnis von Einsichten und Erkenntnissen erscheinen zu lassen. Die praktizierte Verbrüderung wird lediglich durch die Tatsache motiviert, dass sich die Menschen in einer Ausnahmesituation befinden: Sie werden gemeinsam von einer sie bedrohenden Macht verfolgt. Für den Filmbetrachter des Jahres 1948 besteht eine solche Ausnahmesituation nicht. Damit verliert die im Film dargestellte Argumentation ihre Überzeugungskraft. Das Motiv für die Verbrüderung ist auf die Nachkriegszeit nicht mehr übertragbar. [Peter Pleyer: Deutscher Nachkriegsfilm 1946-1948]